KULTUR
Andreas Ferner auf der Kabarettbühne – Das liebenswerte Energetikum
Ein Floridsdorfer zeigt der Welt, wie man sein nimmersattes Sendungsbedürfnis zum Erfolgsrezept machen kann: Andreas Ferner tourt jetzt mit seinem Programm „Noch BildungsFERNER“ durch die Lande.
Text: Franz J. Sauer
Ferner kämpft mit vollem Körpereinsatz. Immer und überall, egal ob auf der Bühne, beim Abholen seiner Tochter vom Kindergarten oder beim Semmeln-Holen vom Bäcker. Als wir für die Sommerausgabe des WIENER ein Interview mit ihm tonaufzeichnen wollen, scheitert dies am unentwegten Tischklopfen des energetisch bedenklich aufgeladenen 45-jährigen Performers. Vermutlich ist es lebensgefährlich, Herrn Professor Ferner auf der Schul am Gang zu begegnen, wenn er grad sein Tafel-Geodreieck vor sich herträgt. Aber die Erfahrung, von ihm unterrichtet zu werden, wird mir wohl nicht mehr zuteil werden. Schade eigentlich. So lange, wie ich nun schon den Weg von Andreas Ferner verfolge, wäre diese eine, zusätzliche Erfahrung durchaus dem Gesamtbild zuträglich. Andererseits: Ein Ende am Geodreieck ist auch nichts Erstrebenswertes.
Außerdem spart Andreas Ferner sowieso kein denkwürdiges Erlebnis auf, das ihm jemals vor einer seiner Klassen in der HAK vom Sacre Coeur wiederfuhr. Er verarbeitet sie zu Kabarettprogrammen, was ihn längst zu einer bekannten Erscheinung auf heimischen Kleinkunstbühnen werden ließ. Sein aktuelles Programm heißt „Noch BildungsFERNER“, wie schon der ähnlichnamige Vorgänger entstand es mit Marion Dimali, seiner kongenialen Regisseurin. Ferner tobt, tanzt, singt, spricht, rappt und „türkt“ dabei derwischlike über die Bühne, nicht ohne das Publikum in seine Show einzubinden und diesem dadurch ein paar wohlig peinliche Momente zu bescheren. Nicht auszudenken, ließe man diesen Menschen irgendwann auf ein Livepublikum im Fernsehen los, mit dem er seinen Schabernak treiben könnte …
Andererseits – vielleicht wäre es ja auch genau das. Ein Late-Night-Talkformat de luxe, wo er sein hochenergetisches Sendungsbewusstsein endgültig korrekt kanalisieren könnte. Mit Kameras kann der ehrgeizige Humorist jedenfalls, das weiß man von „Das Match“, diversen SOKO-Auftritten oder aus „Schlawiner“-Folgen von Paul Harather. Das Potenzial wäre also da, es fehlt nur mehr ein Format. Wir warten, lieber ORF, auf die erste Klappe!
Andreas Ferner: „NOCH BildungsFERNER“
Termin: 7.1. im Aera Wien
Weitere Termine und Infos: andreasferner.at