Porno-Laden für Wein: Besuch in der weltbesten Vinothek

Nur Abstinenzler werden hier nicht fündig: 2.670 Spirituosen und 5.000 Weine stehen bei „Hedonism Wines“ – von 15 Euro bis zu anderthalb Millionen Euro. Der WIENER staunte.

Als der russische Investor Evgeny Chichvarkin, mit der Telekomfirma Evroset zum Milliardär geworden, „Hedonism Wines“ 2012 eröffnete, gab es nur ein Ziel: „Das beste Weingeschäft der Welt zu errichten“. Beim Besuch des WIENER in der Davies Street im noblen Londoner Stadtteil Mayfair lässt Tatiana Fokina keinen Zweifel aufkommen, dass ihr Chef gemeinsam mit dem ehemaligen Wein-Chefeinkäufer von „Harrod’s“, Alistair Viner, sein Ziel erreicht hat. 

(c) James Newton (c) James Newton

Schon beim Eingang lachen einem vertraute Flaschen, die in London wohl nur hier zu finden sind, entgegen: Whisky von Hans Reisetbauer und der „Frauenweingarten“-Veltliner des Tegernseehof-Winzers Martin Mittelbach aus der Wachau. Prunkstück ist aber die 1,2 Millionen Pfund (ca. 1,5 Mio. Euro) teure Kollektion aller „Grange“-Jahrgänge des australischen Prestige-Weinguts Penfolds: Die von 1951 bis 2007 reichende Serie umfasst ausschließlich von den Weinmakern signierte Flaschen und füllt einen eigenen Raum.

Ein Flascherl um 150.000 Euro

Auch der teuerste Wein stammt von Penfolds; die in nur 12 Stücken gefertigte gläserne Ampulle mit dem 2004er Kalimna Shiraz darin wirkt wie ein überdimensionaler Eiszapfen und schlägt mit 120.000 Pfund, also rund 150.000 Euro, zu Buche. Die teuerste Abfüllung hingegen stellt der „Janet Sheed Roberts“ von Glenfiddich dar. Der Whisky aus dem Jahr 1955 existiert nur elf Mal, die Flasche bei „Hedonism Wines“ trägt die Nummer eins und könnte – wie alle Weine im Shop – sofort mitgenommen werden. Vorher werden aber 123.734,20 Pfund (ca. 155.000 Euro) fällig.

(c) BEN-FISHER (c) BEN-FISHER

Doch die exklusiven Flaschen sind nur die Spitze des Angebots, „uns sind jeder Geschmack und jedes Budget willkommen“, erklärt Fokina. Und tatsächlich: Ab 15 Euro kann man in der Davies Street shoppen.

Die Österreicher mittendrin

Spannender Weise gibt es einiges an österreichischen Bezügen in der Londoner Wein-Kathedrale. Riedel-Dekanter und Wachauer Spitzenweine mögen zum Standard in Vinotheken weltweit zählen. Doch neben Raritäten (Macallan 50 years old, Romanee Conti „La Tache“ 1999, sämtliche Masseto-Jahrgänge) befindet sich auch ein eigener Raum mit „Sine Qua Non“-Weinen im Keller. Das Projekt des ausgewanderten Manfred Krankl genießt nicht nur aufgrund seiner spektakulären Etiketten Kultstatus; ein Dutzend (!) Mal holte er 100 Parker-Punkte mit seinen US-Rot- und Süßweinen.

(c) James Newton (c) James Newton

Und im 12-köpfigen Shop-Team findet sich mit Roland Brenner auch ein gebürtiger Steirer. Doch ehe wir mit ihm ins Gespräch kommen, erklärt die 27-jährige Tatiana schon die ausgeklügelte Technik des Ladens, die „hitze-freie Lampen, um die Weine in ursprünglichem Zustand zu belassen“, umfasst. Und schenkt uns zum Abschied noch einen 13 Stunden geöffneten 1962er Rotwein aus der Verkostbatterie neben dem Kinderspiel-Eck‘ der Vinothek ein. Penfolds natürlich. What else?