AKUT

Diagnose: Handy-Sucht

Jakob Stantejsky

Über die Nebenwirkungen informiert die Wissenschaft: Übermäßiger Gebrauch von Smartphones macht krank. Der aktuelle Gesundmacher dazu wurde „going dark“ getauft.

Willst du 100.000 Dollar verdienen? Ist ganz einfach. Das Angebot ist taufrisch und kommt von der US- Firma hinter dem Drink „Vitaminwater“. Du musst genau nichts tun. Du darfst nur dein Handy ein Jahr lang nicht benutzen. Das ist nur die neueste einer Reihe von internationalen Aktionen gegen den exzessiven Gebrauch von Smartphones. In Frankreich wurden vergangenes Jahr Handys in Schulen verboten. US-Firmen lassen alle Online-Kontakte von urlaubenden Mitarbeitern zum Arbeitsplatz sperren. „Going dark“ nennt sich das. Warum? Weil Handy-Sucht heute als Krankheit akzeptiert wird – wie Gambling-Sucht und Alkoholismus. Der teuflische Advokat dazu: das Hormon Dopamin, das bei jedem „Like“ und sozialmedialen Verkehr Wohlgefühl bringt – dessen Ausbleiben aber, oder gar eine „Entfreundung“, für Entzugserscheinungen sorgt. Die Symptome: die üblichen Verdächtigen wie Depressionen, Minderwertigkeitsgefühle, Selbsthass, ADHD-Störungen etc. Besonders gefährdet: Millennials und alle, die mit Handys aufgewachsen sind. Sammelbegriff: die Kopf-nach-unten-Generationen, deren Augen permanent an einem viel zu kleinen Display kleben und der Umwelt vermitteln, dass sie weniger wichtig ist als das smarte Ding. Das muss sich ändern, meint Kultur-Anthropologe Simon Sinek, der auf eine Altersbegrenzung pocht: „Alkohol ist schließlich auch erst ab 18 erlaubt.“

Literaturtipp. Alexander Markowetz: Digitaler Burnout, Droemer Verlag, wada-ama.org

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