Design

Im Trend: Kronleuchter – König des Lichts

Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. ist der Kronleuchter ein Dauerbrenner. Dem Sonnenkönig sei Dank, wurde seine opulente Variante gar zum Sinnbild für Feudalismus. Jetzt feiert der Kristallluster seine Renaissance. Doch auch in der puristischen Form ist er die Krönung jedes Wohnraums.

Text: ARinghofer

Denkt man an Kronleuchter, ist klar: Das sind die voluminösen Luster mit Kristallkaskaden und funkelnden Lichtbrechungen. So wie sie in Palästen sämtlicher Königshäuser tonnenschwer von der Decke hängen. Auch das Wiener Rathaus ziert ein Leuchter aus dem 19. Jahrhundert, der über drei Tonnen wiegen soll. In privaten Haushalten erhellen kleinere Varianten der Bleikristallluster das Wohnzimmer, ein spezielles Interieur-Feature der 1970er-Jahre. Die kleinen Kronleuchter brachten Glanz ins Eigenheim und waren Statussymbol. Der nostalgischen Sehnsuchtswelle geschuldet, erleuchtet heute die prunkvollste aller Lichtquellen das eine oder andere Hipsterloft.

Die „Crown Major“ von Nemo büßt als minimalistische Interpretation des klassischen Kronleuchters nichts an Faszination ein. Foto: (c) Nemo

En vogue auch die klassischen und antikisierten Formen des Kronleuchters, stellvertretend dafür: „Crown Major“ der italienischen Designerleuchtenschmiede Nemo. Das deutsche Designerteam Marcus Jehs und Jürgen Laub hat hier das Thema Kronleuchter sachlich interpretiert, ohne auf Grandezza zu vergessen. Ein typischer Entwurf der beiden Industriedesigner, ihre Arbeiten (u.a. für namhafte Design­firmen wie Cassina, Fritz Hansen, Thonet) sind reduziert, aber wirkungsvoll. Beim „Crown Major“ schwingt die Lust am Inszenieren mit, der Luster gleicht einer Raum­installation und schrammt so an der Grenze zur bildenden Kunst.

„Crown Major“ als Stehleuchte. Foto: (c) Nemo

Ursprünglich war der Zweck von Kronleuchtern ein ökonomischer: Man entwickelte eine Kreisform, auf der nur wenige Kerzen einen ganzen Raum beleuchten konnten. Sein Vorläufer waren hängende Becken, an deren Rand sich Öllampen befanden, datiert im 5. Jahrhundert vor Christus in der Toskana. Nach und nach wurde aus dem Becken ein Reifen, der mit Ketten an der Decke befestigt wurde: Die „Koptische Ampelkrone“ war namensgebend für den Kronleuchter – die Kerzenarme „bekrönten“ den Reifen. Die mittelalterliche Ausführung – zwei kreuzförmig übereinander genagelte Holzbretter, die an einem zentralen Schaft befestigt sind – ähnelt bereits dem uns bekannten Kronleuchter.

„Crown Major“ gibt es in sämtlichen Variationen. Foto: (c) Nemo

Die opulenten Kristallluster entstanden mit der Mailänder Cristallari im 16. Jahrhundert, dort wurde im Auftrag der Aristokratie Bergkristall verarbeitet. Mit dem „Stein des Lichts“ begann auch die Ausschmückung der Luster. Das atemberaubende Funkeln durch die Lichtbrechung begeisterte allen voran Ludwig XIV., der Frankreich zum Land der Chandeliers machte. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde in Böhmen, damals Teil der k-&k-Monarchie, das günstige und gut schleifbare Kreideglas entdeckt. Das „böhmische Kristall“ ersetzte schnell das teure Kristallglas. Der Beginn der Erfolgsserie des Kronleuchters.

Feierliche Beleuchtung: „Crown Major“. Foto: (c) Nemo

Crown Major

Hersteller: Nemo
Design: Marcus Jehs, Jürgen Laub
Material: Aluminium-Pressguss
Modelle: als Decken-, Wand- und Stehleuchte in verschiedenen Varianten und Lampenkombinationen erhältlich; in Weiß oder Schwarz lackiert, in glänzend Chrom oder vergoldet.
Infos: nemolighting.com