Film & Serie

007 ACTION VIENNA: James Bond in der Wiener Metastadt

Franz J. Sauer

2021 kam James Bond in „No Time to Die“ spektakulär ums Leben. Trotzdem wird es eine Fortsetzung der legendären Filmreihe geben, heißt es. Die Wartezeit kann man sich derzeit bei der Ausstellung 007 ACTION VIENNA in der Wiener Metastadt verkürzen.

Ist er nun tot oder lebt er weiter? Wenn, dann wie? Nach jenem herzhaftem Raketenbeschuß aus dem Finale des Streifens „No Time to Die“ kann sich nicht mal ein Pfundskerl wie James Bond einfach so abklopfen und weitergehen. Letzteres wird die Serie, das wird jedenfalls von den Produzenten versprochen, wie, wissen die, glauben wir, selber noch nicht. Aber um sich die Wartezeit zu verkürzen kann sich der eingefleischte Bond-Fan (heutzutage übrigens keine ungefährliche Punzierung, zumindest in gewissen Kreisen!) die nächsten Wochen über in die Wiener Metastadt begeben.

Ab dem 007. September 2024 wird Wien zum Zentrum der faszinierenden Welt von James Bond, wenn die außergewöhnliche Ausstellung 007 ACTION VIENNA in der imposanten Kulisse der METAstadt eröffnet. Nach überaus erfolgreichen Stationen im National Motor Museum of Beaulieu in Großbritannien, im London Film Museum, dem Petersen Automotive Museum in Los Angeles und dem Saratoga Automobile Museum in New York, sowie gefeierten Ausstellungen in Brüssel und Prag, wird 007 ACTION VIENNA nun im historischen WAGENwerk-Gebäude der METAstadt Wien präsentiert.

Auf einer Fläche von 3.400 Quadratmetern führt die Ausstellung die Besucher durch spektakuläre Inszenierungen, die in vier faszinierende Welten unterteilt sind: Feuer, Erde, Wasser und Luft. Jeder dieser Räume ist einem ikonischen Element aus dem Bond-Universum gewidmet und bietet immersive Erlebnisse, die berühmte Filmszenen zum Leben erwecken. Die Ausstellung umfasst die beeindruckendste Sammlung an James Bond-Fahrzeugen und ikonische und raffinierte Gadgets.

Zu den herausragenden Exponaten gehört der ikonische Aston Martin DB5 aus dem Filmklassiker „Goldfinger“ (1964). Zur Feier des legendären Fahrzeugs, das auch in „Keine Zeit zu sterben“ eine zentrale Rolle spielt, hat Aston Martin Works in Zusammenarbeit mit dem Bond-Spezialisten für Spezialeffekte, Chris Corbould, 25 „Goldfinger DB5 Continuation Editions“ geschaffen – detailgetreue Nachbildungen des berühmten Fahrzeugs, die mit faszinierenden Funktionen wie Maschinengewehren, einem ausfahrbaren kugelsicheren Schutzschild und drehbaren Nummernschildern ausgestattet sind. Diese Exponate sind ebenso ikonisch wie die Charaktere selbst und verkörpern das Vermächtnis von James Bond. Ein weiteres Highlight stellt der Aston Martin V8 auf Skiern aus dem Film „Der Hauch des Todes“ (1987) dar, dessen spektakuläre Szenen in der beeindruckenden Kulisse des Altausseer Sees in Österreich gedreht wurden. Auch der berühmte Celloschlitten, der in derselben Szene verwendet wurde, ist in der Ausstellung zu sehen.

Rendezvous mit Maryam d’Abo

Die Hauptdarstellerin jenes Streifens, der 1987 erschien und den ersten von zwei Auftritten des Bond-Darstellers Timothy Dalton brachte, weilte zur Eröffnung der Ausstellung in Wien, eine Gelegenheit, die der WIENER zu nutzen wußte, um der wunderschönen Frau ein paar Fragen zum zeitgeistig bedingt eher schlechten Altern des Begriffs „Bondgirl“ zu stellen. Zaghaft wagte ich mich an die Thematik, in dem ich Mrs. d’Abo schüchtern mit einem „so may I ask to call you a Bond-Woman?“ ansprach. Schroff kam die Replik: „No. I am a Bondgirl!“ Und dies war erfrischenderweise keinesfalls als Konnex zu ihrem nun reiferen Alter – Maryam wurde kürzlich 63 – gemeint.

