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Uhren-Special 2018: Edle Verkostung
Uhren und Wein, kann das sein? Und ob! Wichtig ist natürlich, sich dabei in der hochwertigen Manufakturebene aufzuhalten – für Nichtlateiner: Manu Faktum, also von Hand geschaffen. Ein Besuch bei Robert und Marietta Keringer, Inhaber des gleichnamigen, vielfach prämierten Weinguts in Mönchhof, Burgenland, lässt unseren Vergleich logisch erscheinen.
Text: Philipp Pelz / Fotos: Maximilian Lottmann
Ähnlich wie bei den Uhren, die der WIENER mitbrachte, ist bei Keringers Wein ein erstaunlich hohes Maß an Handarbeit zugange. Doch welche Uhr könnte zu welchem Wein passen? Zur Klärung dieser Frage waren ausdauernde und disziplinierte Verkostungen von essenzieller Bedeutung. Das Ergebnis dieser bewundernswerten Demonstration von Stärke sehen Sie hier. Prost!
Cartier Santos vs. 100 Days Zweigelt 2015
Stark sind sie beide. Harter Stahl trifft hier auf hohe Intensität, beiges Leder auf dunkles Rubingranat. Der Klassiker von Cartier wurde vor deutlich mehr als 100 Tagen erstmals kreiert, im Jahr 1906, um genau zu sein. Die neueste Variante der Automatikuhr wird sowohl mit Stahl- als auch mit Lederband ausgestattet. Hier schwebt sie zwischen den Fässern, die für die Barrique-Note sorgen. Der schwebende Zustand passt durchaus, wurde sie doch für den Flugpionier Alberto Santos Dumont entwickelt. Der wäre sicher auch von der aufwändigen Methode begeistert gewesen, bei der Trauben mit den Schalen für hohen Extraktreichtum 100 Tage auf der Maische vergoren werden. Preis der Uhr: 6.600 Euro
Rolex Explorer II vs. 100 Days Cabernet 2016
Stahl trifft auf Stahl, Stahl gewinnt. Das berüchtigte Oyster-Gehäuse sorgt dafür, dass keine Flüssigkeit ins Gehäuse kommt. Der mächtige Stahltank wiederum lässt das wertvolle Nass nicht ins Freie. Exaktes Timing ist ebenfalls bei beiden von enormer Wichtigkeit. Ständig getragen läuft die automatische Rolex perpetual, also ewig. Eine längere Reifezeit hilft auch dem Cabernet, aber ewig sollte man nicht warten. Zeitzonen sind dem Wein egal, ähnlich wie der Explorer II, die gleich drei davon anzeigen kann. Den Trend zu „orange“ Weinen hat Keringer übrigens mit der langen Maischezeit vorweggenommen. Preis der Uhr: 7.450 Euro
Roger Dubuis Excalibur vs. Massiv Rot 2015
Groß, mächtig, kräftig. So beschreibt Robert Keringer sein Flaggschiff, den Massiv-Wein. Diese Eigenschaften treffen perfekt auch auf die Roger Dubuis Excalibur zu. 45 mm Durchmesser sprechen eine ebenso deutliche Sprache wie das extrovertierte und raffinierte Design. Die jungen Wilden aus Genf kooperieren seit kurzer Zeit mit Lamborghini. Die allseits bekannten und bewunderten Supersportwägen waren nicht die ersten Gefährte aus dem Hause Lamborghini. Traktoren sollten die direkten Vorfahren von Miura, Countach, Aventador und Co. sein, und mit einem dieser Exemplare durchstreift Keringer seine Weinberge. Krähen haben wir dort keine mehr gesehen. Preis der Uhr: 16.800 Euro
Montblanc 1858 Automatic Chronograph vs. Korken
Für die besonders feinen Tropfen wird hier noch echter Korken verwendet und tatsächlich von Hand mit Wachs versiegelt (dazu später). Auf diesem feinen Korkenbettchen liegt der Montblanc Chronograph ganz vortrefflich, zwei Korken tragen Blattgold, was gut mit dem seltenen Bronze-Gehäuse des Stoppers harmoniert. Ähnlich wie Wein reifen diese Uhren, legen sich mit der Zeit eine gewisse Patina zu. Will man den ursprünglichen Zustand der Uhr erhalten, könnte man sie eventuell auch mit Wachs behandeln, was jedoch nicht unbedingt zu empfehlen ist. Preis der Uhr: 4.690 Euro
ORIS Divers Sixty-Five 2018 vs. Keringer Commander St. Laurent 2016
