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Manspreading: immer auf die Kleinen

Manfred Sax

Manspreading? Wird missverstanden. Es hat einen Grund, Madam, warum Männer habituell breit sitzen: Die Hoden lieben es kühl.

„Es geht um sexuelle Attraktivität“, befand die Forscherin Tanya Vacharkuksemsuk von der US-Uni Berkeley in einer Studie zum thematischen Dauerbrenner des Vorjahres. Männer mit gespreizten Beinen regen Frauen an, besagen ihre Findungen. Das klingt zwar nett, geht aber an den eigentlichen, tief in den Instinkten verankerten Motiven für den männlichen Hang zum Sitzen mit gespreizten Beinen vorbei. Im Kern – also wenn es nicht um die Präsenz, sondern um die Funktion von Organen geht – geht es um den Fortbestand der Spezies. Es hat einen Grund, warum dort, wo die Frau lediglich verwirrend schön ist, beim Mann ein lächerliches Ding mit einem noch lächerlicheren Sack runterbaumelt. Der große Designer – die rastlose Energie der Evolution – war nicht immer ein Ästhet. Wenn es um den Transfer des Genpools geht, stellt sich tatsächlich heraus, dass Hoden bessere Spermien produzieren, wenn ihre Temperatur ein paar Grad unter Körpertemperatur angesiedelt ist. Daher ist der Sack außerhalb des Körpers platziert. Leider an einer Stelle, die zu gespreizten Beinen richtiggehend animiert.

Als die russische „Aktivistin“ Anna Dovgalyuk vergangenes Jahr in der U-Bahn aus Protest Manspreaders bespritzte (ein topvirales Video des Jahres), hat sie deren Hoden eigentlich erfreut. Ignorant war die Aktion trotzdem. Auch das von Feminas bemühte „She-bagging“ (Frau mit Handtasche belegt mehrere Sitze), ist lediglich dumm, weil sie nur demonstriert, dass sie etwas nicht versteht. Das heißt aber nicht, dass der Manspreader sich in einem vollen Zug breitmachen soll. Wenn es um kühle Hoden geht, reicht auch ein simples Aufstehen und etwaigen Bedürftigen den Sitz anbieten. Let them swing, Alter. Das ist angenehm und erspart Zoff.

Info: wunderweib.de/die-falsche-unterhose-beeinflusst-die-spermienqualitaet

Fotos: Getty Images