Film & Serie
Die Hölle: 7 Dinge die wir gelernt haben
Wir haben uns Ruzowitzkys Wien-Thriller „Hölle“ vorab angeschaut. Und diese sieben Dinge können wir schon mal mit nach Hause nehmen…
von Sarah Wetzlmayr
Stefan Ruzowitzkys neuer Streifen ist keine Tour de Force, sondern eine Tour de Vienne. Eine, bei der die Schönheit der Stadt, trotz aller Blutlachen, ausgezeichnet wegkommt. Ums Wegkommen geht es sowieso auch. Ums rechtzeitig Wegkommen besser gesagt. Denn sonst läuft man auf direktem Wege ins Messer. Weil wir das alles erstmal verarbeiten müssen, haben wir vorab mal die wichtigsten Dinge zusammengefasst, die wir aus diesem rasanten Wien-Thriller mitnehmen konnten.
_01. Kommissar Rex lebt noch. Und zwar an der Seite von Tobias Moretti. In der „Hölle“ bezieht er nochmal seinen alt angestammten Platz an der Seite von Moretti. Allerdings wirkt er bereits so alt und betagt, dass man ihm die Wurstemmel mittlerweile schon püriert servieren müsste – und von halsbrecherischen Einsätzen in der Verbrecherjagd kann wohl auch keine Rede mehr sein.
_02. „Harte Schale, weicher Kern“ gilt. Und niemand verkörpert das besser als Tobias Moretti. Präsentiert er sich am Anfang noch als unnahbarer Holzklotz mit teilweise chauvinistischen Zügen und einer urösterreichischen Wurstigkeit (ein Unsympathler sozusagen), so schält sich das nach und nach von ihm ab und tief im Inneren offenbart sich ein deutlich ausgeprägter Beschützerinstinkt._03. So ein Automobil hält mehr aus, als man denkt. Bei ihrer halsbrecherischen Taxifahrt fährt Özge gegen Autos, Hydranten, Mauern, dreht sich, überschlägt sich, verliert Autotüren. Und immer, wenn man sich denkt: Jetzt ist alles aus, dann fährt dieses Taxi immer noch weiter. Unverwüstlich, wie es scheint.
_04. Männer ist müsst zugeben: Frauen sind tatsächlich Multi-Tasking-Genies. Özge hält den fanatischen Massenmörder davon ab sie umzubringen, während sie das Taxi (halbwegs) sicher durch die Wiener Innenstadt lenkt. Ganz nebenbei versucht sie ihn natürlich auch noch ums Eck zu bringen._05. Nicht jeder Topf findet einen Deckel, sondern „jede einsame Seele eine andere einsame Seele“ um gemeinsam einsam zu sein. Das lassen wir mal so stehen, alles andere wäre SPOILER-ALERT.
_06. Eine solide Grundausbildung in dem ein oder anderen Kampfsport macht sich bezahlt. Auch das kann man einfach so stehen lassen. Trotzdem: Zusperren nicht vergessen. Und Fenster verriegeln. Und Alarmanlage anbringen. Und Pfefferspray neben dem Bett bereithalten. Nur so. Zur Sicherheit. Man weiß ja nie.
_7. Wien ist wunderschön (bei Nacht). Auch in einem der blutrünstigsten österreichischen Thriller der letzten Zeit. Sogar Blutlachen am Fischgrät-Parkettboden können dem keinen Abbruch tun._08. Die Frage nach dem politischen Anspruch stellt sich nicht wirklich.
„Ist ein Film politisch, wenn eine junge Muslima (Action- )Heldin ist, wenn sie einen Psychopathen zur Strecke bringt, der seinen pathologische Frauenhass islamistisch-religiös verbrämt? Unter „politisch“ versteht man hierzulande oft, dass eine „Message“ plakativ vorne her getragen wird – in diesem Sinn habe ich mich sehr bemüht nicht „politisch“ zu sein…“ (Stefan Ruzowitzky)
Fotos © Allegrofilm