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Bad Sex-Oscars 2018: „Glitsch glitsch glitsch machte die Zunge“

Manfred Sax

Literaten wissen: Sex kannst du nicht beschreiben, du kannst es nur treiben. Nur kann es kaum ein Schriftsteller lassen. Deswegen gibt es seit 1993 den Oscar für schlechten Sex. 

James Frey by Rhodendrites, Lizenz: CC BY-SA 4.0

And the Winner 2018 is: Erfolgsautor James Frey (USA) für den Roman Katerina. Es war die überzeugende Badezimmerszene, sagten die Juroren. Also folgende, und ja: Die Action war offenbar derart heiß, dass sich etwaige Satzzeichen und grammatikalische Regeln durch den möglicher Weise gar nicht vorhandenen Schornstein verpissten:

„Geblendet atemlos zitternd übermannt explodierender weißer Gott ich komme in ihr mein Schwanz pulsiert wir beide stöhnen Augen Herzen Seelen Körper sind eins. Eins. Weiß. Gott. Saft. Saft. Saft. Ich schließe meine Augen lass meinen Atem los. Saft. Ich lehne an ihr beide atmen schwer ich bin noch immer in ihr lächelnd. …“

Nominiert war heuer so mancher namhafte Literat, unter anderen Haruki Murakami für seinen aktuellen Roman Die Ermordung des Commendatore, der phasenweise etwas schmierig war:

„Ich schob meinen erigierten Penis hinein. Oder, von einem anderen Blickwinkel betrachtet, schluckte jener Teil von ihr tatsächlich meinen Penis und tauchte ihn in etwas, das sich wie warme Butter anfühlte.“

Nicht schlecht auch dieser:

„Ihre vaginale Knarre bewegte sich in Ziehharmonika-Wellen und schluckte langsam mein Organ wie eine Boa ihre Beute verschluckt. Bald war ich bis zu den Eiern eingesperrt und bereit, von der emaillierten Pfeffermühle in ihr zerrieben zu werden.“ (Major Arthur St John Trevelyan)

Frühere Gewinner des unter Schriftstellern nicht sonderlich begehrten Preises überzeugten die Juroren mit folgenden Ergüssen:

„Glitsch glitsch glitsch glitsch machte die Zunge.“ (Tom Wolfe)

„Mein Penis hüpfte herum wie eine fallengelassene Brausetasse in einer leeren Badewanne.“ (Giles Coren, ein Journalist)

Norman Mailer by grlucas, gemeinfrei.

„Dann war Klara auf ihm. Fanni hatte ihr einmal verraten, was zu tun ist. Sie drehte sich um und drückte ihr unaussprechlichstes Teil auf seine schwer atmende Nase und seinen Mund und nahm seinen alten Rammbock zwischen ihre Lippen. Onkel war nun so weich wie ein Häufchen Exkrement. Dennoch saugte sie an ihm mit einem Eifer, der nur vom Bösen kommen konnte, das war ihr klar. Der alte Spürhund begann sich zu regen. In ihrem Mund. Das überraschte sie. Alois war so schlaff gewesen. Aber jetzt war er wieder ein Mann!“ (Norman Mailer, Sieger 2007)

Der Bad Sex in Fiction Award wurde 1993 von der Literaturkritikerin Rhoda Koenig erfunden.

Coverfoto: United Artists