Kabarett
Mein Supercic – Ein Kabarettist in 4 Akten
Mike Supancic präsentiert sein Kabarettprogramm „Grand Hotel Supancic“. Pointen, Parodien, Lieder. Pur, erdig, unverschämt. Respektlos auf den Punkt gebracht. Der WIENER sagt: Anschau’n!
Foto Header: Ludwig Rusch
AKT 1: ZEITREISE IM „GRAND HOTEL SUPANCIC“
Mein Supercic verlässt sich auch diesmal auf eine bewährte Melange aus Pointen, Parodien und Liedern, die hier zum ersten Mal das Nichts der Welt erblicken und allein schon deshalb hörens- und sehenswert sind. Dass er in den letzten Wochen ausgiebig zum Proben gekommen ist, bezweifle ich, denn für die Regie konnte er die strahlend schöne Nadja Maleh gewinnen, und das absolut Letzte, was ich mit dieser Prinzessin tun würde, ist proben. Ähem. Aber ich bin ja auch nicht so ein Bühnen-Profi wie die beiden, und laut Kabarettist Meikel ist „Nadja total super und einfallsreich als Regisseurin“. Das glaube ich gerne und sofort. Worum geht’s in seinem 19. Kabarettprogramm? Es geht ums Blasen. Genauer gesagt: ums Whistle-Blasen. Ein Whistleblower ist eine über jeden Zweifel erhabene Person, har-har, die geheime Informationen ans Licht der Öffentlichkeit zerrt und publiziert. So wie wir halt.
So isses auch hier: Die einzigartige Belegschaft einer traditionsreichen Fünf-Sterne-Absteige, die ganz eindeutig schon bessere Zeiten als das beginnende 21. Jahrhundert erlebt hat, packt geheime Erinnerungen und Geschichten über Alpha- und Omega-Promis aus und verrät die Macken von Menschen am Rande des Nervenzusammenbruchs. Die glaubwürdigsten Verschwörungstheorien haben hier ihre Wurzeln. Den passenden Soundtrack liefert „Sergeant Bastis Lonely Handy Band“. Im „Grand Hotel“ erlebt das Publikum eine amüsante Zeitreise durch die Musikgeschichte – von Walter von der Vogelweide über Arnold Schönberg bis zu Wellerman. Nachweislich wurde Bob Dylan in dieser Luxushütte zum Trickbetrüger, und der allerallernetteste aller Gangsta-Rapper ist einer der treuen Stammgäste. Zwischen dem Whistleblowjob geschieht wahrhaft Düsteres und Rabenschwarzes, das an Stephen Kings „Shining“ erinnert: Hoffnungslose Leiharbeiter singen den Blues von der Vollbeschäftigung, Facebook-Aluhutträger dienen als Blitzableiter, und die lokale „Canasta-Runde Ternitz“ stürzt sich haltlos ins Verderben.
AKT 2: EIN STEIRERMAN AUS DEM HOCHHAUS
Mein Supercic ist beileibe noch kein alter Sack, aber auf dem besten Weg dorthin. Kabarett-Nachwuchspreis wird er ab sofort wohl keinen mehr kriegen. Aber er hat in der Vergangenheit eh schon genug Preise abgeräumt: den „Grazer Kleinkunstvogel“, den „Österreichischen Kabarettpreis“ und den „Salzburger Stier“. Ein Verdienstkreuz der Stadt Wien wär’ vielleicht noch drin. Mit 54 Jahren ist man halt auch kein Springinkerl mehr. Davon könnte ich euch ein Lied singen, ich habe ja sogar ein paar Längen Vorsprung, aber den Blues tu ich mir und euch nicht an, ich mag ja nicht die letzten Sympathisanten vertreiben.
Der Wahnsinnige vom Kernölberg ist ein waschechter Steirer, der sich selbst regionalgetreu definiert: „Ich bin wie eine Brett’ljausn: sehr vielfältig, geil gewürzt, nachhaltig nahrhaft und total bio-ehrlich!“ Aufgewachsen ist er in Kapfenberg, im damals einzigen Hochhaus der Stadt. In der Kellerwohnung. Na ja, nein, aber fast.
Fotos im Familienalbum: der kleine Mike und eine rote ÖBB-Lokomotive, der kleine Mike und eine grüne Gösser-Dose, der kleine Mike und der rosarote Standard. Alles in Schwarz-Weiß.
Er erzählt mit einem kecken Lächeln, dass er in der Schule seine Lehrer parodiert hat und für die Mitschüler gerne den Kaschperl und das Krokodil gleichzeitig abgeliefert hat. „Yin und Yang in der Handelsakademie von Bruck an der Mur!“ Nebenbei hat er gar nicht so wenig Geld verdient, indem er in der steirischen Hügellandschaft verschossene Golfbälle aufgesammelt und den Golfern zum Handicap-Sonderpreis zurückverkauft hat.
