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Wiener Handwerk: Wiener Seife

Wiener Seife

Wiener Handwerk ist nicht nur der Titel einer Messe, die der WIENER im Herbst veranstaltet. Der Begriff steht längst für Authentizität und höchste Qualität, wie die Wiener Seife beweist.

Text: Hannes Kropik

Sie zählt seit Ewigkeiten zu den wichtigsten Errungenschaften der Menschheit, erste Spuren ließen sich bei den Sumerern rund 4.500 vor Christus nachweisen. Nach einer vergleichsweise kurzen Zeitspanne, in denen eine breite Palette von Duschgels in den Badezimmern Aufstellung genommen hat, duftet es jetzt betörend nach einer Renaissance der guten alten Seife.

Ein Eindruck, der umso stärker im Verkaufslokal von Wiener Seife wirkt. Betreiberin Sonja Baldauf beschreibt den Weg mit einfachen Worten: ums Eck vom Rochusmarkt – und dann immer der Nase nach. In diesem Souterrain-Shop in der Hintzerstraße lagern auf knapp 50 Quadratmetern etwa 7.000 Seifen, die Werkstatt liegt auf der anderen Straßenseite. „Was mich an Seife so fasziniert? Ich kann aus natürlichen Rohstoffen selbst ein Produkt erzeugen, das mich glücklich macht, weil es angenehm duftet und der Haut guttut.“

Die Herstellung folgt im Prinzip einer einfachen chemischen Reaktion: Verseifung lässt sich gar nicht verhindern, wenn Fette (im Fall der Wiener Seife Kokosöl) mit einer Lauge vermischt werden. Das Geheimnis einer guten Seife liegt aber nicht nur im exakten Mischverhältnis der richtigen Zutaten, sondern auch im Wissen, zu welchem Zeitpunkt und bei welcher Temperatur sie beigemengt werden: „Wer Seifen herstellt, muss hören, riechen und sehen können. Mein Mann, der den Rührkessel bedient, kann alleine am Klang der Maschine erkennen, wie weit der Verseifungsprozess fortgeschritten ist.“

Nach etwa vier Stunden ist eine Mischung für 50 Kilo Seife fertig, danach kühlt sie mehrere Tage in einer Holzkiste ab. Die feste Masse wird danach auf einer 120 Jahre alten Schneidemaschine, von den Besitzern liebevoll Krokodil genannt, zurechtgeschnitten und die 300 einzelnen Seifenstücke danach weitere drei bis vier Tage luftgetrocknet. „Im Prinzip arbeiten wir genauso wie die alten Seifensieder vor 100 Jahren.“ Einziger Unterschied zu früher: der Verwaltungaufwand! Alle Rezepte bedürfen einer Zertifizierung, über jede Charge muss exakt Buch geführt und die Informationen über alle Zutaten und ihre Lieferanten zehn Jahre lang gespeichert werden.

Die gebürtige Vorarlbergerin hat den Betrieb vor zehn Jahren eröffnet, ihr Mann, ein ehemaliger Banker, ist vor sechs Jahren aus der Schweiz nach Wien übersiedelt, um sich statt trockener Zahlen wohlriechender Naturkosmetik zu widmen. Die Produktpalette umfasst über 70 verschiedene Seifen, darunter Rasierseifen für den Mann von Welt. Mehr soll es nicht werden. Einerseits wegen des bürokratischen Aufwands, andererseits legt Baldauf Wert auf Authentizität: „Wir könnten von Handarbeit auf größere Maschinen umstellen, aber das ginge zu Lasten der Qualität. Das will ich nicht.“ Der Zukunft blickt Sonja Baldauf jeden­ falls freudig entgegen. Tochter Caroline, 34, hat Lebensmitteltechnologie mit Schwerpunkt Kosmetik studiert und arbeitet zurzeit in der Schweiz in einem großen internationalen Konzern: „Im Urlaub hilft sie schon mit. Sie wäre genau die Richtige, um unseren Familienbetrieb zu übernehmen.“Wiener Seife gibt es direkt im Shop in der Hintzerstraße 6, 1030 Wien, oder auf wienerseife.at.
 Außerdem präsentiert sich der Familienbetrieb bei unserer Ausstellung „WIENER Handwerk“.

Zeitraum: 25. bis 27. November 2016
Dauer: Freitag und Samstag 10:00-19:00, Sonntag 10:00–18:00 Uhr
Location: Sofiensäle, Marxergasse 17, 1030 Wien
www.wiener-handwerk.at