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Albert Hofmann, Vater des LSD, weiterhin tot

Manfred Sax

Die Droge LSD feiert dieser Tage den 75. Geburtstag. Heißt es offiziell. Tatsächlich hat es ihr Erfinder Albert Hofmann bereits vor 80 Jahren synthetisiert. Aber auch zum Ableben des Schweizer Chemikers (2008) kamen die Nachrufe mit bis zu 7 Jahren Verspätung. Ja, das Zeug ist stark.

Albert Hofmann by Stepan, CC BY-SA 2.0

Das Netzwerk hat mitunter auch seine töricht-netten Seiten. „Einer der besten Wissenschaftler der Welt, mögest Du ewig leben und die Menschheit endlich Dein Genie akzeptieren“, schrieb im März 2015 ein Facebooker, nachfühlbar bewegt. Der Schweizer Chemiker Albert Hofmann, „Vater“ des LSD, war tot. Er wurde 102 Jahre alt.

Leider trat kurz nach dem Posting alsogleich ein Spoiler auf, der dem Facebooker mitteilen musste, dass sich Hofmanns Tod bereits 2008 ereignet hatte. Worauf der Facebooker seinen Nachruf löschte. Schade eigentlich. Aber: wurscht, isso.

Sorgenkind LSD

Albert Hofmann hatte 1938 ein Kreislaufstimulanzmittel gesucht und war dabei auf LSD – LysergSäureDiethylamid – gestoßen. Ein Mittel zur massiven Stimulanz der Psyche. Oder, wie er es sah: „ein Werkzeug, um uns in das zu verwandeln, wozu wir bestimmt sind.“ Nie zuvor in der Geschichte der Evolution, meinte er weiters, habe die Menschheit eine Substanz wie LSD so dringend gebraucht wie in jenen Tagen.

Das richtige Licht, was er da synthetisiert hatte, ging Hofmann erst 1943 auf, als ein Teil der Substanz versehentlich in seinen Organismus geriet. Die subsequente starke Wirkung beschrieb er als einen „gar nicht unangenehmen Rauschzustand, charakterisiert durch extreme Stimulation der Sinne“. Ein paar Tage später nahm er die Droge absichtlich. Was dann folgte, ist heute als „Fahrrad-Tag“ Geschichte – der erste bewusste LSD-Trip. Die Wirkung schlug am Heimweg zu und war beeindruckend genug, um ihn zum Wiederholungstäter zu machen; aus Forschungsgründen selbstverständlich, warum sonst.

Hofmann auf LSD by ddaa, CC BY-NC-ND 2.0

In den 50er und 60er Jahren beschäftigte sich die Psychiatrie massiv mit der Substanz, aber die Gegenkulturen der Sixties, mit dem Treibstoff LSD im Tank, änderten den Blickwinkel: LSD wurde kriminalisiert. Als Hofmann 1979 sein Buch „LSD, mein Sorgenkind“ veröffentlichte, war der Stoff verboten und auch für Forschungszwecke unantastbar.

Aber die Zeit ist unter anderem auch ein Heiler, LSD erregt großes klinisches Interesse, es gibt Evidenz, dass die Droge bei Angstzuständen und Depression hilft. Und mit der Droge tritt auch ihr Erfinder wieder in den Vordergrund; ein habitueller User, der immerhin 102 Jahre alt wurde. Und stets darauf pochte, dass LSD ein hervorragendes Tool zum besseren Verständnis des menschlichen Bewusstseins darstellen könnte. Hofmanns Buch wurde heuer Teil der Exhibition „Sorgenkind LSD wird 75“ in der Schweizer Nationalbibliothek, zu Ehren des Erfinders. Sein Fahrrad-Tag fand in folgendem Cartoon „Albert Hofmanns erster Trip“ von Michael Halász eine wunderbare Würdigung. Enjoy!