KULTUR

High Snowciety
In Aspen, Colorado gibt es Skiurlaub auf einer völlig anderen Ebene
Test: Im Luxus-Hotel Little Nell liegt einem der Ski-Olymp buchstäblich zu Füßen.
Text: Markus Höller
Das hätte ich mir als vierjähriger Stoppel, der am Kaibling bei Admondt zum ersten Mal die Brettln und einen gelben Helm anlegte, nie träumen lassen: im selben Winter wurde ich auf eine Pressereise nach Aspen eingeladen. Ja genau, jenes Aspen in Colorado, wo die Reichen und Schönen, vor allem aber die Reichen, die Hänge hinuntergleiten. Und was soll ich sagen: aus gutem Grund. Denn im direkten Vergleich als Skigebiet mit z.B. Chamonix, aber auch so ziemlich allen heimischen Skigebieten von Lech bis zur hohen Wand spielt das 7.000-Seelen-Örtchen in einer ganz anderen Liga. Freilich auch preislich. Aber das macht ja nichts, wenn man von altem Geld, frischen Tech-Milliarden, Stadionbühnen der Welt oder aus der Journalistenklause kommt. Aber der Reihe nach.

Aspen zählt zu den schönsten und exklusivsten Skigregionen der Welt. © Aspen One
Nach einer nicht unanstrengenden, aber spannenden und CO2-intensiven (sorry not sorry) Anreise von Wien über Frankfurt und Chicago nach Aspen geht es per hauseigenem Shuttle ins Fünfsterne-Haus The Little Nell. In seinem mittlerweile 35jährigen Bestehen gilt die Luxusherberge trotz des nachdrängenden Hospitality-Mitbewerbs immer noch als das erste Haus am Platz. Warum? Nun, da wäre mal die Lage. Unmittelbar an der Talstation des Skigebiets Aspen Mountain gelegen, gibt es einfach keinen direkteren Zugang von der Suite zum Skivergnügen. Und mit direkt meine ich direkt: The Little Nell ist das einzige Ski-In-Ski-Out Hotel vor Ort.
Das läuft in der Praxis so ab: man begibt sich ins Erdgeschoss zum Ski-Concierge, wo Ski und Stöcke bzw. Snowboard, Helm, Handschuhe und die vorgewärmten(!) Boots auf einen warten. Ausrüstung anlegen, und in wenigen Schritten geht es auch schon rüber in die Gondel. Die bringt einen hurtig von 2.400 auf knapp 3.500 Meter Seehöhe. Umgekehrt kann man nach der letzten Abfahrt praktisch an der Eingangstür des Ski Concierge abschwingen. Tipp am Rande: es gibt überall am Berg Trinkstationen, nebenher immer viel Wasser trinken! Die ungewohnte Höhenlage in Kombination mit dem trockenen Klima lässt einen gerade bei viel Bewegung unmerklich, aber schnell austrocknen. Kopfweh und Atemnot trüben dann das Vergnügen, wenn man nicht darauf achtet. Aber zurück zur Bergstation Aspen Mountain – jetzt geht der Spaß erst richtig los.
Den Schnee in dieser Region als „gführig“ zu bezeichnen, wäre eine bodenlose Untertreibung. Denn die dicke Schneedecke aus exzellentem Naturschnee ist hier von einer Qualität, die es sonst kaum wo gibt. Die älteren unter den Lesern, die so wie ich in den 70er Jahren Skifahren gelernt haben, als Schneekanonen noch exotisch, weil unnötig waren, wissen was ich meine. So wie damals und noch besser ist es hier. Durch eine geografisch bevorzugte Höhenlage schneien die Wolken hier einen besonders fluffigen und trockenen Schnee ab. Wenn das über Nacht passiert, kommt man am nächsten Tag in den Genuss des vielgerühmten „Champagne Powder“. Und da reden wir von Dom Perignon, nicht gewöhnlichem Pommery, Herrschaften!

Drehfreudig und strahlend weiß breitet sich also eine Auswahl von über 70 Pisten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden bis zu Double Black Diamond vor einem aus. Erfreulicherweise auch zu einem großen Teil unpräpariert für zünftiges Buckel-Vergnügen. Was man hier übrigens nicht findet, sind grüne oder Anfänger-Pisten. Aspen ist ein grundsätzlich eher steiles und selektives Skigebiet, nicht umsonst weisen Tafeln bei der Talstation unmissverständlich darauf hin: „There is no beginner terrain on Aspen Mountain“. Folglich ergibt sich so eine Gemengelage aus wenigen und dafür geübten Skifahrern auf breiten, großzügigen Trails mit 1A Schnee. Kein Vergleich zu heimischen Pisten, wo auf sulzigem Kunstschnee hilflose Holländer und betrunkene Russen im Weg stehen. Sorry Tirol!

