MYSTERY

IN VILLACH IST DER TEUFEL LOS (1993)

Christian Jandrisits

Die neue Serie mit den schauerlichsten Archiv Geschichten zum Thema Geister, Ufos, Paranormales, etc. … Seid gespannt auf über 40 Jahre WIENER Mystery! Teil 1 verschlägt uns nach Kärnten, wo da Teife vor 30 Jahren sei Unwesen trieb (oder noch immer treibt). – In Villach ist der Teufel los.

Christian Jandrisits (Der Archivar)

Ist es nur eine Begegnung mit der eigenen Phantasie, immer wieder ein reiner Zufall oder ein wirkliches Treffen mit der Außerwelt? Rund um die Draustadt mehren sich jüngst Wahrnehmungen der unheimlichen Art. Ein Report aus der Geisterszene von Josef Neumayr (Text) und Gerhard Aba (Fotos)/WIENER Nr. 154/März 1993/ÖS 40,-

Kärnten bei Nacht. Treiben unheimliche Wesen in Villach ihr Unwesen und erschrecken den rechtschaffenen Bürger?

Ein Tag im Oktober 1992. Andreas Koehler, Pressechef der Stadt Villach, besucht ein Waffengeschäft am Draukai. Antike römische Schwerter, Ninja-Messer, deutsche Pistolen – die Auswahl ist groß, Kuchler kann sich nicht so recht entscheiden“. „Auf einmal hat die Luft rundherum zu beben begonnen, die große Fensterfront zum Fluß hinunter hat geklirrt, ja richtig gescheppert – und dann war es wieder ruhig. Ganz ruhig.“ Pressemann Kuchler gerat in Panik. ,,Wir müssen raus, das war ein Erdbeben, habt’s ihr das nicht gespürt?“ Doch keiner der Waffenverkäufer rührt sich, jeder geht still seiner Arbeit nach.
Ing. Rudolf Haller, Besitzer des Geschäfts versucht den Journalisten zu beruhigen. ,,Das ist jeden Tag so bei uns. Immer um Punkt 17 Uhr. Wir haben uns schon daran gewöhnt.“
Kuchler verläßt den Laden – und trifft auf eine unheimliche Gestalt. Eine lebensgroße Ritterrüstung steht als Wahrzeichen des Geschäfts vor dem Schaufenster. Sie sollte Wochen später eine Schlüsselfigur um „das Rätsel des täglichen Schauderns“ spielen. Kuchler jedenfalls informiert den befreundeten Reporter Manfred Wrussnig* (Manfred Wrussnig leitet die Kurier-Redaktion Kärnten. Er ist ein Sammler der ,,Seltsamen Ereignisse in Kärnten und plant, darüber ein Buch zu veröffentlichen..) Dieser titelt daraufhin eine Kurier-Story: „ln Villacher Geschäft ist der Teufel los!“

Wenn der Ritter zweimal zittert. Vor dem Waffengeschäft von Rudolf Haller in Villach stand die mysteriöse Ritterrüstung, die die Scheiben erbeben ließ …

Zur Folge interessieren sich Statiker, Brückenbauexperten und Geologen für das wunderliche tägliche Ereignis. Doch keiner kann erklären, warum nur die Glasfront bebt, während der Rest des Hauses völlig ungerührt bleibt. Rudolf Haller: „Die Experten sind ein und aus gegangen. Das Beben aber ist geblieben. Und mir selbst ist dann auch schon ganz schummrig geworden.“ Ein sehr, sehr eigenartiger Anruf von einem „Mann mit einer krächzenden Stimme“ bringt Haller auf eine Idee. Er läßt die Ritterrüstung demontieren und verkauft sie um 34.599 Schilling nach Niederösterreich.

Der tägliche Spuk war vorbei.

