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WIENER-Börse: Die Buwog … oder 40.000 schöne Börsestunden

Die Börse ist in Österreich ein Nebenschauplatz. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass man mit dem Namen Buwog eher eine unerledigte Gerichtssache denn ein perfektes, aber in diesem Falle leider erledigtes, Börselisting verbindet. 

Text: Christian Drastil

Es war nur eine kleine Randnotiz im Newsfeed der Wiener Börse, dass die Buwog per 16. November 2018 die Wiener Börse verlässt. Nach der Übernahme durch die deutsche Vonovia (die auch schon conwert gekauft hat) war dies erwartet worden. Und auch wenn die Aktie (wie auch conwert) zum Höchstkurs von der Wiener Börse genommen wurde, darf man der Buwog nachweinen.

Denn es war, angefangen von Vorstand Daniel Riedl, eine lässige Partie, diese Buwog. Ich habe das immer wieder auch in meinen Medien geschrieben: Es gab zu keinem Zeitpunkt irgendeinen Stress, die Aktie ging wie auf dem Schnürl nach oben. Riedl hält übrigens einen Rekord: Da man nicht nur an die Wiener Börse, sondern auch an die Frankfurter Börse gegangen ist, wurde Riedl eingeladen, in Frankfurt die berühmte Börse­glocke zu läuten. Und das tat er länger als jeder andere jemals zuvor oder danach. „Hat mir ja keiner gesagt, wann ich aufhören soll“. Nun, nachträglich war es richtig, dass man so nachhaltig und eindrucksvoll auf sich aufmerksam gemacht hat.

Buwog-CEO Daniel Riedl war meist mit einem Schmunzeln unterwegs. Und er hatte auch guten Grund dazu. Foto: (c) Börse Social Magazine, Martina Draper

Dazu Zahlen: Im späten April 2014, zum Zeitpunkt des Börsengangs, der durch eine Abspaltung von der Immofinanz erfolgt ist, lag der Startkurs bei 13 Euro. Der letzte Kurs vor wenigen Tagen wurde bei mehr als 30 Euro ermittelt, wir sprechen also von mehr als einer Verdoppelung in diesen 4 Jahren und etwas mehr als 6 Monaten oder (fast) exakt 40.000 Stunden. Die meiste Zeit dieser 40.000 Stunden war die Buwog im Wiener Leitindex ATX notiert und brachte diesem 91 Pluspunkte.

Wenn ein Index bei 3000 steht (wie der ATX), so ist das nicht so wenig: 3 Prozent vom Wert und nicht mehr verlierbar. Auch mit den Anlegern ist man super ausgekommen; auch wenn das Börseteam der Buwog klein war, hat man für die Börse gelebt. Die Buwog war Bottom Line die verlässlichste Aktie ihrer Zeit. Vergleichbar nur mit der Austria Tabak vor ca. 20 Jahren. Ich bin jetzt mehr als 30 Jahre am Wiener Markt tätig, und es fällt mir keine dritte Aktie ein, die vergleichbar „nur positiv“ war. Am ehesten noch in the long run der Verbund.

So weit, so eitel Wonne. Wenn man Nicht-Börsianer jedoch mit der Buwog konfrontiert (und ich rede in meinem Umfeld immer wieder über Aktien), fallen meist Worte wie „Jössas, da Grasser und da Meischberger“. Das alles ist in den Köpfen, weil zwar schon 2007 passiert, aber noch immer nicht geklärt. Die oben beschriebene Buwog und deren Manager hatten damit nichts zu tun, sondern während des Gerichts- und Beschuldigungsmarathons 40.000 lässige Börsestunden hingelegt.

Marketinggenie Riedl wählte in seinen Sujets immer wieder einen selbstironischen Zugang zur Vergangenheit des Unternehmens. Zum laufenden Buwog-Prozes lieferte er z. B. Wordings wie: „Wo war mei Leistung?“, „Unser wichtigster Prozess: Projektentwicklung“, „Zu schön, zu intelligent“ usw.). Dafür hat man den CCA Venus in Bronze bekommen, einen der wichtigsten Kreativpreise Österreichs. Mutig.

Und Stichwort „Wos wor mei Leistung“: Das legendäre „Wos wor mei Leistung“-Haus ist ja in der Nordbergstraße in 1090. Und dort ist jetzt, Stichworte „Althangrund“ und „Franz-Josefs-­Bahnhof“, der nächste große Aufreger im Entstehen. Ich schreibe das, weil ich dort wohne. Und mit der Buwog hat das auch längst nichts mehr zu tun.

Christian Drastil

ist Ex-Banker bzw. Gründer und Ex-CEO zahlreicher Online-Medien. Seit 2012 ist er mit dem Börse Social Network selbstständig. Die hier gedruckte Doppelseite erscheint 1:1 im 100-seitigen Monatsmagazin Börse Social Magazine boerse-social.com/magazine. 2018 neu ist der tägliche Börsenbrief boerse-social.com/gabb, den man gratis und unverbindlich testen kann.