Essen

Dr. Entenstein im „What the Duck“

Der Yppenplatz hat nun sein eigenes Enten­hausen. In Ottakring trifft im „What the Duck“ französischer Retro-Chic auf ausgeflippte Küche, die Asia-Klassiker „austrifiziert“.

Text: Roland Graf

Das ehemalige Marktamt am Ende des Brunnenmarktes war schon bisher ein Ort ungewöhn­licher Kulinarik. Auch wenn der Service aus der Küche weiterhin alles die Stufen hinaufbalancieren muss, wie es schon im einstigen „Ludwig & Adele“ der Fall war. Der Name wurde mit der Neu­eröffnung auch komplizierter, ­dafür muss man im „What the Duck“ nicht lange raten, was das Signature-Dish ist. Die Ente kommt geviertelt und knusprig zum Gast „geflogen“, doch die wahre Spezialität verweist auf Frankreich. „Corps à corps de ­volailles haute-couture“ hieß das Gericht ursprünglich, zu dem Sternekoch Alain Passard durch eine Tanzszene inspiriert wurde. Wie Frauen- und Männerkörper im Tanz ununterscheidbar wurden, so verquickte der Chef des „L’Arpège“ kurzerhand eine ­gebratene Ente mit einem Huhn.

Alles so schön bunt hier. Foto: (c) Stefan Gergely für What the duck

Ein Hauch von Dr. Frankenstein umweht die zusammengenähte ­Vogel-Fusion, die man im 16. Bezirk nun zum Teilen für vier Personen anbietet. Geschmacklich bringt es die Kombination aber. Dazu gibt’s etwa Eiernudeln mit Edamame, drei Saucen stehen zudem zur Auswahl: Während „Mr. Duck“ eine Art Zwetschken-Ketchup darstellt, bringt „Mrs. Duck“ mit Kumquat und Zitronengras deutlich mehr Asia-Pep auf den knusprigen ­Enten-Popsch. Welches Bier man in Ottakring dazu bestellt, ist auch nicht schwer zu erraten.

Im Zeichen der Ente: Dafür steht „WTD“. Foto: (c) Stefan Gergely für What the duck

Dim Sum bis zum Abwinken. Foto: (c) Stefan Gergely für What the duck

Davor ordert man am besten vom Dim-Sum-Wagen, der die Vorspeisen bündelt: Teigtaschen mit Pulled Pork (zu 1,50 Euro) wetteifern mit solchen mit ­Enten-Birnen-Füllung oder auch Calamari im Ingwer-Backteig (6,50 Euro). Eindeutiger Favorit war für uns die deftige Variante mit Grammeln und Ananas. Wem das schon eine zu gewagte Fusion zweier Küchentraditionen zu sein scheint, der sei gewarnt: Es gibt die Teigtaschen-Fülle auch im Burger- bzw. Mac-Cheese-Style! Deutlich klassischer – auch wenn das hierzulande erst recht exotisch wirkt – hat man die Weinkarte des „What the Duck“ gehalten. Vom originalen Kir Royal (man erwähnt sogar den Vornamen seines Erfinders Félix Kir!) über Meursault bis zum geilen Süßwein Monbazillac pflegt man die französische Trinkkultur.

„Bric-à-brac“ würde der ­Fran­zacke zum Flohmarkt-
Chic des Lokals sagen. Foto: (c) Stefan Gergely für What the duck

Das passt bestens zu den Bistro-artigen ­Tischen, die ebenso für Flair ­sorgen wie taxidermistische ­Preziosen wie der ausgestopfte Pfau. Ist ja quasi ein Schwester­vogel der Enten. Nur vor einem Schmuckstück sei der Gast gewarnt: Der „Shangri La“-Flipper hat nämlich sein Eigenleben. Man wähnt sich dem Freispiel schon sehr nahe – bis dann die Flipper blockieren. Als 1967er-Baujahr darf er das aber, zumal es genau der Klassiker von Williams ist, der im Roadhouse bei „Twin Peaks“ stand. In dieser TV-Serie hätte ein vernähtes Enten-Hendl auch niemanden überrascht.

What the Duck

Adresse: Yppenplatz 4, A-1160 Wien, Dienstag bis Donnerstag 17:30 bis 23 Uhr, Freitag und Samstag 11 bis 23 Uhr
Preise: Die Karte bietet von der Teigtasche um 2,50 Euro bis zur „Frankenstein-Ente“ um 36 Euro eine große Spannweite
Pflichtkauf: „Crazy Chicken“ (11 Euro) tröstet in allen Lebenslagen, „Char Siu Bun“, Blätterteig mit Blunzn (3 Euro/Stück), knabbert man auch gern
Ideal für: Donaldisten und andere Enten-Fans sowie alle Freunde der Fusionsküche
Info: whattheduck.at