,,Der Mann am Telefon hat gesagt, daß ein 30jähriger leicht behinderter Bursch namens Moritz in den Ritter verliebt sei. Und wenn dieser Moritz während einer ganz bestimmten kosmischen Strahlung an den Ritter denkt, vermag er unbewußt das Schaufenster in Schwingung zu versetzen.“

Faksimile eines Liebesbriefes von Moritz an den Ritter …

Moritz scheint die sehene Begabung der Telekinese zu besitzen. Wie einst Uri Geller soll er auf hunderte Meter Entfernung einen Gegenstand bewegen können. Der neue Eigentümer des Liebesobjektes ,,Ritter Karl IV.“, ein Musikalienhändler in St. Veit an der Gölsen in Niederösterreich, hat noch keine bewegte Erfahrung mit der Rüstung. Entweder ist die Distanz zu groß, oder Moritz hat sich mit dem Entzug abgefunden. Seine Sachwalterin läßt keine Befragung zu.

Das Ritter-Zittern von Villach mag damit eine Erklärung gefunden haben.
Unweit davon aber, in Feistritz im Drautal, schreckt sich ein Mann heute noch, wenn man ihn auf seine Begegnung mit dem Jenseits anspricht. Robert Spanz, Hafnermeister, will endlich seine Ruhe haben. Zumindest am Tag. Denn zu später Stunde geißelt ihn die Erinnerung immer wieder und läßt ihn kaum schlafen. Auch wenn die berüchtigte „Geschichte mit den Zombies“ bald zehn Jahre zurückliegt.
Spanz lebte damals noch im Gasthaus seiner Eltern. Jeden Abend war große Unterhaltung angesagt. Der ausladende 15 Meter hohe Holzanbau, wegen seines Innenbalkons einem Western-Saloon ähnlich, eignete sich hervorragend für dörfliches Beisammensein.

Weingeist oder echte Zombies? In diesem ehemaligen Gasthaus in Freistritz im Drautal sollen die Untoten gleich scharenweise aufgetreten sein …

Wenn Spanz aber zu Bett ging, meist nach Mitternacht, kamen die grauenhaften Gestalten.
Ein Mitarbeiter des Hafners: ,,Das waren Skelette aus dem nahen Friedhof. Die sind bis zu ihm ans Bett gekommen und haben ihn aufg’schreckt. Es hat ihm eigentlich keiner glauben wollen.“
Spanz aber ist körperlich und seelisch immer mehr verfallen. Eines Nachts blieb er länger im „Saloon“ sitzen. Die Angst vor den Erscheinungen hielt ihn zurück, die Zombies kamen trotzdem. Wie ein Drohen wie eine Warnung sollen sie sich durch Lichtspiele angekündigt haben. Von den zwei großen Leuchten, die, wie in einer Kirche, an einem langen Kabel hängend den Saal ausstrahlen, soll eine zu baumeln begonnen haben. Mit zuerst langsamen, dann jedoch immer wilderen Kreisen. Plötzlich – ein gewaltiges Klirren. Eine der großen Fensterscheiben soll in tausend Scherben zersprungen sein. Das Licht ging aus. Und schattenförmige Gebilde umtanzten den Wirtssohn.
Was dann geschah, Spanz hüllt sich ja in Schweigen, weiß auch keiner aus dem Dorf. Das Gasthaus jedenfalls wurde am nächsten Tag geschlossen. Für immer. Und niemand weiß etwas über das Schicksal einer Kellnerin. Sie verschwand just in diesen Stunden des Unerklärlichen aus dem Dorf. Trotz intensiver Suche, auch über Interpol. Die damals 22jährige Rosanta Stijovic ward nie mehr gesehen.

,,Für mich ist das eine Bestätigung, daß es nachher weitergeht. Auch wenn ich sonst nicht besonders religiös bin.“ Heinz Swoboda, 37, Friseur in der Villacher Nikolaigasse, spricht ohne Angst über Tod und Teufel. , I bin mit meiner Mutter in der Kuchl gesessen. Der Vater schwerkrank im Spital. Auf einmal hat’s einen Tuscher g’macht, und vom Küchenofen is des Aschenladl außag’schossen.“ Minuten später kam die Verständigung vom Tod des Vaters.

