KULTUR
Gegen Zeit und Raum
„Musik verbindet“ kennen wir. Jedoch zumeist nur als Floskel. Was wirklich dahinter stecken kann, beweist Damon Albarn im Juni am Roskilde Festival, denn er holt sich für diesen Auftritt das Syrische Nationalorchester auf die Bühne.
von Sarah Wetzlmayr
Damon Albarn ist dieser britische Bubikopf den man als Kopf der Bands Blur und Gorillaz kennt. Als alternatives Gegenmodell zu den Gallagher-Brüdern geistert er schon lange durch die Musikwelt. Auch von den großen Konzertbühnen hat er wohl kaum eine ausgelassen. Deshalb auch die große Hauptbühne, die Orange Stage des dänischen Roskilde Festivals nicht. Das besagte Roskilde bespielten er und seine Band Gorillaz bereits 2010 mit ganz besonderen Gaststars – dem Syrischen Nationalorchester für arabische Musik nämlich. Zuvor hatten sie bereits 2008 gemeinsam vor dem Opernhaus in Damaskus gemeinsam gespielt. Nach einigen Jahren Pause wird der Kollaboration in diesem Jahr am Roskilde eine ganz besondere Ehre zuteil, sie eröffnen das Festival.
„Die Orange Stage mit dem Syrischen Nationalorchester und einer Reihe europäischen Musikern zu eröffnen, ist unsere Art zu zeigen, wie Musik und Kultur Menschen zusammenbringen kann und Grenzen und Konflikte überwindet. Derzeit haben einige europäische Länder ihre Grenzen geschlossen und viele Menschen betrachten Flüchtlinge sogar als Belastung. Durch die Musik versuchen wir zu zeigen, wie Menschen wieder zusammenrücken können. Zudem ist es sehr wichtig für uns zu zeigen, wie die faszinierende syrische Kulturgeschichte durch den aktuellen Bürgerkrieg zerstört wird.“ Christina Bilde (Sprecherin Roskilde Festival)
Nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges 2011 gab es die Formation in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr. Viele der Mitglieder des Orchesters mussten fliehen und waren deshalb plötzlich auf der ganzen Welt verteilt. Fünf Jahre später kommen sie wieder zusammen um gemeinsam mit Albarn Musik zu machen. Auch Albarn ist kein Fremder am Festivalgelände des Roskilde. Zuerts mit Blur, später mit den Gorillaz und im letzten Jahr mit einem fünfstündigen Marathonkonzert mit Africa Express. Im vergangenen Jahr lieferte er auch einen denkwürdig spektakulären Abgang, oder besser gesagt Abtransport, denn der Musiker wollte auch nachdem er sein Konzert schon einige Zeit überzogen hatte, die Bühne einfach nicht räumen. Solange nicht bis er schließlich vom Stage Manager von Africa Express von der Bühne getragen wurde. Ob sich in diesem Jahr wieder ähnliche Bilder abspielen werden bleibt abzuwarten. Was allerdings schon jetzt feststeht ist, dass Musik als Bindeglied zwischen den Kulturen sich definitiv über Räume hinwegsetzen kann. Ob Albarn sich mal wieder auch über die Zeit hinwegsetzt wird man im Juni sehen.
Das Konzert wird am 29. Juni im Rahmen des Roskilde Festivals stattfinden.
„Musik und Kultur kann Menschen zusammenbringen“