ESC: Conchita Wurst ist die neue Karl Schranz

Österreich im Wurst-Fieber: Eine Woche nach dem Triumph beim Song Contest erfreute Conchita Wurst die Österreicher am Ballhausplatz. Auch ein Kanzler war dabei.

Eine Woche nach ihrem spektakulären Sieg beim Eurovision Song Contest ist Conchita Wurst am Sonntag vor ihrem großen Gratiskonzert am Ballhausplatz von Bundeskanzler Werner Faymann empfangen worden. „Es ist uns eine ganz große Ehre“, unterstrich der Regierungschef in einer kurzen Ansprache. Danach ließ sich Wurst von ihren Fans feiern und gab ihren Siegertitel „Rise Like A Phoenix“ zum Besten.

Als Bundeskanzler habe er ja oft die Gelegenheit, jemandem Danke zu sagen – der heutige Moment sei aber doch etwas Besonderes: „Auf das, was Sie beim Song Contest erreicht haben, sind die Österreicherinnen und Österreicher stolz.“ Dabei gehe es nicht nur um die künstlerische Leistung, sondern auch um die Message, die Conchita Wurst im Ausland vermittle: „Eine Botschaft, die heißt: Toleranz, eine Botschaft, die heißt: Liebe, Lebensfreude.“ Entsprechend bleibe ihm klar zu sagen: „Danke auch für dieses Image, diese Ausstrahlung, diese Worte.“

Ostermayer in Rosen-Laune

Auch Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) streute der ESC-Triumphantin Rosen. Er sei jetzt beim Filmfestival in Cannes gewesen, und dennoch: „Sie glauben nicht, worauf ich am meisten angesprochen wurde…“ Tags zuvor hatte Ostermayer sich noch gegen den Vorwurf der Vereinnahmung vonseiten der ÖVP verteidigt. „Der Neid ist ein Hund“, sagte er der Tageszeitung „Österreich“. ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka hatte SPÖ-Bundeskanzler Faymann davor gewarnt, „als Trittbrettfahrer unterwegs“ zu sein.

Conchita Wurst selbst widmete ihren Sieg nochmals jenen Menschen, die an eine Zukunft mit Fortschritt glauben. „Und ich bin überzeugt, dass Österreich zu diesen Ländern gehört.“ Insofern ehre es sie, den Sieg nach Hause gebracht zu haben.

10.000 Fans

Beim großen Gratiskonzert am Ballhausplatz versammelten sich danach laut Polizeiangaben „knapp 10.000“ Fans und Freunde, um der ESC-Queen zu danken und zu lauschen. Dabei lautete das Motto: Die Wurst kam und mit ihr die Sonne. Zu ihrem Programm aus Covernummern und natürlich ihrem gleich zweimal vorgetragenen Siegerlied „Rise Like A Phoenix“ lachte die Sonne über der Menge. Dabei versicherte die bärtige Diva, mit Hochdruck an ihrem ersten Album zu arbeiten: „Ich bin sehr dankbar für jeden Vorschlag.“ Klar sei in jedem Falle eines: „Ich gebe Gas.“

Noch steht aber die Song-Contest-Nachlese am Tapet. Als Moderatoren des von ORF 2 live übertragenem Konzerts fungierten mit Kati Bellowitsch und Andi Knoll zwei ESC-Veteranen, wobei Einspieler die Karriere der Wurst nachzeichneten – und für verlässliche Buhs in der Menge sorgten, wann immer Sido auf der Leinwand erschien. Als Mitglied der deutschen Jury hatte der Rapper die Österreich-Vertreter niedrigst bewertet.

Karl Schranz reloaded

Wie einst Karl Schranz auf den Balkon des Bundeskanzleramts vor die jubelnde Menge zu treten, lehnte Wurst allerdings ab. Das sei den wirklich wichtigen Menschen vorbehalten: „Ich will am liebsten in die Menge.“ Und das tat sie dann auch.

Unterdessen werden weiter Ideen für einen möglichen Austragungsort für den Song Contest 2015 ventiliert. Laut den Tageszeitungen „Österreich“ und „Kurier“ könnte der Wiener Rathausplatz – wetterfest überdacht und in Kooperation mit dem Life Ball – eine mögliche neue Location sein. Burgtheater und Rathaus könnten demnach in den österreichischen ESC integriert werden. ORF-Finanzdirektor Richard Grasl unterstrich aber, dass zunächst Machbarkeit und Kosten detailliert überprüft werden müssten, bevor eine Entscheidung fallen könne.