KULTUR

Wer hat eigentlich den Vlatković im Griff?

Alex Pisecker

Jung, wild und intensiv. Diese Beschreibung trifft wohl am besten auf Luka Vlatković, 28, Schauspieler und Musiker zu. Nicht einmal eine weltweite Plage kann diese Naturgewalt aufhalten.

Text: Alex Pisecker / Fotos: Alex Gotter

Luka Vlatković Eltern stammen beide aus Zagreb, dieser altösterreichischen Perle und Hauptstadt Kroatiens. Vater klassischer Musiker, genauer gesagt Hornist und in den großen Orchestern dieser Welt zu Hause. Die Familie lebte kosmopolitisch und Luka wurde 1992 in München geboren. Er ist das vierte von sechs Kindern – ein Sandwichkind und Zitat: „Ich fungierte immer als Peacemaker zwischen den anderen“. Die Familie siedelte sich am Chiemsee an, zog jedoch vier Jahre nach Lukas Geburt nach Salzburg, wo der Vater fortan am Mozarteum unterrichtete. Schon während der Volksschul- und Gymnasialzeit zeigte sich Luka vom Schauspiel, speziell dem Theater, aber auch dem Film, sowie von der Musik fasziniert. Die Eltern ließen ihm Klavierunterricht angedeihen, Gitarre und Schlagzeug brachte er sich autodidaktisch bei. Im zarten Alter von 14 Jahren gründete er seine erste Band „Conflagration“. „Die Richtung war ein wenig Metal in the making“, so Vlatković. Eine CD wurde aufgenommen, selbstverständlich mit Eigenkompositionen, der größte Hit nannte sich „The Calm before the Storm“. Er stürmte nicht die Charts. Die nächste Band nannte sich „Chili and the Whalekillers“, dieses Projekt musste Luka mit 17 leider hinter sich lassen, da er für ein Jahr in die USA ging, wo er bei Verwandten in Connecticut einquartiert wurde um die dortige „Daniel Hand High School“ zu besuchen. New England war ihm bereits vertraut, da die Familie meist den Sommer in Vermont verbrachte, da der Vater für das „Marlboro Music Festival“ engagiert wurde.

Zurück in Österreich stand die Matura am Programm und darauf folgend der Zivildienst, den er im LKH Salzburg absolvierte. Einige haarsträubende Aufenthalte im OP – er musste die Patienten rein und raus schieben – blieben ihm auch nicht erspart. Was ihn aber nicht davon abhielt sich anschließend am Max-Reinhardt-Seminar zu bewerben. Ursprünglich wollte er sich nur mal ansehen wie das dort alles so läuft, ohne Zwang. Geschauspielert hatte er ja bereits in der Schule – und nicht zu knapp. Da das Leben jedoch voller Überraschungen steckt, wurde Luka sofort aufgenommen. Die Aufnahmeprüfung dauert etwa eine Woche und es müssen drei Prüfungsrunden absolviert werden. Das funktionierte anscheinend reibungslos und so fand er sich 2012 in Wien als Schauspiel-Student wieder. Das 1. Jahr Seminar bestand aus Grundlagenunterricht, Sprechunterricht, Tanz und Bewegung. Danach wurde es spannender. Das Seminar arbeitet eng mit Volkstheater und Burgtheater zusammen und bietet den Studenten die Möglichkeit bereits während der Ausbildung an diesen Häusern erst in Statistenrollen, in weiterer Folge in kleineren Rollen mitzuwirken. So geschah es, dass Luka Vlatković 2016 direkt, erst als Gast und anschließend als Mitglied des Ensembles an das Volkstheater engagiert wurde. Eine intensive und vor allem arbeitsreiche Zeit begann, da er im ersten Jahr in sechs Produktionen, die teilweise parallel oder aufeinanderfolgend aufgeführt wurden, spielte.

2018/19 entschied er sich als Freelancer weiter zu arbeiten, erhielt Engagements an den Kammerspielen der Josefstadt, am Bronski & Grünberg Theater und am Landestheater St. Pölten. Zu dieser Zeit wurde Vlatković für erste Fernsehrollen gebucht, die er auch annahm. Eine Entscheidung, die sich während der Pandemie als absolut richtig herausstellte, da nach dem strengen ersten Lockdown wieder gedreht werden durfte, die Theater jedoch geschlossen bleiben mussten. Schon davor befand er sich in der Vorbereitung der Produktion „Horses – das Musical“, das demnächst im Werk X am Petersplatz gezeigt wird. Die Pandemie wurde mit Arbeiten zu Catalina Molinas Film „Das Glück is a Vogerl…“ und den Serien Schnell ermittelt, Vienna Blood 2, Euer Ehren oder Soko Donau überbrückt. Selbst während dieser intensiven Zeit des Schauspielens konnte Luka seine Finger niemals ganz von der Rhythmusgitarre lassen und klampfte und sang mit Raphael Krenn bei „Bona Lisa“ und zuletzt bei „Krayne“. Seine dritte Leidenschaft, der Sport, insbesondere das Fußballspiel – als Jugendlicher spielte er bei „Wüstenrot Salzburg“ – kam in den vergangenen Jahren leider zu kurz, bedauert Vlatković. Wäre er doch beinah in den österreichischen Fußball Kader aufgenommen worden, damals als er 14 Jahre alt war – das Schicksal hatte dies allerdings nicht ganz so vorgesehen – einen Tag zuvor brach er sich den Ellenbogen. „Nix wars mehr mit dem Kicken“, grinst Vlatković. Dafür wird er im August im Rahmen der Bregenzer Festspiele einen Fußballstar auf der Bühne spielen. Manche Träume werden eben auf Umwegen wahr.