Apropos betrunken. Auch beim Aprés Ski spielt sich hier alles etwas gehobener (pun intended) ab. Sei es bei den nachmittäglichen Champagner-Parties rund um die Talstation, zum Beispiel beim Ajax im Little Nell, an der Mittelstation bei Bonnie’s oder im Sundeck oben am Berg, hier wird richtig gut gefeiert. Statt Germknödel und Berner Würstel gibt es bei ausgelassener Stimmung herzhafte Suppen, Burger und fallweise auch Beluga direkt auf den Handrücken. Jo mei. Etwas gesitteter findet man sich beim ultra-exklusiven Aspen Mountain Club ein. Hier durfte ich dank Einladung von Little Nell-General Manager Henning Rahm zu Gast sein. Nebenan belegte Superstar Seal samt Anhang einen Tisch in einem der wahrscheinlich exklusivsten Members-Only-Clubs der Welt. Die Promiqualität ist halt doch eine andere als DJ Ötzi…

Ein Teil des sagenhaften Weinkellers im Little Nell. © The Little Nell
Hennig Rahm übrigens, der hünenhafte, aber herzliche Deutsche, ist mit ein Grund, warum das Little Nell nach so vielen Jahren immer noch an der Spitze der Luxushotellerie in einem ausgewiesenen Luxusort steht. Der Rotarier kann auf langjährige Erfahrung im Management der internationalen Spitzengastronomie zurückblicken und achtet penibel auf erstklassige Servicequalität vom Front Desk bis zum Dior Spa. Moment mal, Dior Spa? Ja richtig gelesen, die Wellnessoase im Little Nell entstand in Zusammenarbeit mit dem legendären französischen Couture-Haus. So muss Luxus. Außerdem natürlich top: Zimmerservice, Gym, hervorragende Küche in den hauseigenen Restaurants und eine famose Auswahl an internationalen Spitzentropfen im extravaganten Weinkeller. Der allein ist schon einen Besuch im Little Nell wert!

Hotel, Party, Piste. Alles da. © The Little Nell
Zwischen Pistenspaß, Party und lukullischen Genüssen muss der verwöhnte Gast aber auch mal ruhen. In den großzügigen Zimmern, Suiten und Residences fehlt es an nichts. Mit viel Platz, bequemen Betten, Kamin, Minibar und Raucherbalkon – wir sind ja hier in Colorado *Zwinker Zwinker* – lässt es sich nach einem anstrengenden Tag und diskretem Turndown-Service wohlig einschlummern. Um am Morgen bei einem umfangreichen, gesetzten Frühstück mit Blick auf den ganzjährig verfügbaren Außenpool den neuen Tag zu planen. Entspannen im Spa? Auf die Piste am „Hausberg“? Per Shuttle rüber ins belebte, familienfreundliche Skigebiet Aspen Snowmass? Entscheidungen, Entscheidungen, Überraschungen.

Eine Anekdote vom leider viel zu kurzen Aufenthalt im Little Nell: der nette, bärtige Kerl mit dem Beanie auf, den ich am Vortag im Lift am Weg zum Spa beim Schmähführen über Bademantelgrößen kennengelernt habe und sich am nächsten Tag im Shuttle als „Gary from near Liverpool“ vorgestellt hat, war übrigens ein gewisser Gary Barlow. Ja, der von Take That. Und ich habe ihn nicht erkannt. Ich Idiot.

Komfort auf ausreichend Platz. © The Little Nell
Zusammenfassend muss man schon sagen: es gibt Skiurlaub und es gibt Skiurlaub in Aspen. Die Einheimischen, aber auch Stammgäste oder langjährige Expats wie der ehemalige österreichische Skirennläufer Christian Messner, der hier seit vielen Jahren Unterricht gibt, blicken herab auf andere große US-Skiresorts wie Vail oder Park City, denn hier ist man halt gerne auf höchstem Niveau unter sich. Es gibt ja auch Badeurlaub auf Ibiza, aber eben auch auf den Malediven. Wer also als begeisterter Skifahrer oder Snowboarder einmal so richtig vom Leder ziehen will, sollte ein wenig sparen und sich das gönnen. Mit richtiger Planung und unter Zuhilfenahme von Veranstaltern wie Faszination Ski oder Packages vom Little Nell selbst geht sich so eine unvergessliche Skiwoche inklusive Flug und allem Drum und Dran für zwar nicht wenig, aber auch nicht viel mehr Geld als in Kitzbühel, St. Anton & Co aus. Und ohne DJ Ötzi.






