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Stadtbild: Viennale Tasche

Nicht ohne meine Viennale-Tasche: Die stylische Tasche des Wiener Filmfestivals „Viennale“ prägt seit vielen Jahren vor allem den urbanen Raum – von Wien bis Berlin. Was ist dran an dem Hype um das Kultobjekt?

Text: Jakob Stantejsky

Kurz nach der Jahrtausendwende, genauer gesagt im Herbst 2000, brachte ein großer Viennale-Sponsor erstmals die mittlerweile weithin bekannte Viennale-Tasche auf den Markt. Wobei, „auf den Markt“ stimmt so nicht. Denn auch wenn der stylische Beutel aus Plastikplanen in seiner immerhin 17-jährigen Bestehungsgeschichte ebenso viele kunterbunte ­Designs durchlaufen hat, ist ­eines stets gleich geblieben: Die offizielle Viennale-Tasche gibt es nicht zu kaufen.

(c) Maximilian Lottmann

Will man das Kultobjekt sein Eigen nennen, muss man entweder akkreditierter Kulturjournalist sein oder an Verlosungen im Rahmen der Filmvorführungen teilnehmen. Wahrscheinlich lässt sich damit auch die ungeahnte Popularität erklären, die die Schultertasche im Lauf der Jahre entwickelt hat. Denn bekanntlich wollen wir alle, was wir nicht kriegen können. Leider bedeutet das nicht, dass jeder Viennale-Taschenträger tatsächlich ein Glücksfee-Günstling ist. Im Zeitalter der Online-Marktplätze bekommt man ja mühelos alles, was man braucht und nicht brauchen kann. Daher ist es inzwischen auch möglich, sich eine Viennale-Tasche im Tausch gegen schnöden Mammon zu beschaffen.

Das tiefblaue Exemplar der vor Kurzem zu Ende gegangenen Viennale 2017 etwa findet sich aktuell auf ­willhaben.at zu Preisen zwischen 20 und 50 Euro. Ältere Versionen gibt es teil­weise schon ab fünf Euro zu erstehen. Selbst die besonders kulthaft verehrte und mittlerweile seltene goldene Tasche von 2005 findet sich hier um schlappe 50 Euro, ebenso wie das Erstmodell.

Trotzdem, oder gerade deswegen, ist es schön zu sehen, dass der simple Beutel sich solch einen Kultstatus erarbeitet hat. Denn auch bei der diesjährigen 55. Viennale war er heiß begehrt. Außerdem eignet sich die Viennale-Tasche ideal zum Sekkieren von Statussymbolprotzern: Deren Schätze waren zwar sicher ­schweineteuer, doch die Kulttasche ist quasi unbezahlbar. Außer im Internet. Aber das muss ja keiner wissen.

Foto – Header: (c) Maximilian Lottmann