Essen

Kosten kostet nix – das neue Café Tastery

Schlaraffenland mit Shop, so kann man das Café Tastery beschreiben, das die Ecke Burggasse/Schottenfeldgasse mit einer Dauerausstellung heimischer Gourmandisen bespielt.

Text: Roland Graf

Tastery in der Schottenfeldgasse 73 hat in puncto kulinarischer Bildungsauftrag mehr zu bieten als die meisten Adressen. Nimmt man noch die Preiskategorie dazu, dürfte das neue Lokal im Siebenten sowieso konkurrenzlos sein – es wird hier nämlich gratis gegessen. Okay, man wird nicht satt, auch wenn man alle 42 Produkte im Laden zu sich nimmt, doch dafür findet man mit ziemlicher Sicherheit unbekannte Gourmandisen. Denn Andreas Höllmüllers Neueröffnung stellt Wiens erstes Verkostlokal dar.

Foto: (c) Michalek Photography

Konkret wird von den eigens designten Kost-Sta­tionen aus Holz ein „Who’s who“ der heimischen Food-Start-ups, erweitert um einige internationale Geheimtipps, gefuttert. Von der Steinzeit-Nahrung Paleo (etwa Max Oblesers „von Walden“-Knusper) bis zum steirischen „Stin“-Gin reicht die Palette. Jeden Monat kommen neue Köstlichkeiten dazu, die per Knopfdruck (rot=bäh, grün=super) bewertet werden. Im erwähnten Café werden die beliebtesten Produkte dann zusätzlich zu den Limos von Friya, Hakuma oder Bärnstein angeboten. Was wie die Faust aufs Auge des Veganer-Viertels passt, gibt sich aber undogmatisch: Es gibt auch Salami vom steirischen Labonca-Hof. „Wir sind auch kein Bio-Laden“, umreißt Höllmüller sein Konzept.

Foto: (c) Michalek Photography

Wer lieber abseits vom Schweinsbraten futtert oder eine dieser bösen Unverträglichkeiten haben sollte, findet klare Produktauszeichnungen vor. Wobei gerade darin ein Reiz des Verkostlokals besteht: Man kann seine Vorurteile hier widerlegen. Die Zwetschken-Pralinen ohne Zucker – Erst­gedanke: Was soll das? – von der Grazer Patisserie Sugarfree Savory haben nämlich durchaus was. Und zum „Hauptgericht“ landen wir ohnehin bei einem alten Bekannten: Andreas Gugumucks Wiener Schnecke in der letztgültigen Version (mit Balsamico-Zwiebeln) löffeln wir trotz Kameras gleich zweimal aus dem Glas.

Denn Sandler-Treff und Gratis-Ausspeisung soll die Tastery keine werden, weist das Personal Gierschlünde wie mich auf die Grenzen des Konzepts „Kosten“ hin. Diesmal ist es aber noch gut gegangen im Wiener Verkostcafé. Eigentlich sogar sehr gut!

ENP_8137_A ENP_8056_A ENP_8163_A _S6A6256 _S6A6273
<
>
(c) Philipp Enders (ENP Fotos)

Info-porn Tastery
Schottenfeldgasse 73, 1070 Wien, Dienstag bis Freitag von 9 bis 19 Uhr, Samstag 9 bis 14 Uhr, Infos: tastery.at

Preise: Der Safran-Tee mit Ananas (3,50 Euro) oder ein „Green Cola“ (3,20 Euro) begleiten die Kostproben von der Marmelade bis zur Pasta.

Pflicht-Kauf: Rote-Rüben-Himbeer-Riegel und die überlangen griechischen Schoko-Röllchen (gibt’s zum Kaffee). Und ­Labonca-Grammelschmalz!

Ideal für: Marktforscher, die auch privat nicht abschalten können. Blogger und „neuer ­heißer Scheiß“-Sucher.