Drink-Wettbewerb: Spargelsuppen-Cocktail zum Welt-Gin-Tag

Auch eine Neunjährige kann Cocktailrezepte inspirieren: Der Bad Ischler Kenny Klein servierte seinen „Rise like a Phoenix“ beim Weltfinale zum „Most Imaginative Bartender“.

Das hätte sich der ehrenwerte Thomas Dakin anno 1761 wohl nicht träumen lassen. „Sein“ Gin-Rezept, aus dem später die Marke Bombay Sapphire hervorgehen sollte, wurde in London mit Papier-Sirup (diese Franzosen!), gelbem Paprika (Belgiens Teilnehmer Ran Van Ongevalle) und weißer Schokolade (Österreichs Beitrag) kombiniert. Denn am Vorabend des weltweiten Gin-Tages ritterten 14 Mixologen aus der ganzen Welt um den Titel des einfallsreichsten Bartenders.

Gemixt wurde in der Churchill-Bar bzw. im privaten Club „Darthmouth House“ vor den gestrengen Augen von Bombay-Master Distiller Nik Fordham und den Chefs der weltbekannten Artesian Bar, Alex Kratena, bzw. der nur mit in Flaschen gefüllten Cocktails arbeitenden White Lyan, Ryan Chetiyawardana. Drei deutschsprachige Finalisten – neben dem Österreicher Klein nahmen Marian Krause (Spirits Bar/Köln) und Timothy Mulhbeyer (Schweizer Hof/Bern) die Herausforderung an – scheiterten an der ersten Hürde, dem Aufstieg unter die besten Fünf.

Verdammt, die Überzeit!

Dabei hatte Kenny Klein (Maniac Bar Artists/Bad Ischl) schon als Fixstarter gegolten. Niemand erhielt mehr Applaus als er. Geschickt verband er in seiner Geschichte Conchita Wursts Erfolgssong „Rise like a Phoenix“ mit dem Schicksal der Gin-Metropole London nach dem großen Brand („die Stadt stieg auch auf wie ein Phönix“). Dass die Inspiration für die mit weißer Schokolade, Zimt und Mandeln gesüßte Spargelsuppe, die er seinem Gin beigab, von Tochter Emily stammt, begeisterte zusätzlich. „Für sie brauche ich immer Tricks, damit sie Gemüse isst“, erklärte er die 9-jährige zur heimlichen Patin.

Trotz der perfekten Präsentation seines „Rise like a Phoenix“, in der er das Brennverfahren mit eigens angefertigten Kupferplatten, Aromasprays und Trockeneis visualisierte, scheiterte der Maniac Bar Artists-Chef an der Zeitüberschreitung. „Ich hab‘ mich verquatscht“, meinte er danach selbstkritisch zum knapp verpassten Finale. Das „Bombay Sapphire“-farbige Sakko, mit dem er sich in Berlin an die Spitze der österreichischen Anwärter für London gemixt hatte, änderte daran leider auch nichts.

Wie schmeckt Papier?

Den Sieg holte sich Remy Savage (Little Red Door/Paris) mit einer einfachen, aber perfekt umgesetzten Inspiration. Sein „Paper Anniversary“ verband den Gin mit einem Papier-Sirup. Penibel setzte der Franzose den „Geruch eines neuen Buchs in Geschmack um“. Der kräftige Drink wurde mit Vanille, Enzianwurzel und Laphroaig-Whisky (für die hölzerne Note) aromatisiert, „wie zu jedem Drink in meiner Bar“ gab es auch ein Salz, geräuchertes und normales Kochsalz vermischt, dazu. Um die Hommage an den neuen Destillerie-Standort, die ehemalige Papiermühle Laverstoke, perfekt zu machen, garnierte Remy die Cocktailgläser mit alten Banknoten, die dort einst hergestellt wurden.

Zweiter wurde der Brite Richard Wood (Duck & Waffle/London), der seinen Drink in einem nachgebauten Wald aus Moos servierte. Mit der Feier im London Cocktail Club in der Shaftesbury Avenue klang die Woche für die Bartender intensiv aus, zur inoffiziellen Aftershow Party erschienen nur mehr drei von ihnen. Passte irgendwie auch zum Tag des Gins.