KULTUR
Goran Andric – Enjoy the Silence
Goran Andric geriet per Zufall in die Welt der Fotografie, seine ganz spezielle Begabung, die Bühnen- und Künstlerfotografie, ergab sich quasi von selbst. Dass sie sich mittlerweile zur Trademark entwickelte, ist wohl zu einem gerüttelt Maß auch Andrics Sturheit, seinen Prinzipien treu zu bleiben, geschuldet.
Fotos: Goran Andric
Warum Goran Andric selten bis nie ausstellt, ist schnell erklärt, zumindest in seinen Worten: „Ich bin kein Smalltalk-Typ.“ Den Einwand, das hätte er sich vorher überlegen sollen, lässt er ebenfalls nicht gelten, und zwar folgerichtig. Wenn nämlich ein Vater, der seine Tochter zum Balletttraining in die Wiener Staatsoper bringt, nur deshalb zur Kamera greift, damit er die Wartezeit überbrücken und was anderes als, richtig, Smalltalk betreiben kann, sich dann aber dabei zufällig herausstellt, dass er diesen Zeitvertreib pretty much perfectly beherrscht – ja dann war diese Karriere alles andere als geplant. Bald trudelten die Aufträge für Porträts der Künstler ein, zunächst von Eltern, dann von ganzen Compagnien, schließlich von der Staatsoper selbst. Und nach ziemlich kurzer Zeit prangten Andric-Porträts von jungen Tänzerinnen und Tänzern auf allen Wiener Straßenbahnen.
Mittlerweile sind seine Momentaufnahmen von Bühnenszenen, speziell in der Ballettszene, aber auch abseits weltweit bekannt, in Japan sind zeitgleich drei Shows seiner Werke unterwegs. Und weil wir anlässlich dieses Pictorials die Gelegenheit hatten, doch einen kurzen Smalltalk mit Andric zu führen, ergaben sich interessante Insights in seinen Zugang zu den Werken. „Als ich begonnen habe, hat mich die Beziehung zwischen Fotograf und Modell fasziniert. Ein Mensch kommt zu dir, und du hast nur ein paar Minuten Zeit, um das Vertrauen dieser Person zu gewinnen.“
Dieses Vertrauen ist schließlich wichtig für Gorans Stil, die Momentaufnahmen zu erarbeiten: „Ein wichtiger Faktor meiner Bilder, und da spielt es auch keine Rolle, ob sich das Motiv bewegt oder still hält: Enjoy the silence.“ Last, but not least ist Goran Andric auch eklektisch bei der Auswahl seiner Motive: „Für mich ist Schönheit alleine kein Kriterium, die Schönheit muss auch gearbeitet haben, trainiert haben. Deshalb die Affinität für Musiker und Tänzer, mich fasziniert, was ein Mensch aus sich machen kann. Dann kommt die Schönheit ganz von selbst.“