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Deutschpflicht für Taxler und Uber-Fahrer – Was kommt als nächstes?

Jakob Stantejsky

2021 wird ein Stück Wiener Charme verloren gehen: Taxler und Uber-Fahrer werden dann laut einer geplanten Verordnung von Infrastrukturministerin Leonore Gewessler Deutsch sprechen können – müssen. Wir fragen uns, welche einschneidenden Änderungen noch folgen könnten.

Text: Jakob Stantejsky / Foto Header: Getty Images

Der zuständige Obmann bei der Wirtschaftskammer, Gökhan Keskin, gab nun wortgewandt zu Protokoll, dass man zukünftig als Fahrgast sich nicht mehr mit „Du fahren, ich sage“ behelfen müsse. Denn alle Fahrer müssen ab 2021 Deutsch auf Niveau B1 sprechen können. Gepflegte Konversation im Taxi also, wo kommen wir denn dahin?! Abgesehen davon, dass es vielleicht sinnvoller wäre ein Minimum an Auskennen in der Stadt vorzuschreiben … schließlich bezahlt man die sündteuren Preise nicht, damit der Taxler dann seinen Gast dann auch noch als persönliches Navi missbraucht. Unbezahlt, versteht sich. Aber egal, eines nach dem anderen, gell? In der „Personenbeförderung mit Pkw“ muss nun also Deutsch gesprochen werden. In anderen Branchen zittert man nun schon, denn ähnlich radikale Umbrüche werden befürchtet.

Briefträger und Paketdienstfahrer etwa tun kaum noch ein Auge zu. Die armen Leutchen schieben Panik davor, demnächst ihren Job tun zu müssen. Denn tatsächlich beim Adressaten anzuklingeln und das Packerl dann echt ein oder – Gott bewahre! – gar mehrere Stockwerke hinaufzutragen ist doch wirklich sowas von unnötig. Doch wer weiß, vielleicht liegt eine drakonische Verordnungen zu dem Thema schon in der Schublade der hinterhältigen Bundesregierung!

Foto: Getty Images

Auch in der heimischen Medienbranche wird gebangt. Manch ein Blatt befürchtet, dass man in Zukunft unter untragbaren Umständen tatsächlich die gut recherchierte Wahrheit abdrucken muss. Und sogar ganze Sätze zu Papier zu bringen hat! Die Auswirkung von ehrlichem Journalismus auf die Verkaufszahlen will man sich hier nicht einmal ausmalen.

Internet Provider stünden ebenfalls vor dem Konkurs, wenn sie den Kunden tatsächlich die im Vertrag versprochene Bandbreite liefern müssten. Auch die gern gebrauchte Formulierung „BIS ZU 100 Mb pro Sekunde“ nutzt sich als Ausrede irgendwie ab, wenn man noch kein einziges Mal über die Hälfte hinausgekommen ist. In der Branche herrscht angesichts möglicher entsprechender Maßnahmen die blanke Angst.

Einzig der Wiener Ober bleibt gelassen. Von einer hypothetischen Verordnung, die vorschreibt, dass er seinen Gäste zukünftig ein Minimum an menschlicher Würde zugestehen muss, zeigt er sich unbeeindruckt. Er weiß: Nicht einmal die Regierungsmitglieder legen sich mit ihm an. Denn wer weiß, was er mit deren Speisen machen könnte, bevor er sie serviert. Das gilt im Gasthaus in Wien Ottakring genauso wie beim Plachutta.