KULTUR
Wanda im Gefängnis
„Irgendwie hat es sich richtig ang’fühlt“
BOLOGNA PRISON BLUES
Auf den Spuren von Johnny Cash trampelten die Buben von Wanda am Freitag zum Glück nicht herum, sondern wandelten ganz gut darauf umher – sie spielten nämlich ein Konzert vor 70 Insassen der Justizanstalt Garsten.
von Sarah Wetzlmayr„Wir freuen uns sehr, dass wir endlich mal vor anständigen Leuten spielen!“ verkündet Marco Michael Wanda vor seinem ersten Song. Wer diese Menschen sind von denen er hier spricht? Die Gefängnisinsassen der Justizanstalt Garsten, vor denen die derzeitige Speerspitze der österreichischen Popmusik am Freitag mal eben zwei Konzerte gespielt hat. Ganz viel Amore und eingängige Gitarrenriffe in der Garstener Gefängniskapelle. Die Vorzeige-Strizis der österreichischen Popmusik mal in eher unnatürlichem Umfeld. Das Publikum dankt es ihnen jedoch mit Standing Ovations und bestimmt auch einer Portion Amore.
Der Rahmen ist für die Band, die an zwei Tagen hintereinander die Wiener Arena komplett füllte wohl mehr als intim: 70 Insassen sitzen in schnürlgeradenen Sesselreihen vor der Bühne. Normalerweise sind es zwei Nullen mehr. Die Band steigt hier in die großen Fußstapfen eines Johnny Cash oder eines Konstantin Wecker, der auch schon mal zu Besuch war. Ihm Rahmen eines Kulturverantaltungsprogramms, das alle drei Monate eine kulturelle Veranstaltung vorsieht, organisierte Georg Kamptner, Seelsorger in Garsten, dieses Event. Sein Verein heißt „drinnen und draußen“ und die Bedeutung dieses Namens ist eigentlich selbsterklärend – die Welt draußen soll mit der Gefängniswelt in Verbindung bleiben. Klingt so als wäre Musik hier die optimale Brücke. Und die Musik der Wanda-Buben offensichtlich besonders, so, oder auch ein wenig anders, lässt sich nämlich der folgende Satz aus dem Munde Marco Michael Wandas verstehen:
„Wir haben uns hier ehrlich gesagt, so bizarr es klingt, irgendwie beheimatet gefühlt. Irgendwie hat es sich richtig angefühlt für diese Menschen zu singen.“
Wo der Name Wanda überaupt herkommt lest ihr hier.
Ein kurzes Video zum Auftritt kann man sich außerdem hier ansehen.
Foto: Facebook/Dominik Sommer