Dann wurden ihm für seine Bühnenperformance die ersten Preise verliehen, in der Steiermark und dann auch im restlichen Ausland. In Süddeutschland checkt das Publikum seinen Schmäh noch, in Hamburg oder Kiel müsste er sich eindeutig einen anderen Job suchen. Die Fischköpfe verstehen nur Bahnhof, wenn er beispielsweise seine Nummer von den Vorgängen beim Favoritner Würschtlstand bringt.
Eines Tages kam ihm die schöne Karin in die Quere. Mit der Karin übersiedelte er nach Wien, mit der Karin lebt er in einer großen Genossenschaftswohnung, mit der Karin hat er einen verschmitzten tollen Sohn, der auf den Namen Fynn hört, was soviel heißt wie: kleiner blonder Krieger.
AKT 3: OSKAR WERNER AUF URLAUB IN KRETA
Liebe Kinder! Es gab einmal einen weltberühmten Schauspieler aus Wien, der hieß von Geburt an Oskar Josef Bschließmayer, was nicht sehr passend war, wenn man auf der Bühne als „Hamlet“ reüssieren wollte. Also nannte sich der Bschließmayer ganz einfach Oskar Werner und machte für einen Buben aus Wien-Mariahilf eine unglaubliche Karriere am Burgtheater und beim internationalen Film. Heute tut ihm kein Knochen mehr weh, er hat sich elegant zu Tode gesoffen. Das Besondere an ihm war der zarte Tonfall seiner einzigartigen Stimme. Wer sie nicht parat hat, sollte sich auf YouTube anhören, wie er das Rilke-Gedicht „Du musst das Leben nicht verstehen“ vorträgt. Das dauert eine Minute Null-fünf, und man kennt sich aus. Ich hab’ ihn sehr verehrt und empfehle zwei YouTube-Dateien, mit denen das klar wird: „Georg Biron – meets Oskar Werner“ und „Georg Biron – meets Richard Burton“.
Vor ein paar Jahren machte ich Urlaub auf der Insel Kreta, Oskar Werner war bereits verblichen, und ich kannte den Meikel nur vom Hörensagen. Ich spazierte auf den Spuren von Alexis Sorbas den Strand entlang, und plötzlich hörte ich hinter mir Oskar Werner sprechen: „Füße sind sehr was Wichtiges im Leben. Meine Füße haben mich an die schönsten Orte der Welt geführt.“
Ich war perplex und wirbelte herum: Hinter mir war kein Oskar Werner, sondern eine Art Hippie, der an der Seite einer feschen Maturantin mit frechem Mundwerk und wunderschönen Füßen war. Heute weiß ich: Supancic liebt Füße. Auch seine eigenen. Darüber kann er ewig reden. Auch über Kreta. Eigentlich kann er über alles ewig reden.
Im Sommer macht der Meikel jedes Jahr Familienurlaub auf Kreta. Dort trägt er lederne Sandalen und widmet sich hingebungsvoll der Pediküre. Dann trägt er Ringe als Schmuck auf den Zehen und bringt die Fußnägel mit exklusivem Nagellack von „Chanel“ zum Glänzen. Ganz nebenbei kann er in Gesprächen mit seiner Karin das Leben filettieren.
AKT 4: SEIT JAHREN EIN REKORD-YOUTUBER
Mein Supercic ist in sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder Twitter eher zurückhaltend unterwegs. Doch auf YouTube hat er sich schon früh wichtig gemacht, indem er vor allem musikalische Hits aus seinen Programmen dort veröffentlicht hat.
Im Frühjahr 2016 durchbrach die von Mike Supancic und Hannes Vogler geschriebene Originalfassung des „Lagerhaus Reggae“ auf YouTube die 2-Millionen-Klicks-Marke und steht mittlerweile mit allen Versionen bei fast 3 Millionen Klicks. Damit ist der „Lagerhaus Reggae“ der am häufigsten angeklickte Kabarett-Song aus Österreich. Er stammt aus dem Programm „Mike Supancic und die Knechte des Lasters“.
Weitere beliebte YouTube-Hits sind:
Riding on an ÖBB-Train
Türkendisco
Krankenhaus Medley
Im 10. Bezirk
Furzen im Lift
Schwiegermutter, stirb amol
Leberkäs
Kupferdieb Charly & Schrottkaiser Kurt
Biobauer
Die Premiere des neuen Kabarettprogramms
„Grand Hotel Supancic“ ist am 30. September 2021 um 19:30 Uhr im Stadtsaal, 1060 Wien, Mariahilfer Straße 81. Karten im Vorverkauf sind ab € 19,50 online über oeticket.com zu haben. Alle Termine findet man unter stadtsaal.com und supancic.at.