AKUT
WIENER Test – Minigolf
Minigolf kann man, muss man aber wirklich nicht allzu ernst betreiben. Hauptsache: Spaß! Der WIENER hat sich die Golfplätze des kleinen Mannes genauer angesehen.
Text: Günther Kralicek / Fotos: Maximilian Lottmann, Thomas Steiner
Profi-Golfer wie Rory McIlroy oder auch Bernd Wiesberger fahren fette Autos und wohnen in großen Villen. Im Vergleich dazu ist der Minigolfsport im Schrebergarten daheim. Es gibt im Minigolf schon auch Clubhäuser und Turniere, bei denen es Preise zu gewinnen gibt. Mehr als eine Wurstplatte oder „handbemalte Krüge, Teller und Vasen“ (O-Ton Internationale Hallen-Bahnengolfwoche Garsten, OÖ) ist aber meistens nicht drin. Das ist irgendwie ungerecht, denn mit Sport hat weder das eine noch das andere zu tun. Eher mit Geschicklichkeit und mentaler Stärke. Der Minigolfer als Zen-Buddhist-Minimalist kommt schon mal hin. Viel- leicht hat die ungleiche Gewichtung in der öffentlichen Wahrnehmung auch historische Gründe. Golf wird seit dem 15. Jahrhundert gespielt, während die erste Minigolfanlage erst 1954 in Italien eröffnet wurde. Ein biederes Freizeitvergnügen als Highlight der kargen Nachkriegsjahre. In Wien minigolft man seit 1958 und findet heute noch ein gutes Dutzend Plätze, rund die Hälfte davon sind Heimstätten einschlägiger (ha!) Vereine. Ich weiß noch, wie ich vor langer Zeit zum ersten Mal beobachten durfte, wie auf einem stink- normalen Minigolfplatz ein Mann plötzlich sein Köfferchen aufklappte und darin verschiedenfarbige Bälle in akkurat angeordneten Schaumstoffausnehmungen zum Vorschein kamen. Ein Professioneller! Dieses bizarre Erlebnis hat mein Weltbild nachhaltig erschüttert. (Ich habe mich später gegen eine Minigolflaufbahn entschieden.) Eine weitere prägende Kleingolferfahrung hatte ich auf der schönen Insel Korsika. Weil’s Probleme mit dem Mietwagen gab, war unser Aktionsradius extrem einge- schränkt. Die einzige Attraktion in Gehnähe war ein liebevoll gestalteter Minigolfplatz, den wir mangels Alternativen nahezu täglich aufsuchten. Sehr nett, ich erinnere mich z.B. an eine Bahn zum Thema Fußball, bei der man fix montierte Verteidiger überspielen musste, um den Ball im Tor (nicht Loch) zu versenken. Der Urlaub war trotzdem nicht gerettet.
Der Test
Die Gesamtbewertung („Score“) ist aus der Perspektive des blutigen Amateurs zu verstehen. Es geht einfach nur darum: Wohin, wenn ich und meine Freunde plötzlich irre Lust auf eine Partie Minigolf bekommen? Der „Lochpreis“ ist der (fiktive) Durchschnittspreis, den man als Erwachsener pro Bahn bezahlt. Minigolfanlagen findet man häufig in öffentlichen Freibädern (Gänsehäufel, Angelibad), in unsere Auswahl aber kamen nur solche, die ohne Bäderkarte betreten werden dürfen. Der WIENER-Test erfolgt anonym und ohne jegliche Einbeziehung der vorgestellten Betriebe.
MQ Amore
Am Vorplatz zum MuseumsQuartier, Mariahilfer-Straßen-seitig, haben die doch tatsächlich einen Minigolfplatz hingebaut! Das diesjährige Sommerprogramm läuft unter dem Titel „MQ Amore“, wobei der neu errichtete Parcours nicht nach einer temporären Installation aussieht. Gut so.
