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Archiv 1994: Punk & Ball
Ballsaison ’94: Zum Schreien. Szene-Kenner haben es geahnt: auf so viel Glockenhosen-, Love-&-Peace- und Hippie-Romantik musste Punk als logisches Revival folgen. Outfits, die von der englischen Mode-macherin Vivienne Westwood in den späten 70ern der Kult-Band Sex Pistols auf den Leib geschneidert wurden, dienen jetzt der jungen Prêt-à-porter-Garde als Vorlage für den Look des neuen Jahres. Eintagsfliege oder Mega-Trend? Das entscheidet der Konsument. Redaktion & Styling: Hans Stephan Grasser, Fotos: Jork Weismann.
Die 10 Regeln der Anarchie:
- Punk regiert die Welt.
- Lieblingsfeinde: Hippies.
- Man spuckt auf alles, was einem über den Weg läuft. Ein echter Punk hasst grundsätzlich alles.
- Und wenn Gäste kommen, ein kleiner Gourmet-Tipp: Hundefutter (schmeckt am besten aus der Dose).
- Der ultimative Drink für alle Lebenslagen: Bier (zum Frühstück bekömmlich abgestanden).
- Sex ist pfui und nur zu praktizieren, wenn’s sein muss.
- Schöner wohnen: Bevorzugt bezieht man Abbruchhäuser und billige Hotels.
- Liebste Transportmittel: Tour-Busse.
- Zukunftspläne: no future.
Edel-Punks stylen sich bis zu drei Stunden, bevor’s ab in den Pogo-Keller geht. Unerlässlich: vergoldete, durchbrochene Sicherheitsnadeln von Vivienne Westwood, Netabodies von Palmers, Nietengürtel von Prontline, Netzstrümpfe von Pogal und Schnürstiefel von Shelleys. Nieten-gürtel von Rock-Tiger trägt man ums Bein gewickelt.
Die Punk-Helden:
Johnny Rotten, Cat Woman, Madame Louise, Iggy Pop, Patti Smith, Paul Smith, Sid Vicious, Jean Jacques, Viv Albertine, Ari Up, Nicky Headon, Rob Miller, Don Lette, Joe Strummer, Sarah Hall, Joe Paull, Richard Boon, Billy Idol, Siouxsie und natürlich Malcolm McLaren usw.
Die absoluten Punk-Verlierer:
Bob Dylan, Janis Joplin, Jimi Hendrix, James Taylor, Cat Stevens, The Mamas & The Papas, Genesis, Melanie usw.
Die meisten Punk-Accessoires holt man am besten aus dem Werkzeugkasten:
Ketten und Vorhängeschlösser. Die Nietenarmbänder und T-Shirts liefert allerdings der Heavy-Metal-Ausstatter Rock-Tiger dazu. Lederhose und Piercing-Ringe von Frontline.
Die absoluten Must-haves für die Punk-CD-Sammlung:
Sex Pistols, The Clash, The Damned, Stranglers, Generation X, Buzzcocks, The Saints, The Vibrators, Siouxsie and the Banshees, Alternative T.V. und Guns N‘ Roses (The Spaghetti Incident).
Man staune:
Auch die coolsten Punks, wie etwa Johnny Rotten, trugen im Winter warme Pullis. Ein Segen, auch 1994 müssen Neo-Punks im Winter nicht frieren. Links ein Rollkragenpullover von C.P. Company, in der Mitte ein Modell von Jean Paul Gaultier und rechts ein Netzpulli von Ann Demeulemeester.