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Beruf: Sexszenen-Koordinator

Manfred Sax

Hollywood. Der US-Kabelsender HBO geht neue Wege. Sexszenen werden ab sofort nur noch in Anwesenheit einer „Koordinatorin“ gedreht.

Sexszene aus Der letzte Tango in Paris.

Es gibt einen neuen Job in der Filmbranche, und eines ist klar: Männliche Kandidaten brauchen sich nicht darum bemühen. Es gibt etwas, das Männer offenbar nicht verstehen, nenne es mangelnde Empathie: Sie haben kein Gefühl für Grenzbereiche, und seit Weinstein sind Dreharbeiten nunmehr offizielle Problemzonen. Infolgedessen gibt es eine neue, stets anwesende Expertin: die Intimitätskoordinatorin. Bei HBO ist das eine Frau namens Alicia Rodis, die interessanterweise ohnehin Erfahrung als Koordinatorin hat – nämlich bei Stunts. Von Stunts zu Sexszenen – sowas geht in einem Gedankensprung. Rodis betont, dass ihre Rolle nicht nur eine willkommene Schutzfunktion für Frauen darstellt, sondern auch von den männlichen Akteuren begrüßt wird. Weil sie „Angst davor (haben), die konsensuellen Grenzen zu überschreiten“ (Rodis). Es ist anzunehmen, dass das HBO-Beispiel rasant Schule macht. Wenn das nur Marlon Brando erfährt …

Stichwort Butterszene. Im Klassiker „Der letzte Tango in Paris“ beschlossen der (kürzlich verstorbene) Regisseur Bernardo Bertolucci und Marlon Brando den Dreh einer analen Attacke auf Maria Schneider (19, Bild links), ohne sie zu informieren. Sie sollte Schmerz nicht spielen, sondern fühlen, sagte der Regisseur. Und: „Es tut mir leid, aber ich bereue es nicht.“ Hier erklärte er, warum:

Siehe auch WIENER-Story Maria Schneiders letzter Tanz

instagram.com/alicia_rodis; Fotos: Getty Images