Ambiente: MQ Amore ist als bespielbarer Skulpturenpark gedacht und soll an ein Strandbad der 50er-Jahre an der italieni- schen Riviera erinnern. Na ja. Prinzipiell aber eine wunderbare, ambitioniert umge- setzte Sache! Mit hübschen Beleuchtungs- körpern, erstaunlich bequemen Architek- tenstühlen und -bänken sowie kleinem Kiosk, bei dem es Snacks und alle Minigolfutensilien gibt. Nur die Schläger wirken ein bisschen billig.
Parcours: 12 Bahnen, von verschiedenen Künstlern gestaltet, mit im Boden eingelassener Werkbeschreibung. Das liest sich dann z.B. so: „Bildstein/Glatz: Double Trouble I+II, 2017. Lack auf Stahl und Holz.“ Es handelt sich um eine Art Half Pipe für den Golfball, sehr lustig zu spielen (Loch 6). Cool auch die Piste „Flog“ mit rundherum gespannten Kabeln und der Aufschrift „Achtung, Elektrischer Zaun“ (Loch 4). Sieht täuschend echt aus, steht aber nicht wirklich unter Strom. Der junge Mann im Kiosk meint aber, es gebe da irgendwo einen Hebel, mit dem er den Saft jederzeit …
Adresse: 7., Museumsplatz 1
(MQ-Vorplatz).
Öffnungszeiten: März bis Oktober 10–20 Uhr bzw. 10–22 Uhr (Sommer).
Preis pro Runde: Erwachsene 4 Euro, Kinder (bis 12) 2,50 Euro. Zehnerblock
30 Euro. Lochpreis 33 Cent.
4,5 von 5 Punkten
Minigolf Baumgarten
An diesem sonnigen Samstagvormittag ist das abgezäunte Gelände extrem gut besucht. Es wuselt von Minigolfcracks. Gut drei Viertel der Anwesenden sind Vereinsspieler mit eigener Ausrüstung – Männer, Frauen, Alte, Junge im Trainingsanzug. Es wird geübt, geplaudert und Schmäh geführt.
Ambiente: Die Atmosphäre hier im Grünen, oberhalb des neuen Rapid-Stadions, erinnert ein wenig an ein nostalgisches Schwimmbad. Mit Holzhütterl (Imbisse, Eskimo-Eis) und Sonnenschirmen. Schön. Trotz der vielen Menschen total unaufgeregte Stimmung. Möglicherweise dem hohen Konzentrationslevel geschuldet.
Parcours: 18 Löcher auf genormten Eternit-Bahnen. „Betreten verboten“, aber so heiß wird das hier gar nicht gegessen. Der hiesige Platzrekord beträgt 18 Schläge (ganz guter Schnitt, oder?) Eine 19. Bahn (der Abschlag) ist für Normalos gesperrt. Flutlicht von umfunktionierten Straßen- laternen und Schreibpulte mit der Aufschrift „Hier könnte Ihre Werbung stehen“. Schläger in Sonderausstattung mit Saugnapf am Griff, sodass man sich beim Ball- aufheben nicht bücken muss. Wegen der vielen Gäste kommt es hie und da zu Stau, aber nie zu Stress. Man kommt ins Gespräch und kriegt manch wertvollen Tipp vom Profi höchstpersönlich. Warmhalten des Balles im mitgebrachten Wollsocken, zum Beispiel.
Adresse: 14., Müller-Guttenbrunnstraße 37.
Öffnungszeiten: April bis Oktober
Mo–Do 14–22, Fr-So 10–22 Uhr.
Preis pro Runde: Erwachsene 3 Euro, ab 2. Runde 2,60 Euro, Tageskarte 4 Euro. Lochpreis 17 Cent.
3,5 von 5 Punkten
Wurstelprater
praterwien.com/attraktionen/details/a/minigolf
Hereinspaziert, hereinspaziert! Zwischen Riesenrad und Hochschaubahn versteckt sich die hübschere von zwei Minigolfanlagen im Prater, und man fragt sich: Was macht die hier eigentlich, neben all den vielen Attraktionen? Wirkt ein bisschen verloren, da am Rande des Vergnügungsparks. Dennoch nicht uncharmant.
