KULTUR

Liener – es cleant so clean in Wien

Im vergangenen Herbst fühlten wir interessiert der Debütsingle „Rosen & Mohn“ von LIENER auf den Zahn, durften festschreiben, dass der Ex-Wiener Sängerknabe so musikalisch und optisch ausladend fuhrwerkt, „dass der Schizo nur so staubt.“

Fotos: Johannes Dürhammer

Und der Schizo ist bei der nunmehr dritten Single „Ganz Wien ist clean“ wieder da, sitzt im beängstigend beigen 70er Wohnungsambiente vor dem flimmernden Retro-Fernseher und meldet so eindeutig zweideutig „Wir trinken keinen Alkohol, wir nehmen keine Drogen – na, na!“. Und so geht es dann auch weiter beim Ritt auf dem multiplen Bedeutungsregenbogen: „Herr Hans, wie immer sugarfree!“ Da muss der einzig wahre Hans des Ö-Popkulturuniversums dann unbedingt vorbeikommen, um den jungen Herrn Liener zur Ordnung zu rufen: „I mahn: Du weißt doch überhaupt nicht, was du da redest!“

Zunächst hat wohl das downgegradete Corona-Home-Life den Songwriter Liener zu diesem sich vordergründig als Anti-Drogenlied gerierenden Elektro-Klescher inspiriert. Dann folgt Wiegeschritt und Öffnungsknick, und Voodoo-Sänger Liener steigert den Song in seinem zeigefingerlosen Lehrvideo mit Gugelhupf-Zucker-Blasen und durchgeknallter Nova Rock-Pose zu Ekstase und Exzess – unmissverständlich, Doppeldeutigkeit ausgeschlossen. Das pumpt, knarzt und fistelt in den höchsten Tönen, macht sich unschlagbar in seiner schmutzigen Klarheit von kreativer Crazyness und musikalischer Souveränität. Wir sind weiter gespannt, immer gespannter …