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Doppel-Weltmeisterin Eva Walkner

Eva Walkner Interview

Hannes Kropik

Endlich startet in Andorra die Freeride World Tour 2017. Eva Walkner ist nicht böse, dass der geplante Auftakt verschoben werden musste, freut sich über die Rückkehr zu ihrem allerersten Skisponsor – und geht das Projekt Titelverteidigung etwas ruhiger an als zuletzt.

Interview: Hannes Kropik

WILDER WIENER: Eva, der Auftakt der Freeride World Tour in Chamonix musste vergangene Woche wegen schlechter Schneebedingungen verschoben und nach Andorra verlegt werden, wo in den nächsten Tagen zwei Events ausgetragen werden …
EVA WALKNER: Verschiebungen gehören bei uns dazu, das sind wir gewohnt. Mich hat es gar nicht so sehr gestört, weil ich ja ohnehin nicht der große Wettkampftyp bin. Es war letztendlich eine entspannte Zeit, denn Chamonix ist auch dann ein geiler Flecken Erde, wenn du einfach nur ein bisschen Sightseeing machst wie andere Touristen auch.

Kennst du das Face in Andorra schon?
Diesmal sind ja zwei Events auf verschiedenen Faces geplant. Auf einem der Hänge sind wir vor zwei Jahren schon einmal gefahren. Allerdings kann man daraus keine Rückschlüsse für heuer ziehen, denn mit den jeweiligen Schneebedingungen kann sich die Charakteristik eines Hanges komplett ändern. Sam Smoothy ist damals jedenfalls eine legendäre Route gefahren, sie nennen sie Smoothy´s Garden. Es gab praktisch keinen Schnee, aber Sam hat unglaublich viel aus diesem Face herausgeholt!

Wie gut bist zum Saisonstart in Form?
Ich habe sicher gut trainiert, habe aber die Skimarke gewechselt. Es braucht immer eine gewisse Zeit, bis man sich auf den neuen Ski eingestellt hat. Im Grunde fühle mich aber irgendwie nie richtig ready. Ich denke mir jedes Jahr: Ich hätte doch noch ein bisserl mehr trainieren können. Es liegt wohl in meiner Natur, dass ich nie ganz zufrieden bin.

Du bist zweifache Weltmeisterin – und immer noch nervös vor dem Start?
Ja, in den Tagen vor einem Contest bin ich extrem angespannt und kann nichts essen. Aber in den eineinhalb Minuten eines Runs bin ich so fokussiert, dass ich alles andere vergesse.

Was ist dein Ziel für diese Saison? Wieder die Titelverteidigung?
Ich sehe es nicht so verbissen. Ich haben die Tour 2015 und 2016 gewonnen – wenn heuer eine andere Riderin vorne ist, dann vergönne ich es ihr. Wichtig ist, dass ich mit mir selbst und meinen Leistungen zufrieden bin. Ob es dann für den Sieg reicht, steht für mich nicht so sehr im Vordergrund. Ich fahre nicht mit dem gleichen Ehrgeiz wie vor zwei Jahren.

Du bist, wie erwähnt, auf die Traditionsmarke Blizzard umgestiegen. Was zeichnet diesen Ski aus deiner Sicht aus?
Der Sitz und damit das Herz der Firma ist in Mittersil. Ich kenne die Fabrik und weiß, dass bei dem Ski nichts Made in China ist, sondern wirklich in Österreich produziert wird. Blizzard kommt wie auch ich vom Rennlauf, sie wissen, wie sie Ski zu bauen haben – und das kommt mir sehr entgegen. Ich bin keine verspielte Skifahrerin, sondern brauche einen etwas härteren Ski. Vor allem aber: Blizzard war mein allererster Skisponsor! Ich war damals sieben Jahre alt und ich habe mich damals so gefreut, dass der Papa keine Ski mehr für mich kaufen muss.

Apropos Erinnerungen: Ihr habt euch in Chamonix mit einer Trauerfeier von Estelle Balet und Matilda Rapaport verabschiedet, die beide vergangenes Jahr ums Leben gekommen sind. Was geht einem da als Sportler bei so einer Zeremonie durch den Kopf?
Natürlich sind die Tränen geflossen. Aber es war eine sehr schöne Zeremonie vor dem Mont Blanc, sehr stimmungsvoll. Estelles Freund Léo Slemett hat eine sehr schöne Rede gehalten, ihr Papa auch. Und am Schluss sind ein paar Bergdohlen durch die Luft geflogen. Man sagt ja, dass verunglückte Bergsteiger oder Skifahrer als Bergdohlen wiedergeboren werden beziehungsweise, dass deren Seelen in den Bergdohlen weiterleben. Deshalb war dieses Treffen zwar sehr traurig, aber irgendwie auch schön. Es war ein würdevoller Abschied.

Die beiden werden der Tour sportlich und vor allem menschlich sehr fehlen.
Ja. Matilda war immer eine sehr ruhige, stille Persönlichkeit. Und Estelle war das genaue Gegenteil, sie war immer so lustig, so laut, so präsent, so verrückt. Man hat in Chamonix genau gemerkt, wie sehr uns die beiden abgehen.Der Auftakt der Freeride World Tour 2017 wurde witterungsbedingt von Chamonix nach Andorra verlegt, wo nun zwei Events stattfinden sollen. Der erste Contest soll am 9. Februar (mit 24 Skifahrern, elf Skifahrerinnen, neun Snowboardern und acht Snowboarderinnen) an einem der anspruchsvollen Hänge von Vallnord-Arcalis stattfinden. Ein Live-Stream ist auf www.wilder-wiener.at zu sehen.