STIL

Sabote moi, Saboteur!

Christian Jandrisits

Ich treffe Thomas und Santiago Sabo in den Büro- und Ausstellungsräumlichkeiten im ersten Stock über ihrem brandneuen SABOTEUR ­Concept Store in der Wiener Innenstadt. Das Wetter ist herrlich, die Stimmung hervorragend, die besten Voraussetzungen für ein Gespräch mit den Neo-Wienern.

Interview: Alex Pisecker/Fotos: Monica Gasbichler für Thomas Sabo

WIENER: Was hat Sie veranlasst, zur Global Brand THOMAS SABO die weitere Marke SABOTEUR zu
lancieren?

THOMAS SABO: Wir wollten zur Marke THOMAS SABO eine Art Gegenpol schaffen, eine richtig „cleane Brand“. Am Anfang stand der Gedanke unserer SABOTEUR „Ele­men­tal“-­Kollektion, in der man die DNA von THOMAS SABO wiederfindet. Die Produkte weisen eine große Nachhaltigkeit auf, was zum Grundgedanken für die gesamte Marke wurde. Bei SABOTEUR setzen wir auf die Weiterentwicklung und Pflege der einzelnen Produkte. Das Produkt selbst wird sinnbildlich. Es kann sich verändern, behält jedoch immer seine Identität.

WIENER: Wie kam der Name ­„SABOTEUR“ zustande?
THOMAS SABO: Es ist natürlich ein Wortspiel, das klarerweise aus den vier Buchstaben unseres Familien­namens entstanden ist. Was in unserem Fall richtig „leiwand“ ist, wie
man hier in Wien zu sagen pflegt.
So ergab sich „SABOTEUR“.

Der brandneue SABOTEUR Concept Store in der Wiener Innenstadt enthält ein „Fine Piercing“-Studio , das einem High
End Beauty Spa entspricht.

WIENER: Wie viele Menschen haben wie lang an der Entwicklung von ­SABOTEUR gearbeitet?
THOMAS SABO: Das ganze Projekt hat drei Jahre in Anspruch genommen und eine Gruppe von zehn Menschen war dabei intensiv involviert. Allen voran mein Sohn Santiago, meine Frau Rita, die als Mastermind hinter der „Sacra“-Kollektion steht und ich. Eine wichtige Rolle spielte natürlich auch Michael Seibert, unser Creative Director für das Branddesign, sowie unser Design Team und unser Visual Merchandising Team.

WIENER: Welche Klientel wollen Sie mit der Marke SABOTEUR ansprechen?
THOMAS SABO: Das ist eine Frage, die ich jetzt noch nicht beantworten möchte und kann. Ich glaube, das wird man im Laufe der Zeit fest­stellen.

Der brandneue SABOTEUR Concept Store in der Wiener Innenstadt.

WIENER: Was erwartet mich bei ­SABOTEUR?
THOMAS SABO: Hier bei SABOTEUR engen wir uns nicht auf den Verkauf von Schmuckstücken ein. Wir bieten ein „Fine Piercing“-Studio, dieses Thema stand ganz am Anfang. Normalerweise werden Piercings mittels eines Steckers befestigt. Wir entwickelten einen Schraubverschluss, der wesentlich bessere Haltbarkeit gewährleistet. Es ist nicht so einfach ein winziges Gewinde auf einen Millimeter Stahl oder Gold zu bringen. Santiago hat diese Idee und deren Umsetzung massiv vorangetrieben. Unser „Fine Piercing“-Studio gleicht einem High End Beauty Spa und entspricht sämtlichen Hygienestandards. Wir machen das Thema salonfähig. Die Spiegelgasse ist die optimale Location dafür, auf Grund der großzügigen Räumlichkeiten. Sie ist auch unser „Global Creative Headoffice“.

WIENER: Inwiefern fließt THOMAS SABO in SABOTEUR ein?
THOMAS SABO: Ich denke, dass man so eine Historie nicht verleugnen kann. Bei SABOTEUR arbeiten wir nur mit echten Steinen von Diamanten bis Saphiren über Smaragde etc., der „Sacred Planet“ beispielsweise, ist eines der beweglichen Schmuckstücke der Marke. Dabei legen wir bei der Produktion äußersten Wert auf höchste Präzision. Im Sommer werden wir eine Accessoire-­Linie lancieren.

Santiago und Thomas Sabo

WIENER: Wie würden Sie die Linie „Sacra“ kurz umreißen?
Santiago Sabo: Die „Sacra“-Kollektion wurde von Rita entworfen, die in der Rolle als Creative Director bei SABOTEUR den kreativen Prozess der „Sacra“-Linie begleitet. Ihre in unserem Concept Store ausgestellten Skulpturen und Gemälde visualisieren die sakrale Geometrie, die den Schwerpunkt ihrer Arbeit bildet. Vereint sind diese Symbole im „Sacred Planet“, dem Keypiece unserer Marke und Herzstück ihrer Kreation. Er repräsentiert das ewige Zusammenspiel aus dem Fluss des Lebens und einer festen Basis, die den Schlüssel zur Harmonie bilden. Die Designsprache von THOMAS SABO lässt sich aber nicht verleugnen, was auch nicht gewollt war.

WIENER: Darf ich fragen, welche Ausbildung Sie genossen haben?
Santiago Sabo: Ich habe eine Groß- und Außenhandelsausbildung bei THOMAS SABO absolviert.

WIENER: Haben Sie auch Goldschmied gelernt?
Santiago Sabo: Auch das liegt in meinem Interesse, aber ich habe mich eher auf die wirtschaftliche, also die Business-Seite konzentriert.

