STIL

Stilkunde: Die Wahl der Socken

Macht euch auf die Socken: Die Studie „The Red Sneaker Effect“ der Harvard Business School belegt, dass man Menschen mit nonkonformem Kleidungsstil als erfolgreicher einschätzt. Das gilt auch für die Wahl der Socken.

Text: Alex Pisecker

Seit wann gibt es Socken?
Die ersten Funde stammen aus Ägypten (500 n. Chr). Strümpfe zu tragen war ein Privileg des Adels und nur vornehme Damen durften die Kunst des Strickens erlernen. 1561 erfand der Brite Rev. William Lee den Handkulierstuhl, Queen Elizabeth I war wenig beeindruckt, was ihn veranlasste, die erste Strumpfmanufaktur in Frankreich,
finanziert von Henry V, zu etablieren. Während der Industriellen Revolution schritt die Massenproduktion voran. Socken waren das erste industriell hergestellte Kleidungsstück.

Welche Arten von Socken gibt es?
Kniestrümpfe (Stutzen) reichen bis in die Kniekehle und werden – wie auch Socken – aus Naturfasern wie Baumwolle, Wolle, Kaschmir oder Seide sowie aus Mischungen mit Chemiefasern gefertigt. Für besseren Halt (Doppelgrößen sind handelsüblich) werden 3 % Elasthan beigefügt, damit wird ein vorzeitiges Ausleiern des Strumpfes (früher trug man Sockenhalter) verhindert. Socken haben einen kürzeren Schaft als Stutzen und reichen zur Mitte der Wade. Kürzere Socken enden oberhalb des Knöchels, Sneaker-Socken unterhalb des Knöchels, sie wurden speziell für das Tragen von Sportschuhen entwickelt. Spitze und Ferse sollten immer gekettelt sein, Nähte verursachen Druckstellen
am Fuß.

Zeig mir deine Socken und ich sag‘ dir, wer du bist! Foto: (c) Getty Images

Was sagt Knigge?
Grundsätzlich ist der Anblick der nackten Männerwade zu vermeiden. Der klassische Kleidungsstil (Business) sieht Kniestrümpfe vor, die auch beim Überschlagen der Beine die Haut bedecken. Der Strumpf muss farblich auf den Anzug abgestimmt und fast so dunkel wie der Schuh sein, ein leichter Kontrast sollte jedoch erkennbar sein. Selbst im Sommer sind hauchdünne Kniestrümpfe zu geschlossenen Schuhen und Anzug ein „must“. Nur im Freizeitbereich kommen Penny Loafer, Mokassin und Segelschuhe ohne Socken aus, um Schweißfüße zu vermeiden, empfehlen sich Sneaker-Socken. Farbige Strümpfe (weinrot, flaschengrün) sind bereits seit den 1920ern in GB in der klassischen Herrenmode akzeptiert. Jedoch sollte sich die Farbe des Strumpfes in einem Detail oberhalb der Taille (z.B. Stecktuch) widerspiegeln. Farbige Socken zum Anzug sind im legeren Umfeld erlaubt.

Wie modisch dürfen Socken sein?
Karo-Ornamente (mittlerweile ebenfalls Klassiker) oder Muster wie Streifen und Punkte sind nur im ­Casual-Wear-Bereich akzeptabel. Auch hier: Die Primärfarbe des Musters sollte ebenso am Oberkörper zu sehen sein. Bei gemusterten Socken ist Vorsicht bei der Wahl des Outfits geboten – in den seltensten Fällen harmonieren zu viele Muster.
Bei Mustern sollte man im Allgemeinen eher Zurückhaltung walten lassen – die Frage, ob man die Socken bei Toys“R“Us erstanden habe, will man sich sicherlich ersparen.

Wie heißt das Verfahren, mit dem gemusterte Socken hergestellt werden – hat es überhaupt einen Namen?
Muster werden „plattiert“. Beim ­Plattieren werden zwei Fäden ­benutzt, der Hauptfaden und der Plattierfaden (Musterfaden). Je nach gewünschtem Muster kommt einmal der Hauptfaden und einmal der Musterfaden an die Vorderseite. Diese Technik nutzt man nicht nur bei Musterungen, sondern auch für unterschiedliche Garnqualitäten. So gibt es z.B. Socken, die innen aus Baumwolle und außen aus Wolle sind (angenehmes Tragegefühl innen und temperaturregulierende Wolle außen).

 

Experten-Tipp
by Angela Gold Palmers Procurement Manager Hosiery & Accessories

Im SS 2018 werden Sneaker-Socken ­begleitend zum Schuhtrend nach wie vor ein dominierendes Thema bilden, einerseits mit Kurzschaft (leicht sichtbar), andererseits als Invisible Socks. Im Business herrschen glatte Quali­täten in Baumwollmischungen vor, für den „Soft Touch“ kommt Modal zum Einsatz. Stutzen werden in besonders feiner Baumwolle angeboten, in perfekten Passformen für angenehmen Tragekomfort. Zarte Grau- und Beigetöne ergänzen die Outfits des Frühlings. Ein dunkles Blau darf neben den bekannten Klassikern auch in diesem Sommer nicht fehlen. Mehr Infos hier!

Foto – Header: Getty Images