AKUT

QUASI ON THE ROCKS

Christian Jandrisits

Aus dem WIENER Archiv, unverfälscht, original und retro! 1961 war er DER HERR KARL, 1983 spielte er den gealterten Opernsänger Viktor in István Szabó’s KATZENSPIEL (siehe auch nachfolgende Story), 1986 mimte er neben Sean Connery, den Kellermeister Remigio da Varagine in DER NAME DER ROSE. Helmut Qualtinger erkrankte während der Dreharbeiten und starb kurz darauf an einer kaputten Leber …

Die Originalstory vom Juli 1982:

HELMUT QUALTINGER TESTET DIE COCKTAILS DER SAISON

Die Wohnung, sagt Qualtinger, die er damals mit seiner Frau also nicht mit der jetzigen, sondern mit der früheren, des war, bitte schön, mehr als zwanzig Jahre her, also die Wohnung, die wir damals bezogen haben, war eine Gemeinde­wohnung, wir haben ja kein Geld gehabt damals, und die war net groß, vielleicht siebzig Quadrat. Aber, hat Qualtinger zu seiner damaligen Frau gesagt, so klein kann die Wohnung nicht sein, als daß ich mir nicht ein Eckerl, und wenns noch so ein winziges wär, als Bar, als richtige Bar mit Hocker und so, einrichte. Ich hab das natürlich auch gemacht, erinnert sich Qualtinger, und habe Schnäpse aus aller Welt gesammelt, wunderbare Schnäpse aus Nordafrika und Australien und sonstwoher.

HELMUT QUALTINGER/Foto: GERHARD HELLER

Qualtinger trinkt, während er Ent­sinnungsarbeit leistet und darauf wartet, daß Gerhard Heller die Szene einrichtet für das Foto auf dieser Seite, Tequila.

BERTL HARTMANN’s Cocktails in Szene gesetzt von GERHARD HELLER/Foto: GERHARD HELLER

Helmut Qualtinger präsentiert die Cocktails der Saison. Wiens erster Shaker, Bertl Hartmann, lüftet seine Rezeptgeheimnisse.

Zwar moniert er mit kulturpessimistisch geschwärzter Stimme die Qualität des Getränks; das sei leider nur Industrie­-Tequila und nicht der herrliche, den er seinerzeit in Mexiko getrunken hätte. Was ihn freilich nicht hindert, eine Prise Salz vor und eine Zitronenscheibe nach dem Tequila seiner Umgebung als zwin­gende Trink-Etikette vorzuschreiben.

Aus dem ARCHIV/Foto: GERHARD HELLER 1982/Grafik: Christian Jandrisits 2022

In Kalifornien, das er mit Artmann bereiste, hätten sie beide neben Bier nur noch Bloody Mary zu sich genommen. Apropos Bloody Mary: Qualtinger nimmt nach dem Tequila eine Bloody Mary, allerdings ohne Lime, obwohl an sich zur Bloody Mary Lime zwingend sei. Im Herbst, sagt Qualtinger, spiele ich im neuen lstvan-Szabo-Film die Haupt­rolle. Einen Tenor, der nach langen Jah­ren Abwesenheit nach Budapest zurück­kehrt und den die Weiber immer noch anhimmeln, obwohl der ehemalige Feschak mittlerweile eine desolate Figur sei. Sowohl der Fassbinder als auch die Romy Schneider sind doch drehbuch­lesend verstorben, zieht Qualtinger Parallelen, und das versteh ich, die Drehbücher in den letzten Jahren wären, so behauptet er, ein Skandal. Außer das vom Szabo und drum macht er’s.

Originalstory WIENER Juli 1982/Foto: GERHARD HELLER

Gerhard Heller ist fertig mit seinen Vorbereitungen, Qualtinger nimmt Platz, nippt an den Cocktails Bertl Hart­manns: ,,Das Zeug wär mir zu pickert.“

High Bananas -1
rohes Ei
1 cl Bacardi
3 cl Bananenlikör
2 cl Curaçao Blue
1 cl Obers
1/8 l Orangenjuice
Eis

Regenbogen -2
2 cl Peach Brandy
4 cl Pfirsichjuice
2 cl Weißer Rum
1 Schuß Grenadine (Granatapfelsirup)
1 Schuß Curaçao Blue

Erste Voraussetzung, um diesen Cock­tail sachgemäß zubereiten zu können,
ist ein Glas, das nach unten hin spitz zuläuft. Auf den Grund dieses Glases
einige große Eiswürfel, darauf, die bereits zusammengeshakten, Pfirsich­brandy
und Pfirsichsaft. Jetzt wird das Glas bis zur Hälfte mit Crash-Eis auf­gefüllt.
Als Zierde und zur Garnierung sind kandierte und kleinzerhackte Kür­bisteile
in Betracht zu ziehen. Als näch­stes ein ganz kleiner Schuß Grenadine, darauf
wieder eine Lage Crash-Eis und als Krönung wieder ein kleiner Schuß Curaçao Blue.

