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Archiv 2011: Sex in the City

TV-Moderatorin Kathi Steininger wunderschön (auf den Bildern) und wunderbar ehrlich (im Text). Ein Wiener-Selbstporträt, das es so noch nie gab – hot stuff für einen heißen Sommer.

Text: Kathi Steininger / Fotos: Michael Dürr / Styling: Ali Rabbani @ Perfect Props / Make up: Alma Milcic @ Perfect Props / Haare: B.Lounge by Teresa Bundy / Retusche: Ivan Mizerak @ m4! / Assistenz: Fanny Ürmös / Moderedaktion: Christoph Steiner / Produktion: Sandra Keplinger / Vielen Dank an das Do & Co

Ich hoffe, Sie halten mich nicht für zynisch oder verrückt oder kokett, wenn ich Ihnen sage, dass in mir eine dicke Frau lebt. Ich esse gerne. Ich nasche gerne. Ich bin eine Süße. Und zwar ganz ohne Wimperngeklimpere und Schmollmundscharmützel. Ich flirte hier nicht mit Ihnen. Streichen Sie alle Doppeldeutigkeiten, die Ihnen gerade durch den Kopf geistern. Wenn ich sage, ich bin eine Süße, dann ist das nichts, wirklich nichts anderes als eine Vier-Wort-Verbeugung vor Zucker & Co.

Wozu dieses Intro? Damit Sie verstehen, dass ich bereit war zu leiden, damit Sie mich so sehen, wie Sie mich jetzt eben sehen. Die Vorfreude hat den durch Zuckerverzicht bedingten Lustverlust nur in homöopathischer Dosis ersetzt. Aber ich liebe den Wiener. Und ich wollte unbedingt, dass diese Bilder, auf die Sie während der Lektüre dieser Zeilen vermutlich immer wieder switchen; dass diese Bilder, die Ihre Pupillen kreisen lassen, einfach wunderschön werden. Also habe ich beschlossen, die Fastenzeit über Ostern hinaus ins schier Endlose zu verlängern.

Jetzt bin ich stolz. Ich bin doch fitter als ich dachte. Ich mag auch gar nicht die Coole spielen. Ich freue mich wie ein kleines Kind über diese Fotos. Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Jaja, ich weiß, das klingt nach Jungmädchen-Fantasie und Irgendwessen-Next-Top-Model-Wettbewerb. Sie finden, das klingt arg blond? Eh, mag sein, ist mir aber, ehrlich gesagt, völlig egal. Wenn ich alt und schrumpelig bin, werd’ ich den wiener in die Hand nehmen und mich freuen, vielleicht zerdrück’ ich auch ein paar Tränen, wegen verlorener Jugend und so …

Zurück ins Hier und Jetzt. Natürlich sind die Bilder auch Business. Etwas anderes zu glauben, hieße, nicht nur blond, sondern wirklich blöd zu sein. Als TV-Moderatorin ist zumindest ein Teil meiner Persönlichkeit öffentlich. Dass ich zu Hause flache Schuhe trage, mit meinen Buben Fußball spiele oder in den Zoo gehe, ist ein anderer. Tatsache ist, dass Teil 1 die private Fortsetzung finanziert. Und weil ich meinen Kindern etwas bieten will, bin ich bereit, viel zu geben.

Harte Konkurrenz
Natürlich ist die Konkurrenz hart. Besonders schwer ist es am Anfang gewesen. Ich krieg’ aber auch heute noch Ellbogen ins Gesicht. Im Vorjahr ist es mir gelungen, Kevin Spacey zu einem Interview zu überreden. Während des Gesprächs ist mir eine Kollegin ständig auf meinem weißen Kleid herumgetrampelt. Ob da die Eifersucht zutritt, fragen Sie? Ich glaube, es liegt daran, dass ich nicht nachgebe. Ich hab’ schon hunderte Tritte eingefangen, aber ich gebe nicht auf. Ich komme immer wieder. Ich komme weiter.

Das bemerke ich auch daran, dass ich immer öfter auf der Straße angesprochen werde (dabei ist Austria 9 ja nun wirklich nicht der größte Sender Österreichs). Mädchen lassen sich mit mir fotografieren. Die meisten Menschen halten meinen Job übrigens für unglaublich glamourös. Wenn die wüssten! Viermal in der Woche werden mir die Haare ausgerupft, das Make-up dauert ewig, und wenn ich ein maßgeschneidertes Kleid trage, bedeutet das nur, dass ich mehrere, wirklich aufwendige Anproben hinter mir habe. Die habe ich mir bei den Aufnahmen für den WIENER gespart.

Dass ich eher dezent bekleidet durch die City flaniert bin, habe ich mir selbst zu verdanken. Die „Sex in the City“-Geschichte ist meine Idee gewesen, schließlich will ich alles, nur nicht langweilen. Oder um es noch deutlicher zu formulieren: ich wollte die Stadt rocken. Ich kenne dieses Gefühl, schließlich bin ich in New York aufgewachsen. Ich liebe diese Stadt. Ich trinke meinen Morgen-Kaffee aus einem I love New York-Häferl und halte mich schon allein deshalb für eine höchst ausgeschlafene, muntere Lady, für ein knallhartes Koffein-Paket.

Als ich dann erst in ein durchsichtiges Nichts von Agent Provocateur rein- und aus dem Bus rausgeschlüpft bin, um eine entspannte Siesta auf dem Donnerbrunnen vorzutäuschen, bin ich nicht mehr ganz so cool gewesen, habe mich aber beruhigt, indem ich mir eine hauchzarte, schwarze La Perla-Maske übers Gesicht gebunden hab’. Die Menschen, die Männer? Habe ich gar nicht wahrgenommen. Ich habe mich total auf den Fotografen, den Michi, konzentriert. Sonst hätte ich vielleicht doch noch alles hingeschmissen. Wenn man halbnackt in der Innenstadt steht, umgeben von vielen staunenden Menschen, neigt die toughste Selbstdarstellerin zur Nervosität.

Vom Objekt zum Subjekt
Später hat man mir erzählt, dass ein besonders aufdringliches Exemplar von Mann größtes Interesse an den etwas tiefer gelegenen Regionen meines Körpers gezeigt, ein anderes höchst seltsame Geräusche produziert habe – so etwas wie eine Mischung aus Schmatzen und Schlucken. Naja, Künstlerpech. Dass so mancher Herr der Schöpfung Zoom gemacht hat, war geplant. Aus Freude an der Lust. Ich habe den Spieß sozusagen umgedreht (würde mich freuen, wenn Sie jetzt lächeln). Habe den Zuschauer Teil der Inszenierung werden lassen. Und bin so vom scheinbar passiven Objekt zum gestaltenden Subjekt geworden. Zum Subjekt, das überrascht, fasziniert, verärgert, erregt, nervt, gefällt und so manchen den Kopf schütteln lässt. Für ein paar Augenblicke haben all diese Menschen mir gehört. So wie Sie – wenn Sie mir bis hierher gefolgt sind. Hat mich gefreut. Und das sage ich ohne jede Koketterie.