Friseur Swoboada


„Ein paar Monate lang hielten sich die Klopfzeichen von der Wand her. Schritte haben wir gehört, geradeso wie der Vater immer auf und ab gangen ist. Und wenn wir in der Früh durchs Haus marschiert sind, haben wir die Bilder wieder aufg’hängt, die in der Nacht von der Mauer gefallen sind.“
Die Swoboda haben gebetet, ließen Messen lesen „und hab’n halt viel an den Vater gedacht ‚. Die Geräusche verstummten, die Bilder blieben hängen.
„Das war vor 20 Jahren. Aber so im Rhythmus von zirka fünf Jahren kehrt das wieder: Man spürt dann so richtig daß dem Vatern sein Geist daheim ist. So, als wollt‘ er uns sagen: ,vergeßt mi nit‘. I geh‘ dann auf den Friedhof und zünd‘ eine Kerze an. Und dann paßts wieder!“


Auch Pfarrer Jakob Stingl, 63 vom nahegelegenen Stift Ossiach erinnert sich an ein übersinnliches Erlebnis . ,,Es war im Jahr 1943. Meine Mutter war im StalI beim Melken, ich hab‘ ihr zug’schaut. Mit einem Mal war eine Explosion die Mutter hat’s vom Melkschemel geschleudert, die Milch hat sich über sie ergossen und sie ist in einer Ecke gelegen. Die Kühe aber ind völlig unbewegt geblieben. „‚ „Zeitgleich starb der dritte Sohn von Mutter Stingl in einem Schützengraben in Rußland.

Geistlischer und Geister. Pfarrer Jakob Stingl erinnert sich persönlich an übernatürliche Phänomene beim Melken …

„Poltergeister“, so der Gottesmann „gibt es schon. Nur ist nicht alles unerklärlich, was von vornherein als Gespenst hochgeschaukelt wird.“ Damit meint er wohl die KIopf- und Schrittgeräusche im Stift selbst, die – zumindest seine Haushälterin – in furchtsame Unruhe versetzt haben. ,,Vor zwei Jahren nämlich war zu gewssen Zeiten ein unheimliche Vibrieren in der Luft. Und vom Oberstock her hat’s geklungen als würde jemand herumgehen.“ Der couragierte Pfarrer nahm Taschenlampe und Pistole, ging eiligen, mutigen Schrittes nach oben und kontrollierte die versperrten Zimmer sowie die langen Flure. ,,Aber es war nix. Es war nix zu sehen – obwohl die Geräusche drunten weitergegangen sind während ich oben war.“ Erst der Landesrestaurator von Kärnten brachte Licht ins mystische Dunkel und erklärte Klopfen und Schritte als „Ächzen vom Gebälk her, das durch Moder und Fäulnis in Spannung
steht“. Nach ein paar Monaten war der Zauber vorbei. Durch welchen Gegenzauber allerdings, bleibt wohl ein Geheinmis der Kirche. Denn die Feuchtigkeit im Holz des Dachstuhl gibt immer noch.

Faksimile WIENER Nr. 154/1993/IN VILLACH IST DER TEUFEL LOS


Rudolf Himmelsbach, 65 ist gelernter Schlosser. Und Geisterjäger. Seit 20 Jahren forscht der Inhaber zahlreicher Patente in der Grenzzone vom Dieseits zum Jenseits. „Gut 90 Prozent der mystischen Plätze in Kärnten sind mit geopathogenen Störzonen zu erklären. Sind also mit Strahlungen vom
Kosmos oder von der Erde her ganz eindeutig zu beschreiben. 10 Prozent aber bleiben rätselhaft, bleiben Spuk.“

• Drobollach: Zwei alte Leute wollten, daß der früher Verstorbene dem anderen ein Zeichen nach dem Tod setzt. Der Mann stirbt, und eine Pendeluhr soll als Ganzes in Schwingung geraten sein. Minutenlang. Für Himmelsbach ein unerklärbares Phänomen. Für Pfarrer Stingl ist das eine Bestätigung. „daß die Seele, die wir unsterblich nennen, in Wirklichkeit ein Prinzip, ein Geist ist welcher den gesamten Organismus steuert“.


