KULTUR

Global Rockstar: Plattenfirma 3.000

Franz J. Sauer

Mit völlig neuen Zugängen und NFTs will das Wiener Start Up Global Rockstar nicht weniger sein, als das Plattenlabel der Zukunft. Bislang wurde die Road Map penibel eingehalten, für 2022 wird engagiert geplant.

Dass die Zeiten der guten, alten Plattenfirma (Motto: Ich bring Dich groß raus!) vorbei sind (überhaupt in Österreich), dürfte sich schon in die letzten Winkel der heimischen Proberäume rumgesprochen haben. Was tun also, als hoffnungsfroher Newcomer? Das eigene Material daheim ins Garage Band quetschen und via Social Media die eigenen Freunde fürs selbstgemachte Youtube-Video begeistern. So weit, so lustig. Aber davon leben können?

Einer, der die alten Mechanismen von Plattenfirma bis Charthit noch live erlebt hat, und aber den alten Zeiten (die ja bekanntlich gar nicht immer sooo gut waren) eben nicht nachweint, ist Christof Straub. Mit Papermoon exerzierte er die Dreamstory vom Proberaummitschnitt bis zum Platin-Album höchstselbst durch und zwar zu jener Zeit, als man damit noch Geld verdienen konnte. Das daraus resultierende Know-How als Produzent, A&R-Manager und Musiker/Songwriter (weil das war Straub damals tatsächlich alles in einer Person), verknüpfte er gut 20 Jahre nach Papermoon mit den verlockenden Mechanismen des Internets, zu einem Startup namens Global Rockstar. Was zunächst als „the worlds largest online music contest“ begann, entwickelte sich bald zu einem völlig neuartigen Konzept der Musikproduktion: Neben dem Bereitstellen des gesamten Biotops des Musikmachens, von Songwriting, über Produktion und Aufnahme, bis hin zu Marketing und PR für die Künstler, bot das 2014 gegründete Start Up, in Form von Crowdinvesting, Fans, Freunden oder einfach musikbegeisterten Investoren, die Möglichkeit in Produktionen, an die sie glauben, Geld zu stecken. Also quasi „Aktien“ am musikalischen Werk zu erstehen. Mit dem Ziel, an allen Royalties, die daraus erwachsen, die nächsten 70 Jahre über, mitzuschneiden. Und wenn zufällig ein „Last Christmas“ unter den unterstützten Projekten schlummert, ja dann hat man ausgesorgt, gewissermaßen.

Auch goldene Schallplatten wurden bereits abgeräumt. Diesfalls für Shooting-Star Chris Steger.

Weil Straub und sein Team – dem unter anderem der alte WIENER-Freund und Mitstreiter Philipp Strommer angehört – eben nicht schlummern, hat Global Rockstar soeben eine Art Nachbrenner gezündet und die hauseigenen „Aktien“ um das höchst hippe Faktotum eines NFT (Non Fungible Token) erweitert. Damit bekommt das, was man bei Global Rockstar als Investor erwirbt, nicht nur einen etwas greifbareren Aggregatszustand (let‘s say eine digitale, notarielle Beglaubigung in der Blockchain), sondern wird sozusagen on Top zum Kunstwerk, das abseits des Rechtewertes am Musikstück, ein Eigenleben am Kunstmarkt entwickeln kann.

Gutes Beispiel: Song Contest-Starterin Zoë, deren Produzent und Papa Christof Straub ist. Ihr eurovisions-bekannter Hit „Loin d’ici“ von 2016 zählte am Kick-Off-Date des NFT-Gsturls zu den begehrteren Tokens. Nicht nur ist dessen Wertentwicklung leicht absehbar (jedes Jahr wenn Song Contest ist, schraubt sich die Aktie automatisch hoch, remember „Last Christmas“ …), auch die zum NFT gelieferte „exclusive cover artwork animation“ hat, neben der Eigenschaft, gut auzusehen, das Potential ein wertvolles Eigenleben zu entwickeln.

Christof Straub (l.) sieht der Zukunft entspannt entgegen. Mit dem Move, aus den Produktionen nun hochhippe NFTs zu machen, hat er wohl einen weiteren Hit gelandet. Marketier Philipp Strommer (r.) leitet inzwischen den PR-technischen Rollout in die Wege.

Die Ziele sind hochgesteckt, aber dennoch wohl kalkuliert. Für 2022 sind etwa 130 Headliner- sowie 120 Newcomer-Produktionen geplant, zusätzlich wird man 60 Songs von sogenannten Do It Yourself-Artists (bei denen man nur unterstützend in Marketing und Vertrieb eingreift) signen und 5 Chart-Artists (die bereits viel streamen) an Bord holen. Alles in allem soll das für einen Anstieg des schon gutturalen Umsatzes 2021 (1 Mio Euro) auf sagenhafte 13 Mio Euro 2022 sorgen. Wer darob ungläubig die Augenbraue hebt, dem begegnen Straub und Strommer auf ihre unvergleichlich sympathische Art mit einem „Wir können’s auch kaum glauben. Aber bislang haben alle Kalkulationen gehalten.“