AKUT
Wie Atombombe bist du?
In Österreich hat man das mit dem Internetz und diesen „Social Medias“ echt drauf. Jüngstes Beispiel: Das heimische Außenministerium hat am Freitag mehr oder weniger kommentarlos ein Video auf Youtube gestellt, in dem die Folgen eines hypothetischen Atombombenabwurfs über Wien veranschaulicht wurden. Die Reaktion fiel seltsamerweise eher negativ aus.
Foto: Getty Images
Dabei wollte man doch nur „zeigen, dass die Bilder, die wir aus Hiroshima und Nagasaki kennen, leider nicht der Vergangenheit angehören“, wie man auf Twitter klarifizierte. Aso, na dann. Der Anlass für die etwas eigenartige Geschichte war übrigens der Atomwaffenverbotsvertrag, der am Freitag in Kraft trat. Es geht doch nichts darüber, eine positive Story mit ordentlich Panikmache und schlechtem Editing zu feiern. Die Zahlen im Video sind jedenfalls erschreckend, gar keine Frage. Doch auch ihr könnt so coole Videos machen, mit denen ihr dann auf Facebook und Co. ganz groß rauskommt.
Oder vielleicht wollt ihr nur wissen, welche Konsequenzen eine Atombombenexplosion in Gramat-Neusiedl hätte? Oder New York … das wäre halt weltpolitisch nicht gar so wichtig. Auf www.nuclearsecrecy.com könnt ihr jedenfalls selbst ein paar Bomben abwerfen, zumindest rein theoretisch. Denn das Programm rechnet euch nicht nur allerhand Konsequenzen (Todesopfer, Radius etc.) aus und zeigt sie euch bequem auf der Weltkarte, und lässt euch nicht nur den Explosionsort, sondern auch die Art der Bombe bestimmen. Zur Wahl stehen sowohl Exemplare, die es echt gab (oder tragischerweise immer noch gibt), als auch die Möglichkeit, selbst eine Sprengkraft zu wählen. Nachdem wir ein wenig herumprobiert haben, können wir immerhin anmerken: Das österreichische Außenministerium hat sich bei seinen Prognosen eh noch zurückgehalten. Mit ein bisschen mehr Power wären da ganz andere Reichweiten als zerbrochene Fenster in Hütteldorf möglich.
Ob dieses Tool jetzt irgendjemandem wirklich hilft, sei dahingestellt. Aber interessant ist es, keine Frage. Kleiner Tipp am Rande nur: Geht mit den Informationen vielleicht etwas sensibler um als das am Freitag geschehen ist. Die Kombination aus erzwungener Dramatik und grottiger Qualität sorgt nämlich nicht gerade für Begeisterung, wie man an den vernichtenden Reaktionen ablesen kann.