Der brandneue SABOTEUR Concept Store in der Wiener Innenstadt.

WIENER: Welchen Stellenwert ­nehmen die Uhren innerhalb der ­Kollektion ein?
THOMAS SABO: Einen hohen – die Uhren gestalten sich sehr speziell. Sie werden in der Schweiz produziert und wir haben intensiv auf unsere Qualitätsstandards geachtet. Speziell bei der „Sacra“-Uhr handelt es sich um ein Keypiece, das man in dieser Form noch nicht gesehen hat.


WIENER: Ich sehe Sie haben das ­SABOTEUR Logo am Unterarm tätowiert – wieso?
Santiago Sabo: Ich liebe meine Marke und sie stellt meine „Life-Attitude“ dar. Ich identifiziere mich zu 100% mit ihr.
WIENER an beide: Wie würden Sie beide den Prozess der Markenentwicklung zwischen Vater und Sohn beschreiben?
Beide lachen.

WIENER: Die Frage geht noch weiter – und was haben Sie gegenseitig von einander lernen können?
Wieder lachen beide.
THOMAS SABO: Da soll jetzt mein Sohn als erster antworten.
Santiago Sabo: Das war ein sehr dynamischer Prozess, die „Elemental“-Linie kristallisierte sich zu Beginn heraus, gefolgt von „Sacra“. Mein Vater war immer mein Vorbild, seine Disziplin, sein Hang zur Perfektion die Produkte betreffend, hat mich permanent beeinflusst.
THOMAS SABO: Santiago war wirklich schon bei vielen Reisen dabei. Als Kleiner ist er manchmal unter meinem Schreibtisch im Büro eingeschlafen. Die Entwicklung von
SABOTEUR war natürlich auch für ihn ein Riesenschritt. Grundsätzlich herrscht immer Austausch und
Verständnis.

Der brandneue SABOTEUR Concept Store in der Wiener Innenstadt.

WIENER: Streitet ihr manchmal?
Santiago Sabo: Selten (lacht). Es gibt immer Respekt vor dem Miteinander. Die interfamiliäre Zusammenarbeit verläuft sehr harmonisch.
THOMAS SABO: Ja, immer ist auch nicht Friede, Freude, Eierkuchen, aber wir verstehen uns schon
richtig gut.

WIENER: In die Fußstapfen eines ­erfolgreichen und weltbekannten ­Vaters zu treten – ist da der Druck hoch?
Santiago Sabo: Also Druck gab es überhaupt nie, ich hatte immer die Wahl zu werden, was ich wollte, jeder Weg stand mir offen. Mir wurde nie vorgeschrieben, in die Firma einsteigen zu müssen. Die Leidenschaft dafür war immer schon in mir. Ich hatte niemals andere Pläne.


WIENER an beide: Wie würden Sie gegenseitig die jeweils andereGeneration beschreiben?
THOMAS SABO: (lacht) Da soll auch mal der Santi an­fangen.
Santiago Sabo: Auf jeden Fall scheint Sicherheitsbewusstsein ein wichtiger ­Aspekt zu sein. Ich glaube meine ­Generation denkt häufig viel unkomplizierter und oft spontaner. Die ­späteren Generationen haben ein Bedürfnis nach Vorsorge und Vorausplanung. (An Thomas Sabo gerichtet:) Wie würdest du meine Generation beschreiben?
THOMAS SABO: Wenn ich das so ausdrücken darf, würde ich dieser Generation wünschen, sich stärkere Ziele zu setzen. Ich habe den Eindruck, diese werden heute aus den Augen verloren. Auch sollte sie sich mehr auf die wirklichen Werte berufen. Es erscheint mir, als hätten Zielstrebigkeit, Pflichtbewusstsein und Verantwortungsgefühl an Stellenwert eingebüßt. Aber das kann auch eine Findungsphase sein. Man kann den jungen Leuten nicht bös sein, denn letztendlich haben sie in den letzten zwei Jahren viel mitgemacht.

Thomas und Santiago SABO

WIENER: Sie haben ja eine besondere Verbindung zu Wien, wo würde man Thomas Sabo in Wien treffen?
THOMAS SABO: Ich hab die Frage tatsächlich im Vorfeld gelesen und mir auch Gedanken darüber gemacht – und würde mich freuen, wenn sie mich das in einem Jahr nochmal fragen. Es ist extrem
spannend hier auf Entdeckungsreise zu gehen – die Stadt kennen zu lernen.

WIENER: Inkludiert das auch den 11. Bezirk – einen der faszinierendsten Bezirke der Stadt – er beherbergt den Zentralfriedhof?
THOMAS SABO: Das hat der Santi gestern zu mir auch schon gesagt – wie komm ich dorthin?

WIENER: Mit dem 71er vom Schwarzenbergplatz – dann beim Tor 3 aus­steigen.
THOMAS SABO: Den schau ich mir an.

WIENER: Ausgezeichnet. Und vielen Dank für das Gespräch.

Thomas Sabo & SABOTEUR

Thomas Sabo gründete 1984 sein gleich­namiges Unternehmen, dessen Hauptsitz sich in Lauf an der Pegnitz (D) befindet. Die Global ­Registered Brand SABOTEUR kam 2021 dazu und legt den Hauptfokus auf Uhren, Schmuck und Fine Piercings. Die offizielle Eröffnung des ersten SABOTEUR Concept Stores fand im Mai 2022 in der Spiegelgasse 8, 1010 Wien statt. 

Mehr über
THOMAS SABO und ­SABOTEUR finden Sie ­unter 
www.saboteur.world