Im Gegenteil haute die gut gebuchte Darstellerin, die, obwohl kein Blockbuster a la 007 mehr ihre Filmografie ziert, eine durchaus beachtliche Karriere betreibt, regelrecht aus über den Firlefanz, den das Jakobinertum einer von Virtual Signalling geprägten Generation dazu veranstaltet. Es war Halle Berry (spielt in „Stirb an einem anderen Tag“ anno 2002 die Agentin Jinx), die erstmals damit begann, an der Begrifflichkeit des Bondgirls herumzumäkeln, lange bevor Phoebe Waller-Bridge das Wort offiziell am Set durch „Bond-Women“ ersetzte, so d’Abo. Zu ihrer Zeit war es eine Ehre und ein Booster für die Karriere, das Bond-Girl geben zu können. Heute muss jede Darstellerin genau abzuwägen, ob es ihrer Karriere nicht mehr schadet, als hilft, in jene Rolle mit so vielen hochhonorigen Vorbildern zu schlüpfen. „Und das finde ich wirklich schade, gelinde gesagt“.

Am Set von „The Living Daylights“ mit Timothy Dalton anno 1986

Dabei war es gerade die d’Abo, deren Interpretation der russischen Agentin Kara Milovy erstmals vom bis dahin üblichen Auftreten aller Bondgirls richtung Seriosität abwich. Nicht nur zeigte sie weniger Haut, auch waren die Sex-Szenen mit Bond weniger explizit. Als Grund für die damaligen Überlegungen nennt Maryam D’Abo allerdings etwas ganz anderes als woke Befindlichkeiten: „AIDS war damals ein großes Thema, als der Film herauskam. Also beschloß man einerseits, die Gewichtung auf das Thema Sex etwas zurückzuschrauben, ausserdem herrschte die strikte Vorgabe, dass James Bond in diesem Film monogam zu sein hatte.“

Sie selbst wird sich noch mit 85 als Bondgirl sehen, wir werden sie dann gerne Bond-Lady nennen. Eine Bezeichnung, an der sich übrigens Dame Judy Dench, die ja ein paar Bond-Streifen lang 007’s Chefin mimte, ganz empfindlich stieß: „Judy Dench sagte mir höchstpersönlich: Natürlich bin ich ein Bondgirl! Was denn sonst?“ erzählt Maryam D’Abo, die 2002 mit „Bondgirls are forever“ ein Buch über das Thema schrieb und auch eine Video-Doku zum Thema veröffentlichte.

Action wohin das Auge blickt.

Weiters zeigt die Ausstellung eine Fülle an ikonischen Fahrzeugen und Motorrädern, die tatsächlich in den Bond-Filmen für Stunts eingesetzt wurden. Eines der herausragendsten Exponate ist das Motorrad BMW R1200C aus „Der Morgen stirbt nie“ (1997), das für den spektakulären 12-Meter-Sprung zwischen zwei Gebäuden genutzt wurde – eine Stunt-Szene, die der mehrfach preisgekrönte Stuntfahrer Jean-Pierre Goy meisterhaft und ohne Sicherheitsseile ausführte. Auch die Lüfte werden in der Ausstellung repräsentiert, unter anderem durch den legendären Gyrocopter „Little Nellie“ aus „Man lebt nur zweimal“ (1967), der von Sean Connery geflogen wurde. Darüber hinaus bietet die Ausstellung faszinierende Miniaturmodelle, wie die Skyfleet S570 aus „Casino Royale“ (2006), die in Kombination mit Live-Action-Szenen die berühmten Filmszenen zum Leben erweckten. Diese Modelle gewähren einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen der Bond-Filme und zeugen von der beeindruckenden Detailverliebtheit, die die Entstehung spektakulärer Actionszenen auszeichnet.

Wer wird nun also der nächste James Bond? Daniel Craig hat schon mal abgesagt. Wird es eine Frau? Wird es eine Person of Colour? Oder ganz was anderes? Wir dürfen gespannt bleiben. Und vorerst in der Metastadt ein wenig der Petromaskulinität frönen …