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Belles Mômes: Die Schönheit des Alters

Christian Jandrisits

Die Schweizer Fotografin Clélia Rochat macht wunderschöne Aktaufnahmen von Frauen ab dem Alter von 50 Jahren. Und verschafft damit der  zu Unrecht verkannten Alterslosigkeit von Frauenkörpern ihre verdiente Sichtbarkeit. Vorerst nur auf Instagram … (Belles Mômes: Die Schönheit des Alters aus dem WIENER 455/Sommeredition)

„Ich bin nicht grundsätzlich gegen Schönheits-OPs – und doch wäre es mir lieber, wenn sie nicht existierten.“ sagte Clélia Rochat letzthin in einem Interview mit dem ZEIT Magazin, weil diese ihrer Meinung nach ein ungesundes Schönheitsideal befeuern, was vor allem Frauen unter Druck setzt.

Clélia Odette – so lautet Madame Rochats Künstlername. Früher sprach sie ihre Models an, mittlerweile kann sie sich vor Anfragen kaum ­erwehren. 56 Frauen ab 50 gab sie mittlerweile ihre Sichtbarkeit zurück. 

Und: „Sich diesen gesellschaftli­chen Erwartungen zu widersetzen ist ein oft noch größerer Kraftakt, als ihnen nachzugeben.“ Madame Rochat, 25 Jahre alt, gebürtige Schweizerin, die in Lyon und Köln aufwuchs, Psychologie und Dokumentarfotografie studierte und derzeit in Brüssel lebt, dreht seit etwa zwei Jahren den Spieß um, den gesellschaftliche Zwänge vor allem gegen Frauen ab 50 in Stellung bringen. Ihre Waffen der Wahl, vorerst: Eine Fotokamera und Instagram.  

Die Initialzündung für das Projekt „Belles Mômes“ waren mehrere zufällige Gespräche mit älteren Frauen. Einmal traf Clélia eine Rentnerin, die sich unzähligen Schönheits-OPs unterzogen hatte, weil ihr Mann laufend fremd­gegangen war, eine andere hatte ihr erzählt, sie wäre nie wirklich selbst für sich und ihren Körper da gewesen, sondern immer nur für andere. Die meisten Frauen, mit denen Clélia sich getroffen hatte, fühlten sich zunehmend unsichtbar, für ihre Männer, für die Welt, für die Gesellschaft.  Ein Tenor war, man würde als Frau stets in eine Rolle gedrängt, als Mutter, Ehefrau, Geliebte, was immer. „Und je älter sie wurden, desto mehr signalisierte ihnen die Gesellschaft, dass sie sich für ihren Körper schämen sollten.“ Was für eine Idiotie, festgemacht an ­kruden Idealen, die selbst längst mehr als Falten geworfen haben …

Zunächst sprach Clélia ältere Frauen auf der Straße an, mit wenig Erfolg. Erst als sie die ersten Akt-Fotos von Frauen ab 50 präsentierte, stieg der Zuspruch, mittlerweile kann sich die Künstlerin vor Anfragen kaum erwehren. Mittlerweile hat sie 56 Frauen portraitiert, stets in einem intimen, privaten ­Setting. Und stets mit begeistertem Zuspruch der Abgelichteten. Wichtig ist es ­Rochat, dass sich die portraitierten Frauen sexy fühlen dürfen, ohne dabei jemanden einzuladen, ihre Körper zu sexualisieren. 

Der Zuspruch auf Instagram, klarerweise ­gemessen in Klicks und Zugriffen, ist erwartungsgemäß enorm, dass sie auf ihrem Hauptausspielkanal teilweise Bilder retuschieren muss, etwa weil man keine Nippel sehen darf, findet sie umso widerlicher. „Schrecklich. Als wäre der weibliche Körper etwas Unsittliches. Ich hoffe, dass die Nippel einer Frau bald genauso selbstverständlich sind wie der nackte Oberkörper eines Mannes.“, so die Rochat zum ZEITmagazin.

Und: „Es widerstrebt mir sehr, bei meinen Fotos, in denen es um Sichtbarkeit geht, etwas unsichtbar machen zu müssen.“ Nicht zuletzt derlei ist ein Grund dafür, dass sich Clélia Rochat sehr wohl überlegt, ihren „Belles Mômes“ auch haptische Öffentlichkeit zu geben. Ein Buch? Eine Ausstellung? Ein Film? Wir sind gespannt.