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Eine Frage der Größe – Sex mit Sax

Manfred Sax

Wie es scheint ist Weltpolitik neuerdings eine Frage der Größe. Aber bekanntlich gibt es das Glied des Mannes nur in drei Größen: groß, x-large – und Hosenschlange. Bleibt die Frage: Wie wichtig ist Größe eigentlich? (Illustration: Tim Möller-Kaya)

Alle Männer sind gleich. Aber manche sind gleicher. Zum Beispiel Rocco Siffredi. Das Ereignis zwischen seinen Beinen stempelte den rüstigen Italiener nicht nur zur unbestrittenen maskulinen Nummer 1 am Planeten Porno. Er machte sich dort auch als ultimativer „Assbuster“ einen Namen. Letzteres outet keine Verwandtschaft mit einer Buster namens Dolly. Es ist ein Hinweis auf seine Nische im Business.

Die Frage, warum sich der Italiener seinen Arbeits-Kolleginnen trotz des enormen Gerätes bevorzugt per Anus nähert, beantwortete sein Produzent John Stagliano (der heuer überraschend einen gegen ihn angestrengten Obszönitäts-Prozess gewann) einmal mit den süßen Worten: „Weil Pussys Bullshit sind.“ Womit er meinte, dass gestandene Porno-Mädels bei vaginaler Bedienung allerhöchstens zwitschern. Wenn aber ein Monster wie Rocco Junior hinten anklopft, dann werden die Damen „viril“ (Stagliano).

Soll heissen, sie bekommen nicht nur im Sinn des Wortes gehörigen Schiss, und bekanntlich reagiert der menschliche Körper auf das Signal „Angst“ unter anderem mit einer Ausschüttung des (virilen) Hormons Testosteron, damit der oder die Ängstliche mit der Situation irgendwie fertig wird. Und laut Stagliano sind gerade derlei „virile Videos“ die großen Seller. Das ist es ja, was diese Branche so liebenswert macht, nicht wahr.

Klar, dass die Frau von nebenan kaum jemals „Rocco“ lispelt, wenn sie sich was wünschen darf. Andererseits soll es vorkommen, dass sie angesichts einer Eichel, die gerade noch durchs männliche Schamhaar lugt, spontan zu lachen beginnt. Der amerikanische Sexologe Dr Ian Kerner könnte ein Buch darüber schreiben. Tatsächlich hat er es geschrieben. Er schrieb von all den Ängsten und Nöten und Komplexen, die ihm sein „Kleiner“ bescherte. Und davon, dass er – auch nicht blöd – eine Idee gebar: Wenn man das Girl per Zunge 21 Minuten lang klitoral bedient, schrieb er, ist ihr Orgasmus keine Frage der Zeit mehr. Lächerlich, eigentlich. Aber: Der Wälzer wurde ein Bestseller, Dr Kerner über Nacht berühmt und reich. Und wenig später hatte er auch sein geiles Girl. Die Moral für jeden Besitzer eines Mini-Pimmels: Was du nicht zwischen den Beinen hast, musst du im Kopf haben. Das erledigt alle einschlägigen Probleme.

Tja, und irgendwo zwischen Big Rocco und Little Ian fristet die Mehrheit der Männerwelt ihr tristes Dasein. Für die Mehrheit dieser Mehrheit wird Penisgröße immer ein Thema sein. Es gibt präpubertäre Boys, die anlässlich eines Doktorspiels mal ein Löchlein gewahrten und sich seither panisch fragen, wie ihr Ding da jemals rein soll. Es gibt große Jungs, die sich die Schamhaare rasieren, auf dass der ihre um zwei Zentimeter „wachse“. Und es gibt kaum eine Porno-Website, wo nicht auch eine Firma mit Pillen (!) zur Penisvergrößerung wirbt.

Aber bitte, seit knapp 1700 Jahren gibt es auch das „Kamasutra“ (nicht klicken!), dessen zweites Buch die Größenfrage vorbildlich regelt. Demnach sind beide Geschlechter in je drei Dimensionen heimisch: Der Mann ist entweder Hase (groß), Stier (x-large) oder Hengst (Hosenschlange). Die Frau wird als Reh (klein), Stute (medium) oder Elefantenkuh (Scheune) identifiziert. Und alles, was der Hasenmann dann noch zu beachten hat, ist, nicht an eine Elefantenkuh zu geraten.

Bleibt die Frage, was klein und was groß ist. Laut letzter Weisheit ist der durchschnittliche erigierte Penis 15 Zentimeter lang (Deutsche: 12komma5). Tröstlich, nicht wahr? Und weil die Frage so wichtig ist, bot Dr Harold Reed von der Urologischen Ambulanz, Florida, einen Weg der Messung an: 1. Machen Sie – im Stehen – Ihren Penis steif. 2. Drücken Sie ihn runter, bis er parallel zum Boden steht. 3. Setzen Sie am Schambein ein Lineal an und messen Sie bis zur Penis-Spitze.

Und dann, meinte der Urologe, waschen Sie das Lineal.