Motor

Cupra Terramar: Die Reihen werden geschlossen.

Franz J. Sauer

Als „Challenger Brand“ sieht sich die frische, wie erfolgreiche Marke Cupra, die jüngste im Reigen des Volkswagen-Konzernes. Es scheint, als würde sich die peppige Zwillingsschwester von Seat auch als Herausforderer im eigenen Familienumfeld verstehen: Mit dem Cupra Terramar liefert man auf der Plattform des kommenden Audi Q3 jedenfalls die weitaus g’schmackigere Alternative zum VW Tiguan. 

Zunächst wurde Wayne Griffith, CEO von Cupra, für seine Flausen verlacht, als er stolz verkündete, zwischen Audi und Volkswagen wäre noch Platz für eine weitere, sportliche Marke im Konzerngefüge. Mittlerweile blickt der in Barcelona beheimatete und in den diversen Konzernwerken in Mittel- und Osteuropa produzierende Hersteller stolz auf solide ansteigende Verkäufe, höchst erfolgreich verfangendes Marketing und eine Modellrange von sechs Typen, von denen drei aus eigener Feder stammen (Ateca und Leon sind quasi Edelversionen der Seat-Geschwister): der Vollelektriker Born, der Kompaktsportler Formentor und der Elektrosportler im Coupé-Gewand namens Tavascan. Besonders letzterer will so etwas wie das Flaggschiff der Marke sein. Aber weil man ein Volumens-Produkt auch braucht, tritt nun der Terramar auf den Plan. 

Es ist dies ein schnittig gezeichnetes, mit ganz viel Marken-DNA geschmücktes und höchst vernünftig motorisiertes Mittelklasse-SUV geworden, das Konzerngeschwister wie Tiguan oder auch Karoq puncto Würze und Pep vorerst stehen lassen (der auf der gleichen Plattform basierende Audi Q3 kommt ja erst). Mut und Ehrgeiz im Auftritt schmücken den neuen Wagen der Marke, ungefähr in gleicher Portionierung wie das schon beim Formentor der Fall ist. Sowohl innen wie außen wird gehörig auf Eigenständigkeit gepocht, die Konzernverwandtschaft fällt nirgendswo ungut auf, ausser vielleicht dort, wo man noch mit den sowieso auch daheim ungeliebten Touch-Schubern für Temperatur oder Lautstärke konfrontiert ist. Ansonsten wird hier mit einer uniquen Designsprache gearbeitet, sowohl was Äußerlichkeiten, wie auch das Interiour Design betrifft. Das Cupra-immanente Kupfer (Imitat, aber bitte) ist ebenso allgegenwärtig wie die betonte Sportlichkeit, die sich wirklich im Millimeter-Abstand über die gesamte Karosserie verteilt bemerkbar macht. Wie durch ein Wunder schafft man es dennoch, nicht aufgesetzt zu wirken. Die Details kommen wie aus einem Guß, nichts riecht nach Nachrüst-Tuning oder verlangt gar danach. Gut so.

Insgesamt stehen ab Start fünf verschieden Motoren mit drei unterschiedlichen Technologien (Verbrenner, Mild-Hybrid, Plug-in Hybrid) zur Disposition, handgerissene Varianten sucht man vergeblich – der Terramar kommt ausschließlich mit DSG. Die Plug-in-Hybrid-Motoren der neuen Generation leisten zwischen 204 (kommt erst später) und 272 PS, haben eine rein elektrische Reichweite von mehr als 100 km und sind mit Schnellladung (bis zu 50 kW DC) kompatibel. Neben den neuen PHEV-Varianten gibt es noch den klassischen 2.0 TSI Benziner mit 265 PS, 400 Nm Drehmoment und Allradantrieb 4drive. Fast möchte man sagen: Für die Unverbesserlichen. 

Letzterer war gleich unser Erstkontakt zum neuen Modell, natürlich. Und weil es nun mal Freude macht, ein nagelneues Auto zu pilotieren, das sich von Wesen und Anmutung her so anfühlt, wie sich früher halt ein sportlicher Mittelklasse-Wagen angefühlt hat, war uns von Anfang an jede Scheu vorm Neuen fremd. Der Benziner-Terramar – der Name stammt von jeder altertümlichen Rennstrecke nahe Sitges im Hinterland von Barcelona ab, wo die Marke dereinst, also 2018, mit viel Pomp und Glorie aus der Taufe gehoben wurde – dreht brav hoch, gibt dabei entsprechend, aber unnervig Laut, und dass der Konzern-Allradstrang nebst entsprechendem Sportfahrwerk kaum enttäuscht, wissen wir schon länger und von diversen Cousins des Wagens. Das Platzangebot ist ausreichend auch für große Menschen, die Infoflut von den beiden vollkonfigurierbaren Displays zunächst überwältigend, aber bald gut beherrschbar. Für das Wegschalten diverser dümmlicher Politika (etwa: Tempowarnung) werden wohlwollend gleich mehrere Short-Cuts bereitgestellt, da sollte man etwa aus Wolfsburg ein wenig gen Süden schielen. Verbrauch, Reichweite, Ausstattung: Alles sehr in Ordnung. Der Preis: ab 52.900 Euro. Nicht diskontreif, aber doch kompakt in Anbetracht dessen, wieviel ernstgemeinte Sportwagen-DNA man dafür kriegt. 

Obwohl der Benziner in Österreich die volle NoVA schnupft, ist der große PHEV des Terramar nur um einen Tausender billiger. Dafür gibt es aber eine Menge Elektro-Know How und sozusagen dass Beste beider Welten. Allerdings fühlen sich die nominalen 272 PS Systemleistung des Hybrid-Gemischs niemals so spritzig an, wie der Benziner alleine. Schaltet man auf sportlich um, wird zwar per Soundgenerator ambitioniert gebrüllt, nach ein, zwei Versuchen knapp nach Auslieferung wird man derlei aber wegschalten. Das System-Zusammenspiel von E-Motor und 1.5 Liter TSI funktioniert harmonisch, relativ lange müht sich der Terramar auf Verbrenner-Hilfe zu verzichten, egal in welchem Modus. Da tut es gut zu wissen, dass der Hersteller bis zu 100 Kilometer reine E-Reichweite angibt, auch die Möglichkeit, den Akkumulator mit bis zu 50 Kilowatt Gleichstrom in knappen 27 Minuten von Null auf voll zu kriegen, macht Laune auf lautloses Dahingleiten im innerstädtischen, aber auch im Überland-Betrieb.

Den Einstieg ab wirklich günstigen 35.900 Euro liefert ein 1,5 TSI Mild-Hybrid mit 150 PS in der auch nicht mageren Alpha-Ausstattung, das Volumensmodell wird der etwas später nachgereichte (bestellbar ab November) 204 PS-Hybrid sein, dessen Preis in Österreich noch nicht fertig kalkuliert ist. Eine Erwähnung wert scheint noch, dass der neue Cupra Terramar im Audi-Werk Györ gebaut wird. Es ist dies insofern eine Premiere, als noch nie Modelle einer anderen Marke als jener mit den vier Ringen in Werken von Audi vom Fließband rollten. Man erhofft, dass die sprichwörtliche Audi-Qualität so quasi auf den Terramar abfärben wird. Allerdings ist das natürlich ausschließlich Wohlfühl-Gedöns, das man den Mitarbeitern vieler anderer Konzern-Fabriken eher nicht stecken sollte. Sie wären zurecht beleidigt.