Essen
Kein Rauch-Verbot! – Die neuen Trends rund ums Grillen
Das Grillen mag eine archaische Form der Essenszubereitung sein. Neues gibt es aber trotzdem: Glaubt man den Prognosen, wird die Holzkohle nämlich bald zum Auslaufmodell.
Text: Roland Graf
Angesichts all der Smoker, die in den Garagen als Spinnen-Heim dienen, könnte man den Grilltrend 2018 wie folgt zusammenfassen: Die neue Einfachheit ist zurück. Man hat einiges probiert, aber am Ende steht dann doch das möglichst kurze Stehen am Grill, um Zeit für das Bier mit den Gästen zu haben (bzw. auch selbst noch ein Stück Steak zu erhaschen). Der relaxte Grillmeister der Marke „I’ve seen it all“ hat sogar einen schönen Namen. Die Soziologie der Feuerstelle nennt ihn den „Komfort-Griller“. Wer also ungern Gasflaschen oder Kohlensäcke durch den Garten schleppt und ungeduldig auf die Glut wartet, darf sich nun diese Bezeichnung auf die Grillschürze oder das Base-Cap sticken lassen.
Forscht man etwas ernsthafter nach den Trends 2018 in Sachen Grillen, dann kommen die Impulse in einem weitgehend gesättigten Markt heuer weniger von der Software überm Grillfeuer. Gegrilltes Gemüse ist nichts Außergewöhnliches mehr, auch wenn das Kotelett wohl nicht zu verdrängen ist. Wenn sich das Grillverhalten ändert, dann liegt das eher an der Demografie. Wenn die Prognosen stimmen, dass im Jahre 2050 rund 66 Prozent der Weltbevölkerung in urbanen Gebieten wohnen, wirkt sich das allmählich auch auf das Grillverhalten aus: „Das Brennmittel der Zukunft ist Strom“, heißt es dazu schon jetzt bei Weber-Stephen. Österreich-Geschäftsführer Christian Hubinger kennt offenbar die Wickel im Gemeindebau genau und sieht in seinem neuen Griller „Pulse“ die Lösung für die Holzkohle-Verbotszone. Zumal sich der „E-Smart-Grill“ mit den zwei unterschiedlich beheizbaren Grillplatten auch mit den Anforderungen des Komfort-Grillers bestens verträgt. Und auch die immer größere Gemeinde der Winter-Griller versorgt. Denn dem Strom-Grill sind die Außentemperaturen eher gleichgültig.
Doch bleiben wir vorerst beim Sommer: Der zweite große Trend für diese Grillsaison heißt „Bonding“, was nicht mit „Bondage“ zu verwechseln ist. Es geht um Aktivitäten mit den Buddies, denn wer grillt schon für sich alleine? „Bonding“ bedeutet also entweder, dass der einsame Griller von einer Gruppe von Freunden am mehrflammigen Gerät unterstützt wird. Es kann allerdings auch bedeuten, dass ein ganzes Menü für die Runde über der Glut entsteht. Haubenkoch und Ober-Grillmeister Adi Bittermann bietet dazu in seiner Grill Academy in Göttlesbrunn einen eigenen Kurs („Das perfekte Menü vom Kugelgrill“) an. Acht Personen werden dank des perfekten Timings satt, „selbst der süße Abschluss wird am Rost zubereitet“, verspricht Bittermann. Denn im Idealfall ist der Grill ja vor allem eines: die „Outdoor-Küche“ der warmen Jahreszeit.
Die Fuel-Frage: Womit grillen?
Grillen mag nicht „rocket science“ sein, für die Branche heißt der Brennstoff unterm Grillgut dennoch „fuel“. Abseits aller – im wahrsten Sinne des Wortes – feurigen Ideologiedebatten: Welcher Brennstoff bringt es für welche Bedürfnisse?
Gas – die Wahl der meisten Profis, da die Hitzezufuhr konstant erfolgt. Das Hantieren mit den Kartuschen und Flaschen ist Übungssache, die große Hitze spricht ebenfalls für diesen Brennstoff. Nicht ganz an der Romantik des Holzfeuers, aber im Ergebnis oftmals besser. Für Kochkünstler und Perfektionisten.
Strom – in den meisten Fällen wird daraus ein Garen, denn die Hitze ist schwach (und die E-Platte „pulst“, liefert also nicht konstant die gleiche Temperatur). Neue Geräte wie der „Pulse“ von Weber (à 699 Euro) versprechen hier Abhilfe. Ungeschlagen dennoch in der Bequemlichkeit: Anstecken und los geht’s. Ergo: Für Ungeduldige und Selten-Griller.
Holzkohle – bringt einen Hauch von Lagerfeuer mit und erinnert an archaische Zeiten (Macho-Höhlenmensch-Träumereien inklusive). In der Hitzeführung etwas „tricky“, wobei neue Thermometer und Apps auch hier für einen guten Garverlauf sorgen – wenn der Grillmeister schnell genug reagiert. Für Traditionalisten und Rauchgeschmack-Fans.
Kokosnuss – die ökologischere Variante der Holzkohle (die nicht immer frei von Tropenhölzern erzeugt wird) ist hierzulande eher jüngeren Datums. Eine weniger exotische Version nachhaltigeren Brennstoffs – Winzer-Connections vorausgesetzt – wäre Rebenholz. Da ist dann auch klar, welchen Wein es zum Steak gibt. Für Umweltbewusste bzw. Weinfreaks.
Foto – Header: (c) Weber-Stephen Österreich GmbH