• Ein gewisser Graf Henkel von Donnersmark soll sich des öfteren auf einer Almhütte am Saurechberg zeigen, nahe Feldkirchen. Der im späten Mittelalter Verstorbene spukt angeblich so wild, daß der Senner trotz eisiger Kälte im Freien schläft. Zu Füßen einer Marienstatue.


• Auch ein zum Privatbesitz eines Juweliers gehörendes Schloß am Talboden bleibt völlig unbewohnt. Die Gendarmerie will keine Auskunft geben, warum sie immer wieder dort auftauchen muß. Die Nachbarn aber sprechen von „ wilden Geräuschen und Lichtgestalten“. Und verbieten ihren Kindem, den Schloßgarten zu betreten.


• Frau Eisendle aus Maria Elend läßt sich ,,Madame Ulli“ nennen. Sie behauptet, Gast eines UFOs gewesen zu sein. Die in strahlend weißen Gewändern Gekleidete mag man – vielleicht – für „sehr abgehoben“ erklären. Vier Nächte lang aber wollen mehrere Menschen im Sommer 1981 über ihrem Haus drei knallrote Scheiben gesichtet haben. Der Reporter Manfred Wrussnig und hunderte andere Schaulustige können angeblich bezeugen, wie sich diese Scheiben immer wieder zueinandergefügt und (,,Als wären es Suchscheinwerfer vom Himmel herab“, so Wrussnig) das Haus von Madame Ulli angestrahlt haben. Frau Eisendle selbst, so hört man, baut derzeit einen UFO-Landeplatz. Will aber mit Journalisten nicht verkehren, ,,da das Karma nicht stimmt“.

Märchen oder Magie – der geheimnisolle, leichenbeladene Boden rund um die keltischen Ausgrabungen vom Magdalensberg macht immer wieder Aufhebens. Geister und Gespenster der Gegend kursieren denn auch in der Weltpresse. So war vor zehn Jahren eine kleine Brücke von Rosegg, nur wenige Kilometer vom Schloß am Wörther See entfernt, ein Treffpunkt für Geisterreporter aus Deutschland, der Schweiz, ja selbst aus Amerika. Nur die Österreicher hielten sich vornehm zurück.
Ein Torso sei gesichtet worden. Bei Nacht und Nebel. Ein schwarzer Geist ohne Arme und Beine. Auf der Brücke sei er hin und her getanzt. Und ein Baby habe unaufhörlich gewimmert und geschrien.
Endlich hat sich ein Trupp junger Burschen und Mädchen aufgemacht, dem Spuk ein Ende zu setzen. Mit Heugabeln, Messern und alten Jagdgewehren sind sie zur Brücke gezogen – verwegen und bis zum letzten bereit -, gefunden aber haben sie nichts.

Durchlaucht sehen Gespenster. Alexander „Prinz von und zu“ Liechtenstein (hochadelig) hatte schon mal Erscheinungen und weiß von Zusammenkünften mit Geist „Wutzl“ (bürgerlich) zu berichten.

Der ,,Herr Prinz“ Alexander von Liechtenstein, Schloßherr in Rosegg, will sich aber auch heute noch als Kronzeuge zur Verfügung stellen. Wir treffen ihn im Gasthof Saueregger. ,,Natürlich gab’s ihn, den Wutzl. Wir haben ihn ja alle selbst gesehen. Nicht wahr?“ Die Zuhörer nicken etwas schwerfällig, die Wirtin murmelt beschwörend: .,Ja, schlimm war’s!“ Der Totengräber will die Geister endlich ruhen lassen, ,,weil die Lebenden doch viel, viel schlimmer sind“. Nur der Rauchfangkehrer muß sein Lachen schwer zurückhalten.
Kein Wunder, erzählt man sich im Nachbarort, der hat ja auch den Wutzl erfunden. Zur Ankurbelung des Fremdenverkehrs.
,,Das ist blanker Neid auf unseren Wutzl“, entgegnen die Rosegger.
Und die Wirtin erzählt noch einmal, wie schlimm es war. Damals. ■