Ambiente: Ich bin heute alleine unterwegs – und zur Unzeit der einzige Athlet vor Ort. Wer geht schon montags zu Mittag um halb eins Minigolf spielen? Solo! Was soll die fesche Platzwartin von mir denken? Nix. Die freut sich einfach über einen zahlenden Kunden und wendet sich wieder ihrer Lektüre zu. Na dann: Auf in den Kampf!
Parcours: 18 Löcher auf rotem Beton mit röhrenförmiger Metallbande in Gelb. Gepflegt, aber doch schon einige Unebenheiten und Ausbesserungen – wir befinden uns auf der ältesten Anlage Wiens. Zudem bevölkern Ameisen und Käfer die Strecke. Eine schwarz-weiße Katze ist einzige Zeugin meines grottenschlechten Spiels. Ich bring kaum einen geraden Schlag zusammen. Am Gekreische der Fahrgäste auf der Achterbahn kann’s nicht liegen. Oder doch? Wohlvertraute Hindernisse. Erwähnenswert der Wassergraben (Loch 6) und meine erklärte Lieblingsbahn am Platz, fast wie beim echten Golf, mit Abschlag vom Autoreifen über die grüne Wíese, hinein ins rote Beton-Green (Loch 7).
Adresse: 2., Prater (neben Riesenrad und Super-8er-Bahn).
Öffnungszeiten: Mo–Fr 10–22 Uhr, Sa & So geschlossen.
Preis pro Runde: Erwachsene und Kinder 4 Euro. Lochpreis 22 Cent.
3,25 von 5 Punkten
drunter & drüber
Bin total ausgepowert von der hohen Schlagfrequenz und mein Hunger wächst ins Unermessliche. Aber da ist ja das Café drunter & drüber mit Minigolfanlage im schönen Donaupark! Vor Ort: eine Kellnerin, vier Männer. Ein Schinken-Käse-Toast lässt sich machen. Danach geht’s frisch gestärkt auf die Piste.
Ambiente: Schöne Anlage mit Retro-Charme mitten im Grünen. Gastgarten gibt’s auch, da sitzt nur grad niemand. Alles ganz entspannt. Für Toast und Getränk zahle ich 4,90 Euro, die Runde Minigolf gibt’s gratis dazu! Weil: Die Kellnerin, die auch fürs Minigolf verantwortlich zeichnet, hatte keine Zeit, die Bahnen zu säubern. Die sind aber dann eh erstaunlich aufgeräumt und blütenfrei.
Parcours: 17 Löcher (laut Homepage kam es auf der Abschlagbahn in der Vergangenheit immer wieder zu „erheblichen Verletzungen“, weshalb diese „für den Freizeitbedarf gesperrt“ bleibt). Ansonsten Betonbelag mit Metallbande, Old-School-Streckenführung mit Geraden, Schrägkurven, Kamelbuckeln etc. Dann, beim 6. Loch, die bitterböse Überraschung: Der Hindernistunnel ist verstopft und mein Ball bleibt stecken! Aber was soll ich mich beschweren. Die Kellnerin meint: „Muss i nachher mit’m Schlauch schaun.“ Wie gesagt, alles ganz entspannt hier.
Adresse: 22., Arbeiterstrandbadstraße 122c (im Donaupark ggü. ArbeiterInnenstrand).
Öffnungszeiten: Mo–Sa 10–21 Uhr,
So & Feiertag 10–19 Uhr.
Preis pro Runde: Erwachsene 3 Euro, Gruppen (ab 10 Personen) sowie Kinder
2 Euro. Lochpreis 18 Cent.
3,75 von 5 Punkten
Böhmischer Prater
Der kleine, räudige, aber sehr charmante Bruder vom Wurstelprater hat auch eine Minigolfanlage im Aufgebot. Am Anfang der Straße, in Parkplatznähe, taucht man ein in ein beschauliches Universum mit 18 Löchern. Das perfekte Ausflugsziel für die ganze Familie.
