AKUT
Sex-Science. Frau am Rande eines Orgasmus im MRI-Scanner
Anatomie der Liebe: Wie geht Sex in einem MRI-Scanner? Und was passiert, wenn sie einen Orgasmus hat? Die Wissenschaft informiert.
Text: Manfred Sax
Ein MRIscanner – jener Schlauch, in den ein Mensch mehr schlecht als recht reinpasst – ist eines der großen unsinnlichen Objekte unserer Zeit. Steckst du mal drin, ist Platzangst das wahrscheinlichste aller Gefühle. Erschwerend zudem, dass du dich nicht rühren darfst, damit die gewonnenen Bilder was heißen. Und dann ist da auch noch dieses unsägliche Hämmern.
Wie also hast du in so einem Ding – erstens – Sex? Nun, es geht so leidlich. Wie dieses Testpaar in einem „Anatomie der Liebe“ genannten und vom Online-Portal RateMyScience veröffentlichten Experiment bewiesen. (Zum Text nach unten scrollen)
Die wichtigsten Erkenntnisse: Erstens, so ein Scanner ist kein ideales Liebesnest. Man kann sich kaum bewegen und muss manchmal minutenlang stillehalten, damit aus den Aufnahmen was wird. Weiters zeigte sich, dass die Penetration durch den Penis (Mann: orange) die Position des Uterus der Frau (blaues Image) verändert. Der Verbindungswinkel ist viel schärfer, als Wissenschaftler es angenommen hatten. Außerdem legt das MRI-Bild nahe, dass die Spermien wesentlich tiefer deponiert werden, als man es für möglich erachtete. Die Spermien verbringen daher eine relativ geringe Zeitspanne in der feindlichen Vagina-Umwelt. Mehr über dieses „feindliche“ Milieu übrigens HIER. Dass die weiblichen reproduktiven Zellen im Körper, die des Mannes aber außerhalb des Körpers (Hoden!) gelagert werden, hat logische Gründe: Spermien sind hitze-empfindlich. Sie würden im Körper nicht lange überleben.
Wie aber legst du im Scanner einen Orgasmus hin?
„Erstens: durch Übung“, erklärt eine experimentierfreudige Autorin namens Kayt Sukel. Die sich für den Orgasmus-Test allerdings solo in den Scanner legte. Und geübt hat Ms Sukel, sie hat zwei Wochen lang trainiert, bis sie so einen Orgasmus, bei dem sich von den Schultern aufwärts nichts regen durfte, auf der Reihe hatte. Dann trat sie an, im Dienste einer noblen Sache. Und so sah das dann aus. (Zum Text nach unten scrollen)
Zweck des Experiments war die lang gehegte Ambition des legendären Orgasmusforschers Barry Komisaruk (Rutgers Uni, New Jersey), auf Film zu bannen, was im Gehirn einer Frau abläuft, wenn sie einen Orgasmus hat. (Übrigens: Was sie dabei denkt bzw denken kann, haben wir HIER erörtert). Mittel zum Zweck war eine – während des Akts auf Ms Sukels Kopf fixierte – Maske, die alle Magnetresonanz-Daten erfasste. Per Animation, die in – alle zwei Sekunden getätigten – Schnappschüssen zeigt, wie sich die orgasmische Aktion über 80 verschiedene Gehirnregionen ausbreitet.
*Erste Erkenntnisse: Einer der großen „Spielplätze“ ist das Limbische System, eine Gehirnstruktur, die mit Emotionen und Langzeitgedächtnis im Bunde steht.
*Mit Annäherung des Orgasmus breitet sich die Aktivität auf das Kleinhirn und den Frontallappen aus.
*Die Klimax des Orgasmus bringt den Hypothalamus in den Vordergrund, der eine Dosis Oxytocin (auch als Treuehormon geläufig) verabschiedet und unter anderem auch den Uterus zum Kontrahieren nötigt.
*Nach dem Orgasmus beruhigt sich die allgemeine Aktivität allmählich.
Was das Experiment bringen könnte? Der Professor erhoffte sich Aufschlüsse über den pathologischen Zustand der Anorgasmie. Und Kayt Sukel sinnierte im Buch „Dirty Minds: How Our Brains Influence Love, Sex and Relationships“ darüber. Immerhin.