KULTUR

R.I.P. CD

Sarah Wetzlmayr

Kanye West verkündet den Tod der CD

„Kommst du noch mit rauf zu mir? Ich zeig dir meine iTunes-Mediathek“

Bastelbücher mit lustigen Ideen zur Verarbeitung von CDs werden künftig ihren Absatz enorm steigern können – denn es sieht ganz so aus als ob Spotify und Co die CD langsam aber sicher zu Grabe tragen werden.

von Sarah WetzlmayrEs ist 2016 und Kanye West verkündet auf Twitter nicht nur dass keines seiner zukünftigen Alben mehr auf CD zu haben sein wird, sondern damit auch das Ende der Compact Disc ganz allgemein. Er tut das einfach so und man möchte sofort ein von Trennungsängsten veranlasstes „Ja, aber..“ dazwischen schieben. Doch dann setzt als eine Art Selbstheilungsprozess die Rekapitulation der eigenen Musikhörgeschichte ein und man muss feststellen dass Musikhören schon länger nicht mehr silber ist. Wer etwas dagegen zu sagen hat, soll das jetzt tun oder für immer schweigen und dafür mit einer goldenen Schallplatte belohnt werden.

Eigentlich hat der Ausrottungsprozess der CD schon viel früher begonnen. Nämlich damals als der Virgin Megastore auf der Mariahilfer seine Pforten ins Klangreich geschlossen hat um kurz darauf die Schuhe dort reinzulassen. Keine Freistunden konnten mehr damit verbracht werden sich die nach Schweiß und Ohrenschmalz stinkenden Kopfhörer ebendort aufzusetzen wo jetzt stapelweise Schuhkartons stehen und sich durch die Auswahl der Virgin-Mitarbeiter zu hören. Die Strokes drangen damals durch die Schweiß- und Schmalzschicht zum ersten Mal an mein Ohr.

Und nun ist es also wirklich da: Das Ende der CD. Nicht weil Kanye das eben beschlossen hat, sondern weil die Zahlen das sagen – und von denen hat, wie wir wissen Kanye nicht ganz so viel Ahnung. In der ersten Hälfte des Jahres 2015 gingen die CD-Verkäufe in den USA um 31,5 % zurück. Hätten nicht ein paar Frauen in ihren 40ern das Adele-Album bei Starbucks noch schnell mitgenommen, zu ihrem Latte, wäre es bestimmt noch schlimmer ausgefallen. Im Gegensatz dazu verzeichneten die Streaming-Dienste einen Zuwachs von 25%. Spotify und iTunes lassen die CD seit einiger Zeit mehr blass aussehen als silbrig glänzen.

Alles richtig gemacht haben die, die konsequent bei Platten geblieben sind. Die Verkäufe ziehen an und eine schöne Plattensammlung zieht auch die Frauen an.