STIL

Es gibt sie noch die Kraftprotze, die Ivan Dragos unter den Armbanduhren

Des Mannes Handgelenk ist ein heißumkämpftes Pflaster. Schlanke und zurückhaltende Designs scheinen zwar im Trend zu liegen, wirken am etwas feisteren Handgelenk allerdings gar verspielt. Wahre Männer sehnen sich nach Größe – auch bei der Uhr.

Text: Philipp Pelz

Es ist schon ein wenig ruhiger geworden um die uhrmacherischen Wuchtbrummen. Voll waren die Postillen heuer von immer neuen Flachheitsrekorden, von Wundern der Miniaturisierung. Das hat sicherlich auch mit einer wesentlichen Veränderung des Fokus der Hersteller zu tun. Dieser war früher deutlich stärker auf die Vorlieben russischer Parade-Machos geschärft. Schön waren die Zeiten, als der Rubel, ungehindert von Sanktionen, rasant Richtung Europa rollte und Oligarchen selbst zu Rechnungen im Ausmaß von Sibirien bloß ein geschnalztes „Da“ einfiel.

Breitling Navitimer Super 8 Titan. Foto: Hersteller

Heutzutage schweift der Blick der Marken flux an Moskau vorbei und endet erst wieder in den Metropolen des chinesischen Drachens. Tatsächlich schätzt man in Beijing, Shanghai und anderen Städten, die alle mehr Einwohner als Österreich haben, eher kleinere Durchmesser. Rein statistisch betrachtet ist das asiatische Handgelenk auch tatsächlich im Schnitt etwas zarter. Darüber hinaus lenkt eventuell die Antikorruptionskampagne des Vorsitzenden auf Lebenszeit viele staatsnahe Bürger sanft zu mehr Bescheidenheit. Für die Manufakturen der noblen Zeitmesser ist das nicht weiter schlimm, ist der Hunger nach Luxus in China doch besonders groß. Außerdem gibt es dort bekanntlich viele, viele Menschen, und auch in kleinere Gehäuse lassen sich kostspielige Funktionen einbauen.

Chronograph Tourbillon Richard Mille RM 25-01 ADVENTURE, entwickelt in Kooperation mit Sylvester Stallone. Foto: Hersteller

Rambo‘s choice: Richard Mille (li.) und Sylvester Stallone. Foto: Richard Mille

Wehmut muss dennoch keine aufkommen. Es gibt sie noch, die Kraftprotze, die Ivan Dragos unter den Armbanduhren. Dank ihres martialischen Auftritts vermutet man bei manchen Exemplaren bereits eine Waffenscheinpflicht. Meist greifen eher selbstbewusste, extrovertierte Persönlichkeiten zum exponierten Technikteil, zuweilen leider auch jene der falschen Couleurs (aus welcher Sicht auch immer).

Luminor Submersible 1950 Carbotech von Panerai. Foto: Hersteller

Warum exponiert? Bei den fetten Waschern geht ein großer Durchmesser stets mit entsprechender Bauhöhe Hand in Hand. Wichtig ist daher nicht nur die stimmige Relation zum Umfang des Handgelenks, sondern auch zur Handfläche. Ein so stark wahrnehmbares Accessoire am Handerl sorgt natürlich für Aufmerksamkeit, und es wäre doch schade, wenn sich diese bloß in schallendem Gelächter niederschlüge.

Manchmal stecken auch technische Notwendigkeiten hinter voluminösen Gehäusen. Je mehr Komplikationen in einem Uhrwerk vereint sind, desto mehr Bauteile sind vonnöten, die wiederum ihren Platz beanspruchen. Meist ist es aber dann doch eher die schiere Lust an der Freude mit den fetten Teilen. Lachen wir nobler Zurückhaltung ins Gesicht und schnallen wir uns die Machowecker selbstbewusst um die Extremitäten! Der WIENER zeigt hier die richtigen Begleiter.

Breitling Navitimer Super 8 Titan. Foto: Hersteller

Fliegerass

Als hochgeschätzter Lieferant der Fliegerei hat sich Breitling einen Namen in der Welt der Zeitmesser gemacht. Die Navitimer Super 8, hier in der Variante mit Titangehäuse und grünem Zifferblatt, wirkt, als hätte man sie direkt aus dem Cockpit eines historischen Flugzeugs entnommen. Große Durchmesser, in diesem Fall 46 mm, unterstützen eine gute Ablesbarkeit. Das Riemenband lässt erahnen, wie so eine Uhr früher getragen wurde: Über der Montur. Info unter breitling.com, Preis: 5.250 Euro.

Chronograph Tourbillon Richard Mille
RM 25-01 ADVENTURE, entwickelt in Kooperation mit Sylvester Stallone. Foto: Hersteller

Rambo’s choice

Unglaubliche 51mm Durchmesser misst das Hightech-TPT-Carbon- und Titan-Grade-5-Gehäuse dieser außergewöhnlichen Uhr. Richard Milles Wunderwuzzi-Uhrmacher haben ein besonders leichtläufiges Tourbillon-Werk mit Chronograph hineingepackt. Über eine drehmomentlimitierende Krone wird das Werk sicher aufgezogen. Ebenfalls mit an Bord ist ein Kompass, der mithilfe der eingebauten Wasserwaage besonders exakt abgelesen werden kann. Ist Herr Rambo mal wieder länger im Dschungel unterwegs, unterstützen 5 integrierte Desinfektionskapseln für Trinkwasser. Kein Witz! Info unter richardmille.com, Preis: irgendwo um eine Million Euro.

Luminor Submersible 1950 Carbotech von Panerai. Foto: Hersteller

Carbo-Tauch

Gegen Ende der 90er-Jahre schüttelten Uhrenfans angesichts der Giganten von Panerai aus Florenz ungläubig den Kopf. Die damals unglaublich großen, 44 mm breiten Uhren wurden mehr und mehr zum Kultobjekt und läuteten einen bis heute anhaltenden Trend zu großen Uhren ein. Die abgebildete Luminor Submersible 1950 Carbotech packt gleich nochmal 3 mm mehr auf das Carbongehäuse drauf. Das Automatik-Manufakturkaliber läuft 3 Tage autonom. Info unter panerai.com, Preis: 16.600 Euro.