AKUT
Café Latte
Du wirst nie wieder einfach einen Café Latte trinken können…
von Sarah Wetzlmayr
Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht schon mindestens einmal in seinem Leben eine scheinbar bahnbrechende Geschäftsidee geboren hat, die unendlichen Reichtum und ein unbeschwertes Leben bringen sollte. Tatsächlich brachte sie aber – da diese Ausgeburt der Kreativität meistens mit erhöhtem Alkoholkonsum einherging – nur unendliche Kopfschmerzen und weitere mittelgroße Beschwerden. Aus der Symbiose von Autowerkstatt und Diner, der Verschmelzung von Anzuggeschäft und Pub und der glücklichen Verbindung eines Büros mit einer Brauerei wurde dann meistens nichts. Aus verschiedenen Gründen: Totaler Blödsinn, Utopie, fehlendes „Machertum“. Man kann es sich schon vorstellen…
Der Schweizer Erotikunternehmer Bradley Charvet ist da anders. Der hatte eine Vision, die irgendwo in einer Grauzone zwischen Utopie und Dystopie changiert und die er tatsächlich auf zwei Beine stellen möchte, während die ganzen „Pseudo-Macher“ vor lauter Verkaterung noch auf allen Vieren herumkrabbeln. Und obwohl wir auch ganz gerne mal zu denen gehören würden, die machen und nicht nur reden, macht das seine Idee nicht weniger gestört: Er möchte zwei sogenannte „Blowjob-Cafés“ eröffnen, die – wie der Name schon sagt – auf zwei ganz unterschiedlichen Ebenen verwöhnen sollen. Während man(n) also seinen Café Latte schlürft, geht es etwas weiter unten um eine ganz andere Latte. Die verschiedenen Frauen, die ihre Dienste unterhalb der Bar verrichten, sollen per iPad auswählbar sein. Blickkontakt darf keiner hergestellt werden. Bezeichnenderweise soll das Ganze „Café Pipe“ heißen. Ein zweites Blowjob-Café soll in UK eröffnen. Für das auf der Insel herrschende Bordell-Verbot hat der kreative Freigeist natürlich auch eine Lösung parat: Hier sollen Sex-Roboter den Job verrichten. Gerade als wir also dachten, dass das eben noch so verherrlichte „Machertum“ absurder nicht werden könnte, nahm der sogenannte Unternehmergeist nochmal gruseligere Formen an.