Nachhaltigkeit kann einem Wein nicht gerade unterstellt werden. Man trinkt ihn und weg ist er. Bei hochwertigen Armbanduhren ist das sicher anders. Auch in Jahrzehnten wird es den Erben noch möglich sein, das geliebte Teil reparieren zu lassen. Andererseits bleibt einem ein guter Wein auch nachhaltig in Erinnerung, oft etwas zu nachhaltig. Oris denkt zu dem Thema noch ein bisschen weiter und stattet die Divers Sixty- Five 2018 mit einem Uhrband aus recycliertem Kunststoff aus. Beim Weinbau sind es die Fässer, die eine neue Bestimmung erhalten und nach drei Zyklen zu Tischen werden. Preis der Uhr: 1.950 Euro
Tag Heuer Autavia Chronograph vs. Heideboden
Denkt man an burgenländische Weine, kommt einem unweigerlich der Begriff Heideboden in den Sinn. Denkt man an Chronographen, so findet das Sammlergehirn rasch zu Tag Heuer. Eine der schönsten Beispiele der gepflegten Stoppuhr-Kunst findet man in der Autavia, einem Prachtstück von Chrono. Tag Heuer hat sich bei unserem Beispiel sehr nah an das historische Vorbild angelehnt, was definitiv kein Fehler ist. Farblich wird sie ausschließlich mit schwarzem Zifferblatt angeboten, wohingegen die edlen Tropfen als Rosé, Rot- oder Weißwein daherkommen. Die Neuauflage der Autavia wurde 2016 erstmals vorgestellt, also im selben Jahr wie die rote Variante des Heidebodens. Preis der Uhr: 4.750 Euro
Breitling Navitimer 8 Chronograph 43 Black Steel vs. Aviator Blaufränkisch 2016
Piloten ist ja bekanntlich nichts verboten, außer vielleicht der Konsum von Alkohol vor einem Flug. Der übermäßige Genuss des Keringer Aviator-Weines verhilft zwar auch zu einem anständigen Flieger, der maßvolle Umgang lässt jedoch die Unterscheidung von Kirsch-, Brombeer- und Erdbeernoten zu, was zu empfehlen ist. Das Zifferblatt der Breitling ist besonders gut ablesbar und klar gestaltet, mitunter die wichtigste Tugend von Fliegeruhren. Die Dekantiermaschine wurde nicht extra an das dunkle, carbonnitrierte Gehäuse der Uhr angepasst. Die ist einfach so. Preis der Uhr: 4.750 Euro
Bell & Ross 03-92 Nightlum vs. Grande Cuvée 2015
Unschwer ist die Bell & Ross als Instrumentenuhr zu erkennen. Fast könnte man meinen, dass ein frecher Dieb ein Teil aus einem Flugzeugcockpit mitgehen ließ. Trotz ihrer ungewöhnlichen Form liegt die 42 mm breite Uhr perfekt am Handgelenk. Großzügige Verwendung von Leuchtmasse verspricht auch in der Nacht eine gute Ablesbarkeit. Ähnlich wie bei der aus Zweigelt und der seltenen Rathay-Rebsorte bestehenden Cuvée wird aus mehreren Zutaten ein Ganzes. Das zuverlässige Werk stammt vom Spezialisten Sellita und wird mit dem Bell-&- Ross-eigenen Gehäuse cuvéetiert. Preis der Uhr: 3.400 Euro
Frederique Constant Manufacture Chronograph vs. Wachs
Wie bereits erwähnt, werden Keringers Flaggschiffe, die Weine der Massiv-Serie, von Hand mit heißem Wachs versiegelt. Edler Tropfen will gut geschützt sein. Die Genfer Marke Frederique Constant, die heuer ihren 30. Geburtstag feiert, setzt seit geraumer Zeit auch auf eigene Handarbeit. Alle Uhren der Manufacture-Kollektion besitzen ein Uhrwerk, welches von Frederique Constant entwickelt und auch gefertigt wurde. Der Chronograph wurde mit allen Insignien höchster Ingenieurskunst ausgestattet. Im Falle einer Stoppuhr bedeutet das den Einsatz eines Säulenrades und einer vertikalen Kupplung für sanfteste Stoppvorgänge. Preis der Uhr: 3.995 Euro
WEINGUT KERINGER
massiv wines
Robert Keringer wollte schon immer Winzer werden, im Jahr 2004 übernahm er mit Frau Marietta den elterlichen Betrieb im burgenländischen Mönchhof. Seither herrscht dort Vollgas, denn binnen weniger Jahre katapultierten sich die beiden mit an die Spitze des österreichischen Weinbaus. Berühmt ist die Serie „Massiv“, die national und international eine Vielzahl renom-
mierter Preise abräumte. Die Rotweine der Keringers zeichnen sich durch Komplexität und Mächtigkeit aus, die Weißweine sind fruchtig und harmonisch – und alle bieten perfekten Genuss für jede Lebenslage. Mehr Infos: keringer.at