AKUT

Stadtflucht: So überlebst du Volksfeste (als Wiener)

Wenn sich der Wiener trinktechnisch auf Sommerfrische begeben möchte, sollte er sich nicht auf die heilende Kraft der guten Landluft verlassen. Ganz im Gegenteil: Die Luftwatschen ist am Kirtag doppelt so kräftig. 

Sommerzeit ist auch immer die Zeit der Kirtage, Volksfeste, Dorf-Eskalationen, Feuerwehrfeste und unzähliger anderer Feiermöglichkeiten, die man nur hat, wenn man die Stadt als Partyzentrale verlässt. Hin und wieder passiert das auch dem eingefleischtesten Wiener, wie zum Beispiel beim Besuch der Verwandten der neuen Freundin oder weil sich Freunde, mit denen man früher bis 7.00 auf den Flex-Bänken gesessen ist, plötzlich einbilden aufs Land zu ziehen und plötzlich nur noch auf Bierbänken Platz zu nehmen. Obwohl am Land, wie auch in der Stadt, das Partyboot von einer Welle unterschiedlichster Alkoholika getragen wird, ist am Land vieles, um nicht zu sagen – alles, anders. Der Grundgedanke ist: Was in Wien als „Sauferei“ bezeichnet wird, ist am Volksfest höchstens die flüssige Begleitung zum Spanferkel-Schmaus. Beachten sollte man dabei vor allem folgende Punkt:

_01. Orientiere dich trinktechnisch an der Generation 80+. Ausnahmslos. Alle anwesenden Menschen unter dieser markanten Altersgrenze werden dich nicht nur unter den Tisch, sondern möglicherweise sogar in dein eigenes Grab saufen.

_02. Höre am Tag davor ein wenig den Regionalsender. Und hier gilt: Je regionaler desto besser. Textsicherheit ist am Holztisch mit Freunden und Verwandten nämlich mindestens genauso wichtig wie das regelmäßige Schimpfen über die Hauptstadt.

_03. Austria Wien und Rapid interessieren hier niemanden. Spare dir also den Atem. Und allfälliges Gegröle besser auch.

_04. Nimm regelmäßig etwas Nahrung zu dir. Mit „etwas“ ist beispielsweise ein kleiner Schweinsbraten zwischendurch gemeint. Am Heimweg – falls du den überhaupt noch antreten kannst – wirst du an keinem Würstelstand oder 24-Stunden-Mäci vorbeikommen.

_05. Das bringt uns gleich zum nächsten Punkt: Denk beim Zirbenschnaps-Wettsaufen daran, dass du noch mindestens 1,5 Kilometer Fußweg vor dir hast. Von der Existenz eines Taxis haben die Leute hier nämlich erst durch „Taxi Orange“ (ihr erinnert euch) erfahren. Und Uber? Sprich’s am besten gar nicht erst aus. Es könnte als „ur“ missverstanden werden – und damit bist du sowieso gleich unterm Tisch.

_06. Geh Schlägereien nicht nur aus dem Weg, sondern auch bei keiner am Nebentisch stattfindenden dazwischen. Lass es einfach passieren. Die Naturgewalten lassen sich nur schwer, bis kaum regulieren. Lenk dich mit einem Schweinsbraten ab. Du brauchst eh grad wieder Nahrungsnachschub.

 

Foto © Getty Images | Kathrin Schlott