AKUT
DJane Pierre Ciseaux. Goddess is a Vorarlbergerin
Wenn du jemandem immer nur auf Facebook begegnest, dann aber spontan einen Kaffee mit ihr trinkst. Gestatten: Pierre Ciseaux, DJane.
Text: Manfred Sax
Manchmal musst du weit weg, um wirklich heimzukommen. Wenn du Teenager bist und am Land aufwächst, kommt immer mal die Zeit, da musst du weg, am besten so weit weg wie möglich. Stina wuchs in Vorarlberg auf – man denke an den unweiten Horizont, in allen Windrichtungen nur Berge –, und sie war 18, als sie dem Fernweh nachgab.
Sie landete auf Ibiza, erwähnenswert in ihrem Fall, weil Ibiza ohne Musik nicht denkbar ist. Aber ein Jahr später war sie in Neuseeland, und viel weiter weg vom Alpenland geht kaum.
Also Umkehr.
Heute ist Jahre später, und Stina wohnt in Wien. Sie brachte sich zunächst mit Kellnern durch und studierte Mathematik und Sport, und der Punkt ist jedenfalls, dass Musik immer dabei war. Eigentlich von klein auf, erzählt sie beim Kaffee im Lokal „Propeller“ in Wien 4.
Ihr Auftritt war denkwürdig, da war diese finstere Bar, dann kam Stina durch die Tür, im Gesicht ein Lächeln, das offenbar immer da ist. Denkst du zumindest, wenn du sie nur von den Sozialen Netzwerken her kennst. Dort strahlt sie immer, habituell hinter ihren Decks auf einer Bühne stehend, und wenn das Pic ein Video ist, dann tanzt sie, wie wer tanzt, dem es grad gut geht. Kommt wohl mit dem Metier. Stina ist DJane. Ihr Künstlername: Pierre Ciseaux. Pierre wie der Stein, Ciseaux wie die Scheren. (Zum Text runterscrollen)
#rocknroll
Gepostet von DJane Pierre Ciseaux am Mittwoch, 6. Februar 2019
Das DJing ließ sich nicht verhindern, schon in Vorarlberg machte sie Musik, sie spielte zweite Geige, „das war nicht mein Naturell“, erzählt sie. Beim Kellnern dann wurde ihr klar, dass Musik auflegen einfacher ist als Musik machen, obwohl: „Nicht jeder Mensch kann DJ sein, da gehört einiges dazu“, abgesehen von musikalischen Aspekten so Banales wie „Fleiß, Pünktlichkeit und eMails beantworten“, sagt sie.
Die Musik, na ja, „Sparten-DJ geht hier nicht, dafür ist Österreich zu klein, du musst vielfältig sein“. (Stina) Aber Grenzen gibt es, das wären so Sachen wie Spice Girls, Gabalier und Fischer-Helene. Heute kennt sie jeder, der nachts viel unterwegs ist. Sie hat alles bespielt, von U4 über Stadtbar, von Loft bis Nova Rock. Und wer sie mal an der Arbeit sah, vergisst sie nicht, „ich weiß, wie ich mich in Szene setze“. (Stina) Nachsatz: „Aber ich habe noch nie einen Boyfriend übers Auflegen kennen gelernt.“
Eins muss hier noch erwähnt sein: „Die Leute kennen mich als diese verrückte, ausgeflippte DJane“ (Stina), die sie privat nicht ist, wie sie nicht beteuern muss. Hier im Lokal beim Kaffee scheint Pierre Ciseaux weit weg zu sein, da sitzt nur eine umwerfende Frau namens Stina, und sie lächelt ihr Lächeln, und dir gerät der ”God is a DJ“-Sager von Faithless zwischen die Ohren, und jetzt kommt dir auch der Gedanke irgendwie schlüssig vor, dass Goddess eventuell eine Vorarlbergerin ist. ×
DJane Pierre Ciseaux nächster Gig. 2.3.2019: ”The Loft“, Lerchenfelder Gürtel 37, 1160 Wien.
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Nicht kreditierte Fotos: Maximilian Lottmann