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Wiener des Monats: Karl Katoch

Der furiose Macher: Karl Katoch verleiht dem Zweirad Flügel.

Text: Franz J. Sauer / Foto: Maximilian Lottmann

Einst schrieb er für dieses Medium engagierte Zweiradtests. Dabei ging es stets um die Sache, weniger um den Wortwitz, obwohl der oftmals von selbst auftrat. Wenn Karl etwa jedes zweite Motorrad gen Osten in den Sonnenuntergang cruisen ließ. „Schreib des um, Franz, du waaßt eh, wia i’s maan“ war ein gern genommener Satz des coolen Katoch in der Schlussproduktion, den eigentlich noch nie jemand, den wir kennen, mit etwas anderem als Ruhepuls erlebt hat, auch wenn’s eng wird. Neben den Zweirad-Texten für den WIENER schrieb Karl noch für den legendären Reitwagen, das offizielle Motorradfahrer Standardwerk am heimischen Zeitschriftenmarkt (er ist im dortigen Biotop übrigens hinlänglich als „Furious Carl“ bekannt), betreibt das erfolgreiche Online Portal ­motorradreporter.at, schupft mit eineinhalb Händen seinen Zivilberuf als Magis­tratsbeamter der Stadt Wien (Abteilung Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten) und erfand quasi als erweiterte Spielart des eigenen Hobbys, nämlich auf möglichen und unmöglichen Pisten Offroad Motorrad zu fahren, das mittlerweile Weltruhm genießende Erz­bergrodeo.

Als dieses 1995 erstmals mit 120 Startern vom Stapel lief, gab Katoch neben Organisator, Rennleiter und Zielflaggenschwenker auch den Leberkässemmel­verkäufer am Streckenrand, mittlerweile ist das Ganze zu einem Motorsportevent von Formel-1-Dimensionen angewachsen – anders als ebendort aber noch immer mit ganz viel erdigem Kontakt zur Basis. Was hauptsächlich daran liegt, dass Karl Katoch eben kein slicker Funktionär, sondern leidenschaftlicher Motorsport-Fan durch und durch ist, der halt nebenbei ziemliches Organisationstalent und Veranstaltergeschick sowie das richtige Gespür für die richtigen Leute besitzt. So war er es, der beim Rodeo 2007 dem eigentlich als Zuschauer angereisten Taddy Blazusiak, nachdem er ihn beim Trial-Fahren beobachtet hatte, eine Leih-KTM zur Verfügung stellte, worauf dieser stante pede das Rennen gewann und eine internationale Karriere startete. Als man bei Kawasaki 2013 nachfragte, warum man ausgerechnet Seppi Fally ein Wettkampfmotorrad aushändigen sollte, weil dieser damit gewinnen würde, antwortete Katoch mit dem legendären Sager: „Des waaß i, wäu i Koarl haaßen tua.“ Dass Fally in Folge den Prolog gewann, muss hier wohl nicht extra erwähnt werden …

So geht das nun also bereits seit 22 Jahren am Erzberg dahin und jedes Jahr werden beim anerkannt härtesten Enduro-Rennen der Welt neue Rekorde gebrochen, vor ­allem was Streckenführung und Schwierigkeitsgrad derselben betrifft. Auch das ­Zuschauerinteresse steigt von Jahr zu Jahr und eine gute Platzierung am Erzberg gilt als Garant für weiterhin lukrative Ausrüster- und Sponsorverträge in der Branche. Heuer geht das staubige Remmidemmi vom 15. bis 18. Juni über die Bühne (Programm unter erzbergrodeo.at), und Karl wird ­wieder netzwerken, organisieren und Fahnen schwenken wie eh und je. Bloß die Leberkässemmeln verkaufen längst andere.

 

Sendehinweis:
Erzbergrodeo 2017 – Red Bull Hare Scramble, 18.6., ab 11:30 Uhr bei ServusTV (Moderator: Florian Rudig, Kommentator: Basti Schwele, Experte: Kris Rosenberger)