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Nele Pollatschek – „Gendern ist Sexismus.“

Manfred Sax

Nele Pollatschek ist Schriftsteller und hat was gegen das Gendern. Leider, wie sie betont. Weil Gendern eine sexistische Praxis ist, deren Ziel es ist, Sexismus zu bekämpfen.

Text: Manfred Sax / Foto: Bogenberger

Wenn jemand sie als SchriftstellerIN bezeichnet, wird Nele Pollatschek herb. Geht es da um die Schriftstellerei oder darum, dass sie aussieht wie ­jemand, der eine Vagina hat? „Ich fühle mich in solchen Situationen auf mein Geschlecht reduziert.“ (1) Das sei das Problem mit dem Gendern, es sei leider sexistisch. Sie sagt „leider“, weil die habituellen Genderer ja zumeist Feministen sind, also die Guten, die Sympathischen, die Geschlechtergerechten. Nur sei da eben dieser logische Konflikt, der schwer zu ignorieren ist, wenn man – wie sie – in Oxford ­studiert hat. Die englische Sprache hat dieses ­Problem nicht. Dort hält man es bestenfalls für ein Versäumnis, dass die deutschen Feministen nichts gegen die seltsame Sitte tun, Frauen und Männer sprachlich unterschiedlich zu behandeln. Wo Deutsch gesprochen wird, „wird eine Frau das Frausein nicht los.“ (1) Dann sei da noch die andere Sache. Die anderen Geschlechteridentitäten.

Transpersonen werden selten gefragt, sondern zumeist nach biologischem Klang der Stimme gegendert. Da sollte sich noch was tun. Ja, seit der Debütroman „Das Unglück der anderen Leute“ (2017) des in Berlin geborenen Schriftstellers mit zwei Preisen ausgezeichnet wurde, ist Pollatschek in Deutschland ausgesprochen präsent. Und nun wurde sie auch noch von der Stadt Ansbach engagiert, meldete die lokale Zeitung: „Die Schriftstellerin ist nun Ans­bacher Stadtschreiberin.“ Auf Nele Pollatschek ­wartet noch viel Arbeit.

(1) Tagesspiegel: https://bit.ly/3ePfQtC; Tipp. Nele Pollatschek: ”Dear Oxbridge:Liebesbrief an England“, Köln 2020.