Ambiente: Bahnen unter alten Bäumen neben niedlichen Beleuchtungskörpern: Das hier hat wirklich was von einem Märchenpark. Noch dazu, wo gleich daneben die Zwergerlbahn vorbeirollt. Gemischtes Publikum am Centrecourt. Man fühlt sich abgeschirmt von allem Weltlichen und doch nicht ganz vergessen, weil hinterm Zaun der Besucherstrom (größtenteils aufgebrezelte Erstkommunionskinder und Männer mit Cowboyhüten – es ist Countryfest!) vorbeiläuft, auf der Suche nach einem Langos oder einer anderen, noch heißeren Attraktion.
Parcours: 18 Eternit-Bahnen mit altbekannten Hindernissen, z.B. Rundlabyrinth (Loch 16), Wippe (Loch 13) oder eine sehr schöne Netz-Sprungschanze (Loch 15). Überhaupt sind alle Bahnen ganz gut in Schuss, nur viel Abfall von Eiche und Ahorn da und dort. Ich liege gut im Rennen, doch ab Bahn 9 setzt immer heftigerer Regen ein. Von da an sind die Bedingungen irregulär, keine Chance, die Tagesbestmarke zu unterbieten (laut Tafel: Karli mit 48 Schlägen). Damit muss man leben. Minigolf ist eben ein Freiluftsport!
Adresse: 10., Laaer Wald 35.
Öffnungszeiten: März bis Oktober, tgl. 10–21 Uhr (bei Schönwetter).
Preis pro Runde: Erwachsene 3,50 Euro, Kinder (bis 12) 2,50 Euro.
Lochpreis 19 Cent.
4 von 5 Punkten
W.A.T. 21
Die Heimstätte des ASVÖ-Teams 21 liegt an der Schnittstelle von Stadtautobahn und Donauuferidyll im Floridsdorfer Wasserpark. Minigolf, „The Best in Town“, steht auf dem Schild beim Parkplatz. Da ist vielleicht sogar was dran – wenn man grad frisch vom Trainingscamp kommt.
Ambiente: Zwei Männer, die im Stüberl soeben ihr fleischlastiges Mittagessen einnehmen, bereiten uns einen herzlichen Empfang. Wir befinden uns in einem Sportzentrum mit Kanus, Fußball- und Tennisplätzen, Sauna etc. Neben zwei (!) Minigolfanlagen gibt es auch einen „Pit Pat“-Parcours – ein absurd anmutendes Open-Air-Billard mit Hindernissen. Die Vöglein zwitschern mit dem Autobahnlärm um die Wette.
Parcours: 2 x 18 Löcher auf zwei Pisten: ein klassischer Rundkurs mit Eternit-Belag sowie eine Filzanlage. Wir haben freie Wahl und nehmen den Filz. Sieht hübsch aus, mit Holzbande, ein bisschen in die Jahre gekommen, aber gepflegt, und es golft sich gut auf dem weichen Belag. Allerdings geht’s hier schon ab dem 1. Loch sauschwer zur Sache. Die meisten Bahnen finden auf schiefer Ebene statt, mit Gegenhang, und so muss man nach jedem Fehlversuch zurück zum Start, was bald Frust aufkommen lässt. Da hilft’s auch wenig, dass sich einige Hindernisse durch kleine Handgriffe (z.B. Hochklappen) entschärfen lassen. Ein Fall für Fortgeschrittene.
Adresse: 21., Am Wasserpark 1-7.
Öffnungszeiten: April bis Oktober, tgl. ab 11 Uhr.
Preis pro Runde: Erwachsene 4 Euro, Kinder 2 Euro. Lochpreis 22 Cent.
3 von 5 Punkten