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Reiche Kids & freie Geister: Teheran wird kopftuchlos
Also sprach der Oberste Führer Ayatollah Ali Khamenei: „Iranische Frauen von heute deklarieren ihre Unabhängigkeit und exportieren sie in die Welt …“
Nachsatz: „ … indem sie den Hidschab tragen.“ Süß irgendwie. Nur läuft die Sache halt manchmal anders, als die Macher es wollen. Zumal, wenn die Gemachten eben genau diese Sache zu nerven beginnt. Nicht so sehr das Kopftuch selbst, eher dessen Symbolhaftigkeit. Der Hidschab ist toxisch. Also runter damit. Am besten dort, wo die Rebellion ihre natürliche Heimat hat: auf der Straße. So verwandelt sich das banalste Tun dieser Welt in ein politisches Happening.
„Es hat mich gestresst“, sagte die Künstlerin namens ‚Azadeh‘ (zu deutsch: „eine, die frei ist“), nachdem sie ihr Kopftuch abgelegt hatte, „aber gleichzeitig fühlte ich mich ermächtigt. Die Menschen sind es nicht gewöhnt, Frauen ohne Kopftuch zu sehen.“ Azadeh entkam, ehe die Basidsch (eine Motorrad-Gang im Sold der Macher) sie verhaften konnten. Aber die Fotos vom Event gehen online viral. Derlei Szenen mehren sich, seit die nach Verhaftung zur Widerstands-Ikone erwachsene Vida Mohaved (31) vergangenen Winter in der Teheraner Enghelab Street den Prototyp für diese Art Protest hingelegt hatte. Siehe Hashtag #girlsofenghelabstreet
Inzwischen, auf Instagram, hat die Seite „Rich Kids of Teheran“ (RKOT) bereits sechsstellige Gefolgschaft. Ihr Plot: „Wir tun, was wir wollen, nämlich das, was ihr auch tun wollt, nur nicht könnt“. Soll heißen, sie spielen Kardashians. Zeigen Fleisch, tragen Bikinis, trinken (verbotenen) Champagner; mitunter, wenn sie im Ferrari durch Teheran glühen, sieht man sogar Hidschabs auf den adretten Köpfen. Sie tun das, weiß man auf der Straße, weil ihre reichen Daddys die Mullahs an den Eiern haben. Auf den Straßen Teherans ist immer was los.
Hidschab: #girlsofenghelabstreet, RKOT: https://www.instagram.com/therichkidsoftehran/
Titelbild: Taufiq Aizuddin, Lizenz: CC BY-NC 2.0