Lady Killer -3
2 cl Gin
2 cl Wodka
2 cl Weinbrand
2 cl Grand Marnier
1 cl Grenadine
2 cl Zitronensaft
1 cl Calvados
2 cl Ginger Ale

Bazooka -4
2 cl Bananenlikör
4 cl Amaretto
1 cl Zitonensaft
1/4 l Orangenjuice
Eis

Concord -5
2 cl Weinbrand
4 cl Peter Heering (Sherry Brandy)
1 Spritzer Zitronensaft
1 dash (Mengenmaß, etwas mehr als ein Spritzer) Angostura,
nach Geschmack mit Ginger Ale aufgießen.

Red Angels -6
Eine Scheibe Wassermelone wird im Elektromixer mit Eiswürfeln püriert.
Jeweils ein Achtelliter davon wird mit 4 cl Grand Marnier versetzt,
hinzu kommt noch ein dash Zitronensaft.

Miss Night -7
4cl Gin
4 cl Aprikosenlikör
1 Schuß Grenadine
1/8 1 Ananasjuice

Mandarin -8
2 cl Weinbrand
2 cl Mandarinenlikör
nach Geschmack mit Ginger Ale auf­gießen

Club Migel No. 2 -9
4 cl Orzata (Mandelsirup) 5 cl Gin
1 cl Zitronensaft
1/8 1 Grapefruitjuice
1 Schuß Soda
2 cl Curaçao Blue

Club Migel No. 1 -10
2 cl Curaçao Blue
5 cl Gin
4 cl Maracuja Sirup
1 cl Zitronensaft
1/8 1 Orangenjuice
nach Geschmack mit Soda abschmecken

Bussi Bär -11 (ohne Alkohol)
2 cl Orzata
1 cl Zitronensaft
nach Geschmack mit Soda aufspritzen

DIE DREI HÄRTESTEN

New Orleans (bitter)
zu gleichen Teilen: Bourbon, Weinbrand, Rum
1 Teelöffel Grenadine
und der Saft einer halben Zitrone

Rusty Nail (süß und scharf)
Ein Teil Bourbon,
ein Teil Drambui

Grog Migel (heißer Cocktail)
2 cl Curaçao Blue
3 x4 cl Bacardi
4 cl Maracuja-Sirup
1/8 l Orangenjuice
diese Mischung wird aufgekocht und heiß getrunken

Originalstory WIENER Juli 1982/TEIL 2

Hinweise:
G e r ä t e : Shaker, Barlöffel, Barsieb, Rührglas

S h a k e n : Kurz und kräftig schüt­teln. Ist der Shaker außen angelaufen, ist der Cocktail fertig.

A c h t u n g ! Kohlensäurehaltige Getränke werden nie mitgeshakt, sondern erst auf den fertigen Mix auf­gegossen. Sonst Explosionsgefahr.

C r a s h – E i s : Man entnimmt dem Tiefkühlfach zwei Hände voll Eiswürfel, die man mit einem Geschirrtuch umwickelt, klopft dann dieses Paket mit einem Fleischhammer.

G a r n i e r u n g e n : Fruchtspieße müssen vor dem Crash-Eis ins Glas gegeben werden. Sie müssen unbedingt vor dem Shaken zubereitet werden, damit es schnell geht, wenn der Cocktail gemixt ist und er nicht verwässern kann.

Z u c k e r r ä n d e r a m G l a s : Man nimmt zwei Untertassen. In die eine schüttet man einen Zentimeter hoch Kristallzucker, in die zweite, je nach gewünschter Färbung Wasser (weiß), Grenadine (rot) oder Pfeffer­minz (grün). Der „einzufärbende“ Glasrand wird nun zuerst in die Flüssigkeit dann in den Zucker getaucht.