AKUT
Archiv 1997: Wer kommt und was geht im November
INTERNET
Teuflisches Netz
Sie sind so krank und gemein, dass sie schon wieder unterhaltsam sind – die dunklen Seiten des Internets. „Sell Your Soul To Satan“ zum Beispiel. Der Teufel will Ihre Seele – verkaufen Sie sie ihm doch online (http://www.necronomi.com/projects/666). Oder: Internet Crime Archives. In der digitalen Heimat der Massenmörder und Serienkiller erfährt man alles über die schlimmsten Psychopathen, inklusive einer Opfer-Hitparade. Kriminell gut (http://www.mayhemnet/Crime/archives.html). Im Hellhouse Of Hollywood blüht der Versandhandel für seltene okkulte Werke, Werwolf-Musik und Charles-Manson-Fanartikel. Mit Stormfront White Nationalist Resource Page sorgen weiße Rassisten noch am ehesten für Langeweile vor dem Monitor (http://stormfront.wat.com/stormfront/).
SEX
Be bi
„Meine Geilheit ist gleichberechtigt“, erklärt R.E.M.-Mitglied Michael Stipe und liegt damit nicht nur mit beiderlei Geschlecht im Bett, sondern mitten im Trend. Denn Bisexualität ist chic. Und hat daher neuerdings auch das trendige Synonym Fluidity. Gemeint ist damit die immer mehr verschwimmende Grenze zwischen Mann und Frau. Eine durchaus nützliche Zeiterscheinung, wie etwa Madonna, Mick Jagger oder Wolfgang Joop längst schon wissen. Joop: „Mal habe ich Männer, mal Frauen geliebt. Das ist eine emotionale Potenz, auf die ich stolz bin.“ Woody Allen sieht das berechnender: „Bisexualität verdoppelt die Chance auf ein Rendezvous am Samstagabend.“
GESELLSCHAFT
Diagnose: Nightclub-Nippel
Tanzen kann Ihre Gesundheit gefährden. Die Krankheit heißt Rave-itis, die Symptome: Nightclub-Nippel – entzündete Brustwarze durch groben Stoff; Plattform-Panne – verstauchter Knöchel wegen Plateausohlen; PVC-Hintern-Ausschlag von hautengem Kunststoff. Beste Vorsorge:
KULT
Falsche Fuffziger
Wer hat an der Uhr gedreht? Und uns damit endgültig wieder in die Fifties versetzt? Nach der Ausstellung Kitsch & Kult lockt Elvis als Musical-Star ins Wiener Metropol (ab 13. 11.). Danach geht’s ins coole Neondesign der American Fifties-Bar (1060 Wien, Gumpendorfer Straße) mit ihren Bagels, Burgern und dem käuflichen Inventar (Preisliste auf der Speisekarte). Zertanzte Pumps und steife Petticoats sind Renner in Secondhand-Boutiquen, Nierentische in spezialisierten Möbelhäusern, und im Dorotheum kommen am 22. 11. Fünfziger-Objekte unter den Hammer.
BUCH
Essen auf zwei Rädern
Liebe geht durch den Magen. Und nichts liebt ein echter Biker so wie seine Harley Davidson. Damit die harten Jungs auch morgen noch kraftvoll zubeißen können, gibt’s nun das passende Futter im Harley Biker’s Kochbuch. Für den Augenschmaus sorgen Fotos der geilsten Harley-Memorabilien, mit denen die Rezepte garniert sind (Harley Biker’s Kochbuch von Owen Rossan, Heel-Verlag).
Wiener des Monats
Sabine Kühn & Gabriele Scheucher
Ihr Tipp führte zum Bomben-Erfolg. Den beiden Steirerinnen gelang, was die besten Fahnder Österreichs viereinhalb Jahre im Kreis laufen ließ – sie entlarvten das mutmaßliche Bombenhirn.
Kein Tag wie jeder andere im Leben von SABINE KÜHN (vorn) und GABI SCHEUCHER. Wer immer da Regie führte, wird sich schon was gedacht haben. Ausgerechnet zwei Hausfrauen aus Gralla in der Steiermark wurden ausersehen, den meistgesuchten Österreicher zur Strecke zu bringen. Und damit als die rechte und die linke Hand Gottes in die Kriminalgeschichte des Landes einzugehen. Seit FRANZ FUCHS vorm Haus der Kühns die Bombe hochgehen ließ, steht das Leben der beiden Freundinnen jedenfalls kopf: „Seinen Brüller und den Knall haben wir nach wie vor im Ohr und haben panische Angst.“ „Ein schrecklicher Zustand“, meint der Grazer Anwalt der beiden Frauen, KURT KLEIN, der deshalb eine Ergreiferprämie von 14 Millionen Schilling fordert: „Ich sehe sehr gute Chancen, der Tipp meiner Mandantinnen hat zur Festnahme des mutmaßlichen Bombenhirns und Klärung des Falls geführt. Laut Gesetz steht ihnen das Geld eindeutig zu.“ Und ist ein angemessener Preis dafür, dass ganz Österreich wieder ruhig schlafen kann. Abgesehen von Kühn und Scheucher.